Für Connected-Health fehlt oft der Reifegrad

Reifegrad

Veröffentlicht 25.03.2022 08:30, Wolf-Dietrich Lorenz

Die Zahl der zugelassenen Connected-Health-Angebote wird in den nächsten fünf Jahren um 40 Prozent steigen. Damit kann die stärkere Einbindung der Patienten und neue Behandlungsmöglichkeiten sowie frühere Diagnosen von Erkrankungen steigen. Derzeit gelangen lediglich 20 Prozent der Ansätze für vernetzte Gesundheitsangebote über die Testphase (Proof of Concept) hinaus. Zu diesem Schluss kommt das Capgemini Research Institute in seiner neuesten Studie „Unlocking the Value in Connected Health“.  

Unter Connected Health wird dabei ein breites Spektrum an digitalen Gesundheitsprodukten und -Services verstanden, das von Wellnessangeboten bis hin zu klinisch validierten Lösungen reicht. Derzeit testet weltweit nur jedes sechste (16 Prozent) Life-Sciences-Unternehmen Connected-Health-Lösungen oder hat für entsprechende Angebote bereits die Marktzulassung erhalten. Insgesamt ist der Reifegrad von Connected Health bei den meisten Unternehmen noch gering. Zu den wichtigsten Therapiebereichen für künftige Connected-Health-Produkte gehören in den nächsten fünf Jahren neuronal bedingte Krankheiten wie Multiple Sklerose, Alzheimer und Epilepsie, gefolgt von seltenen Krankheiten und Immunologie. Dafür plant mehr als die Hälfte der Life-Sciences-Unternehmen, Lösungen zu entwickeln: für die Fernbeobachtung von Patienten, für digitale Biomarker-Anwendungen (z. B. mit am Körper tragbaren Biosensoren), KI-gestützte prädiktive Diagnostik und Präventivmedizin.

Zu wenige Life-Sciences-Unternehmen verfügen über die organisatorische und technische Reife. Allerdings ist die Branche derzeit noch weit davon entfernt, solche Lösungen anwendungsreif zu realisieren. Erst ein Viertel der befragten Life-Sciences-Unternehmen besitzt die nötige Reife in Schlüsselbereichen des digital vernetzten Gesundheitssektors wie Portfoliostrategie, Produktdesign und Produktentwicklung. Die Studie ergab auch, dass weniger als ein Drittel der Unternehmen über die digitalen, technologischen und integrativen Fähigkeiten verfügt, die für erfolgreiche Initiativen im Bereich Connected Health erforderlich sind. So nutzt beispielsweise nur ein Viertel der Unternehmen künstliche Intelligenz, um Echtzeitdaten aus vernetzten Gesundheitsprodukten zu analysieren. Noch weniger (21 Prozent) verfügen über eine zentrale Einheit, um Innovationen, Synergien und Best Practices in ihrem Connected-Health-Portfolio zu fördern.

 

Höherer Reifegrad eher bei Großunternehmen 

Es sind überwiegend die größeren Unternehmen, die den erforderlichen Reifegrad von Connected Health –über die Strategiephase hinaus – aufweisen. Fast die Hälfte der Life-Sciences-Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 20 Milliarden US-Dollar gab an, dass ihre Portfoliostrategie und -planung ausgereift ist, verglichen mit nur 17 Prozent der Unternehmen mit weniger als einer Milliarde US-Dollar Umsatz.

Die Gründe für diese Diskrepanz sind vielfältig. Vor allem aber liegen sie darin, dass größere Unternehmen besser in der Lage sind, die beiden anspruchsvollsten Herausforderungen bei der Entwicklung und Skalierung von Connected Health zu bewältigen: (IT-)Sicherheit und regulatorische Zulassungen.

 
Von Wolf-Dietrich Lorenz
Foto: Adobe Stock / Thodonal


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