IT-Automatisierung im Gesundheitswesen: Eine vielversprechende Allianz

Robotik

Veröffentlicht 01.10.2021 08:30, Dagmar Finlayson

Die Pandemie hat Gesundheitssysteme weltweit belastet und an ihre Grenzen gebracht. Sie hat aber auch gezeigt, wie hilfreich moderne Technologie bei der Patientenversorgung sein kann – und zwar auch Lösungen, an die man vielleicht nicht sofort denkt: Durch Innovationen wie künstliche Intelligenz und Roboter können viele Herausforderungen im Gesundheitswesen gemeistert werden. Natürlich müssen gerade bei der IT-Automatisierung im Gesundheitswesen gesellschaftliche Faktoren und gesetzliche Richtlinien beachtet werden. Auch sollte der Patient und seine Bedürfnisse weiterhin im Mittelpunkt stehen.

Fünf drängende Herausforderungen im Gesundheitswesen

KI und Roboter arbeiten am effektivsten, wenn sie auf die Lösung ganz bestimmter Probleme hin optimiert werden. Im Gesundheitswesen gibt es folgende fünf Herausforderungen, bei denen Automatisierung ganz konkret unterstützen kann:

  1.  Zugang zu medizinischer Versorgung: Eine grundlegende Gesundheitsversorgung sollte eigentlich ein Menschenrecht sein. Dennoch haben Millionen Menschen keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu medizinischer Versorgung.
  2.  Finanzierung: Gesundheit ist teuer – sowohl für den Staat als auch für jeden Einzelnen. Die Ausgaben für ein funktionierendes Gesundheitswesen steigen schneller als das Bruttosozialprodukt vieler Staaten– und deshalb ist die medizinische Versorgung in vielen Ländern lückenhaft.
  3.  Sicherheit der Patienten: Laut einer Recherche der John Hopkins Medicine Organisation liegen Behandlungsfehler auf dem dritten Platz bei den Todesursachen in den USA, zumindest vor der Covid-19-Pandemie. Die Ursache sind dabei oft schlecht funktionierende Abläufe oder organisatorische Mängel.
  4. Personalmangel: Für viele Kliniken ist es eine Herausforderung, professionelles medizinisches Fachpersonal einzustellen oder zu halten. Eine vom ZDF zitierte Studie beziffert die Zahl der Pflegekräfte, die einen Berufswechsel in Erwägung zieht, auf 32%.
  5. Bessere Arbeitsabläufe: Im Vergleich zu anderen Branchen sind die Abläufe im Gesundheitswesen oft noch wenig automatisiert. Tatsächlich hat sich gezeigt, dass Pflegekräfte weniger als die Hälfte der Zeit mit den Patienten verbringen. Ein Grund dafür ist der große administrative Aufwand. Dies kann etwa dazu führen, das relevante Patienteninformationen erst verspätet an behandelnde Ärzte oder anderes Pflegepersonal weitergegeben werden.

Wie KI in Krankenhäusern unterstützen kann

Die Probleme und Herausforderungen sind also groß. Die gute Nachricht ist, dass der gezielte Einsatz von Technologie-Lösungen bei mehreren Problemen gleichzeitig helfen kann. Auf klinischer Ebene kann KI herangezogen werden, um bei Pharmastudien den Prozess und die Tests von pharmazeutischen Produkten zu beschleunigen. Radiologen können mit Hilfe von künstlicher Intelligenz besser wiederkehrende Muster auf Röntgen- und MRT-Bildern erkennen und so größere Datenmengen schneller auswerten. KI eignet sich ebenso zur Unterstützung bei klinischen Diagnosen. Eine der größten Gefahren für Patienten in Krankenhäusern ist etwa eine Blutvergiftung. Mit KI kann die Wahrscheinlichkeit einer Sepsis vorhergesagt werden. Dies verschafft den Pflegekräften wertvolle Zeit für die Behandlung  – was über Leben und Tod entscheiden kann.

In der Verwaltung können mit KI die Ressourcen besser koordiniert und Kapazitäten erhöht werden. Die Verfügbarkeit von freien Betten bei einer hohen Anzahl von Patienten war auch vor Covid-19 ein gängiges Problem in vielen Krankenhäusern. Um die größtmögliche Anzahl an Menschen versorgen zu können, müssen Krankenhäuser anhaltend effizient arbeiten. Durch Vorhersage basierend auf Daten kann KI beispielsweise die Dauer einer Operation bemessen und das Personal frühzeitig benachrichtigen, sobald es den Operationsaal für den nächsten Patienten vorbereiten kann.

KI kann auch die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen, im klinischen Umfeld verwendeten IoT (Internet of Things)-Geräten verbessern. In einem durchschnittlichen Krankenzimmer gibt es vier oder fünf Geräte, die die Patienten in Echtzeit überwachen. Diese Geräte benötigen aber auch selbst ein konstantes Monitoring, um eine optimale Funktion zu gewährleisten. Eine regelmäßige Erinnerung dazu auf die mobilen Geräte des Personals kann die Organisation erleichtern.

Roboter können in Krankenhäusern auch beim Transport von Geräten und Material durch die oft riesigen Krankenhäuser unterstützen. Roboter könnten beispielsweise Medikamente und andere Produkte zu den Ärzten und Krankenschwestern bringen, so dass diese genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort verfügbar sind. Wenn ein Patient ein bestimmtes Medikament braucht, holt der Roboter dies etwa in der Medikamentenausgabe. Auch das wäre eine Entlastung für die Pflegekräfte und würde Kapazitäten freisetzen. Und das Personal könnte sich dringenderen Aufgaben widmen. 

Ein Ausblick in die Zukunft

Die Einbindung KI-gestützter Automatisierung im Gesundheitswesen hat bereits begonnen. Doch wie wird es in den nächsten fünf bis zehn Jahren aussehen?

Beispielsweise wird die Personalverwaltung weiter automatisiert werden. Aktuell sind KI-gestützte Anwendungen bereits in der Lage, Arbeitspläne anhand des Arbeitsaufkommens zu generieren. Dabei wird gemessen, wie hoch oder niedrig der generelle Personalbedarf ist, und wie viel Personal in der aktuellen Situation ausreichend ist. Ein erweitertes System könnte zukünftig alle Bereiche der medizinischen Versorgung mit einbeziehen. In Echtzeit und basierend auf Vorhersagen könnte die Personalverwaltung wesentlich dynamischer und flexibler werden.

Auch mehr Kommunikation zwischen Robotern und Mitarbeitern brächte Vorteile: Intelligentere Maschinen könnten Pflegekräften dabei helfen, die Verfügbarkeit von Produkten zu ermitteln, Ersatz herbeizuschaffen und Engpässe vorherzusehen. Roboter würden so zu einer echten Unterstützung der Pflegekräfte werden.

Die gemeinsamen Fähigkeiten von KI und Robotern könnten sogar eine der großen Herausforderungen des Gesundheitswesens erfolgreich lösen: die Übermittlung von Daten. Durch die Stärken beider Systeme – Analyse und Mobilität – könnte die KI die Roboter mit den relevanten Informationen für anstehende Aufgaben versorgen – ähnlich wie es heute schon in anderen Branchen geschieht. Und das Pflegepersonal gewinnt mehr Zeit, wenn Roboter und KI Entscheidungshilfen und Vorhersagen basierend auf Daten zur Verfügung stellen. Die gewonnene Zeit kann dann für eine persönlichere Pflege genutzt werden – und unterstützt somit eine entscheidende Grundlage in der Medizin: menschliche Nähe und persönliche Betreuung.

 

Mehr Informationen, wie KI und Roboter das Gesundheitswesen unterstützen können, erhalten Sie unter: www.zebra.com

 Chris Sullivan, Global Healthcare Practice Lead, Zebra Technologies


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