Vorurteile bezüglich IT- und Technik-Kompetenzen von Frauen immer noch weit verbreitet

Umfrage

Veröffentlicht 10.03.2023 09:10, Dagmar Finlayson

Frauen haben kaum Interesse an IT und Technik. Dieser Meinung sind tatsächlich immer noch rund 40 Prozent (38,6 %) der Deutschen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag von eco - Verband der Internetwirtschaft, die nach Gründen dafür fragte, warum der Frauenanteil in IT-Berufen so niedrig sei.1 Dem stimmen 44,9 Prozent der Männer, aber nur 32,5 Prozent der Frauen zu. Mehr als ein Drittel der Deutschen (34,8 Prozent) ist der Ansicht, dass Frauen technische Kompetenz schlichtweg nicht zugetraut wird. Das sehen 41 Prozent der Frauen, aber nur 28,5 Prozent der Männer so. Als dritthäufigster Grund wird mit 32,8 Prozent die fehlende Förderung von Frauen im Fachgebiet genannt.

„Informatik und digitale Kompetenzen müssen in Deutschland flächendeckend Einklang in die Curricula der Schulen finden, damit Mädchen möglichst früh ihre Begeisterung und ihr Talent für Tech-Themen entfalten. Denn bereits hier sehen wir ein Defizit an den Schulen, welches sich in der Wertschöpfungskette gewissermaßen nachhaltig fortsetzt“, mahnt Oliver Süme, Vorstandsvorsitzender vom eco Verband. Der Fachkräftemangel sei eklatant. Ende 2022 fehlte allein am deutschen Arbeitsmarkt die Rekordzahl von rund 326.000 MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik)-Fachkräften.2 Dieser Mangel an Beschäftigten mit fortgeschrittener Digitalkompetenz trage als wesentlicher Faktor zur Verlangsamung der digitalen Transformation in EU-Mitgliedstaaten bei. Unternehmen brauchen jetzt klare Strategien auf Top-Managementebene, um den Frauenanteil in Tech signifikant zu erhöhen“, so Süme. Im Digital Economy and Society Index (DESI), 2021 geben 55 % der EU-Unternehmen an, dass sie Schwierigkeiten haben, IKT-Fachkräfte zu rekrutieren.Ursachen für den Gender Gap in der Internetwirtschaft seien auch in Versäumnissen der digitalen Bildung, tradierten Rollenbildern wie in der fehlenden Berufsfeldvermittlung zu suchen, so Süme.


Rollenklischees überwinden
Tradierte Rollenklischees und Kompetenzzuschreibungen von außen versperren Mädchen schon früh den Weg in eine erfolgreiche Karriere in Tech. So erwägen zehnmal weniger Mädchen als Jungen im Alter von 15 Jahren einen technischen Beruf zu ergreifen.4   “Wir brauchen ein gesamtgesellschaftliches Umdenken, damit zukünftig mehr Frauen den Weg in die Tech-Branche finden. Wirtschaft, Politik und Bildungseinrichtungen müssen gemeinsam dieses Umdenken anstoßen und fördern. Es braucht Bildungsangebote und Initiativen wie beispielsweise unsere #LiT – Ladies in Tech, damit Mädchen und Frauen die vielfältigen Karriereoptionen in Tech und IT für sich entdecken und ergreifen“, ergänzt Lucia Falkenberg, Chief People Officer beim eco Verband und DE-CIX. Bildung nehme auf dem Weg zu mehr Geschlechtervielfalt in der IT-Branche eine Schlüsselrolle ein. Denn Geschlechterklischees werden mitunter bereits im Kindesalter zu Hause und in den Schulen genährt und beeinflussen die Berufswahl nachhaltig. Um wirksame Veränderungen zu schaffen, braucht es daher eine gemeinsame Anstrengung aller Akteure aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft.

 


eco fördert Frauen in Tech im Rahmen der Initiative #LiT – Ladies in Tech
Bereits im Frühjahr 2019 hat der eco Verband die Initiative „#LiT – Ladies in Tech“ gegründet, die weiblichen Fach- und Führungskräften in der Digitalwirtschaft bzw.  in Digitalberufen eine Plattform zum Austausch bietet. Mit der Initiative will der Verband Frauen in der Internetwirtschaft Gesicht und Stimme verleihen. Unter Beteiligung starker Partner aus Wirtschaft und Gesellschaft setzt sich die Initiative dafür ein, Frauen aller Digital-Disziplinen sichtbarer zu machen, deren aktive Teilhabe an der Gestaltung der digitalen Transformation zu fördern und dem Fachkräftemangel nachhaltig entgegenzuwirken.


Weitere Informationen zur Initiative #LiT - Ladies in Tech

1 Das Meinungsforschungsunternehmen Civey hat im Auftrag von eco 2.500 Personen zwischen dem 15.02.22 und dem 16.02.2023 befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Einwohner der BRD ab 18 Jahren. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei 3,6 Prozent./em>
2Anger, Christina / Betz, Julia / Kohlisch, Enno / Plünnecke, Axel, 2022, MINT-Herbstreport 2022. MINT sichert Zukunft, Gutachten für BDA, Gesamtmetall und MINT Zukunft schaffen, Köln
3EU Commission Digital Economy and Society Index, November 2021

OECD report, BRIDGING THE DIGITAL GENDER DIVIDE INCLUDE, UPSKILL, INNOVATE

 

Über eco: Mit rund 1.000 Mitgliedsunternehmen ist eco der größte Verband der Internetwirtschaft in Europa. Seit 1995 gestaltet eco maßgeblich das Internet, fördert neue Technologien, schafft Rahmenbedingungen und vertritt die Interessen seiner Mitglieder gegenüber der Politik und in internationalen Gremien. Die Zuverlässigkeit und Stärkung der digitalen Infrastruktur, IT-Sicherheit und Vertrauen sowie eine ethisch orientierte Digitalisierung bilden Schwerpunkte der Verbandsarbeit. eco setzt sich für ein freies, technikneutrales und leistungsstarkes Internet ein.

Quelle: eco - Verband der Internetwirtschaft e.V.

Symbolbild: Christina@wocintechchat.com (Unsplash)


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