Der KH-IT ist längst eine feste Größe in der Branche

Tagung

Veröffentlicht 27.03.2022 14:00, Dagmar Finlayson

Flagge zeigen lautet die Parole für den KH-IT. Der wichtige Bundesverband für Krankenhaus-IT-Leiterinnen/-Leiter hat Schwierigkeiten der vergangenen Jahrzehnte und auch Corona stabil überwunden. Darüber sollte der KH-IT immer wieder reden – und auch darüber, wie die Perspektiven für den Verband, der Mehrwert für IT-Leiter und die Digitalisierung im Krankenhaus aussehen. Horst-Dieter Beha, Vorsitzender des Bundesverband der Krankenhaus-IT-Leiterinnen/-Leiter, hat das Wort. Anlass ist die virtuelle Frühjahrstagung 2022 des Bundesverbandes der Krankenhaus IT-Leiterinnen/Leiter KH-IT „Medizintechnik und Consumergeräte in der Krankenhaus IT“am 30. und 31.3.2022.

Die Zahl der Krankenhäuser und IT-Verantwortlichen schrumpft. Wie bleiben die alten Mitglieder bei der Stange? Wo kommen neue Mitglieder her?

Horst-Dieter Beha: Trotz der Pandemie und den notwendigen Einschränkungen, trotz Krankenhausfusionen und damit vermeintlich einer geringeren Zahl an Verantwortlichen im IT-Bereich hat der KH-IT eine stabile Mitgliederentwicklung mit leicht ansteigender Mitgliederzahl pro Jahr zu verzeichnen. Das mag im ersten Augenblick überraschen. Bei näherem Hinsehen wird aber schnell klar, dass ja umgekehrt der Grad an Digitalisierung im Gesundheitswesen immer größer wird und damit auch Verantwortliche für das Geschehen in der Krankenhaus-IT nach wie vor und in verstärktem Maße gefragt sind. Wir haben schon vor einigen Jahren den Trend der Zeit erkannt und sind von dem Prinzip weggegangen, dass nur DER eine und einzige IT-Verantwortliche einer Hauses oder einer Klinikkette bei uns Mitglied sein kann. Tatsächlich ist es nämlich so, dass es diese Personen in der hergebrachten klassischen Form immer weniger gibt. Eine komplexe IT-Landschaft kann nicht mehr nur durch eine Person gesteuert werden. Oft sind es schon in mittelgroßen Krankenhäusern mehrere Verantwortliche, welche die einzelnen Bereiche unter sich aufteilen. Der eine macht die Technik, eine anderer Projekte, wieder jemand anderes steuert den Servicedesk oder die Anwendungsbetreuung. Der Gesamtverantwortliche an der Spitze, gerade dann bei den großen Zentralversorgern, hat oft nur noch eher repräsentative und rein strategische Funktionen. Wenn wir als fachlich orientierter Verband konkret über Themen diskutieren und uns austauschen wollen, dann sind wir gut beraten, nicht als nur Vereinigung der Spitzenrepräsentanten aus der Krankenhaus-IT aufzutreten, sondern auch die nachgeordneten Ebenen mit einzubeziehen. An den Großverbünden oder Unikliniken gibt es inzwischen IT-Bereiche mit an die 200 Mitarbeitern und komplexen Organigrammen. Diese Breite spiegelt auch die zunehmende Durchdringung der Digitalisierung wider. Somit bleiben wir nicht nur bei einer gesunden Mitgliederzahl, sondern können mit der Branche mitwachsen.

Welche Punkte können und müssen für den KH-IT in einer „strategischen Vision“ die künftige Richtung weisen? Wie lautet die KH-IT-Agenda, etwa bei Digitalisierung im Krankenhaus und dem Faktor Mensch ?

Horst-Dieter Beha: Das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) hat uns endlich den lang ersehnten Geldsegen für IT-Projekte beschert, um die dringendsten Altlasten im Investitionsstau der letzten Jahre anzugehen. Schon werden Stimmen laut, ob das eine Eintagsfliege ist oder diese Art der Finanzierung auch kontinuierlich fortgesetzt werden wird. So wichtig diese Frage auch ist, werden wir nun erst einmal die im Raum stehenden Projekte angehen müssen, was zweierlei bedeutet. Zum einen sind dafür personelle Ressourcen nötig (auch ein langjähriges Wunsch der Branche), die aber erst einmal auf dem Markt gefunden werden müssen. Wenn sich dann andererseits aber der IT-Bereich in den Krankenhäusern ausweitet, dann steigt die Komplexität der IT-Landschaft immer weiter und die neuen wie die vorhandenen Mitarbeiter müssen geführt werden. Das macht man nicht alles nebenbei so mit. Neue Strukturen sind gefragt, um sich organisatorisch  zukunftssicher aufstellen zu können, sich das Management bedarfsgerecht aufzuteilen und effizienter zu werden. Dieser Prozess ist hochkomplex und niemand hat dafür einen Generalplan. In solchen Fällen hilft oft die sogenannte Schwarmintelligenz. Das wiederum macht die Vernetzung untereinander, den gegenseitigen Austausch immer wichtiger. Eine Plattform wie der KH-IT dient nicht nur dazu, sich über IT-Lösungen auszutauschen, sondern auch im Konzert mit den Mitstreitern auf ähnlichen beruflichen Positionen seinen eigenen Standort zu bestimmen und einzuschätzen. Es soll die Digitalisierung voran kommen, aber dabei die Menschen dahinter mitgenommen werden. Das gilt natürlich für die Anwender, aber auch für das IT-Personal selbst. Hier muss der Verband weiterhin und sicher noch stärker eine Anlaufstelle bieten, um nicht im Dickicht der Aufgaben und Anforderungen verloren zu gehen.

Was ist zu tun, um die Stellung des IT-Leiters in der Klinik als Führungskraft zu stärken im Sinne einer bestmöglichen und wirtschaftlichen Unterstützung der Patientenversorgung? Was ist hier durch den KH-IT an guten Aktivitäten geschehen?

Horst-Dieter Beha: Die Stakeholder der Kliniken wissen inzwischen recht genau wohin sie in Sachen IT wollen. Ging es früher für den IT-Manager eher darum, aufzuzeigen was möglich ist, verlagert sich die Aufgabe immer mehr dazu hin, den Weg zur Lösung zu orchestrieren und schnellst- und bestmöglich Qualität abzuliefern. So wird die IT-Abteilung  im Unternehmen vor allem gesehen. Damit ergibt sich die Führungsposition ganz automatisch in Richtung der Kommunikation und Koordination der Mitstreiter in der IT und der externen Lieferanten. Die Herausforderung ist, nach außen hin verlässliche Qualität für die Anwender zu liefern und dies möglichst transparent. Hier ist viel organisatorisches Geschick gefragt, um zu Standardabläufen zu kommen, die nicht bei jedem neuen Projekt wieder in Frage gestellt werden müssen. Natürlich kann das niemand allein und einfach so. Der KH-IT bietet dazu eine ganze Palette an Hilfestellungen an. Das fängt an bei Praxisberichten aus den Krankenhäusern bei Tagungen, das geht weiter über Fachseminare zu fachlichen und Softskillthemen und zu Projektmanagement und endet noch lange nicht bei der Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch auf Clubabenden und seinem sich selbst aufgebauten Netzwerk von Kontakten aus KH-IT-Veranstaltungen. Allerdings, das muss man hier ebenfalls erwähnen, ist der Verband kein Selbstbedienungsladen und keine Einbahnstraße. Wir haben über 500 aktive Mitglieder. Je mehr diese sich in die Diskussionen und den gegenseitigen Austausch einbringen, desto größer wird das Wissen, von dem alle profitieren können. Der KH-IT hat nicht für jede Fragestellung eine Lösung fertig in der Schublade. Aber er gibt fast immer den sprichwörtlichen Hinweis auf den, der etwas weiß oder wissen könnte, was ja meist im Zweifel weiterhilft.

Wie können die Interessen der KH-IT-Mitglieder in der Politik und den Verbänden/Industrie unterstrichen und vertreten werden?

Horst-Dieter Beha: Im Rahmen ehrenamtlicher Arbeit ist eine Vertretung gegenüber der Politik und der Industrie natürlich immer nur punktuell möglich. Der KH-IT ist längst eine feste Größe in der Branche und wird auch immer wieder zu unterschiedlichsten Themen angefragt. Dazu gibt es Arbeitsgruppen, in denen mit der Industrie, konkret dem BvITG, zusammen in regelmäßigen Treffen Lösungen erarbeitet werden. Bei der Bewertung des KHZG im Vorfeld zu dessen Umsetzung war unser Verband zur Stellungnahme gefragt und ist es auch zu den Rahmensetzungen für die Anforderungen an kritische Infrastrukturen. Wir haben dazu Vorstandsmitglieder, die sich auf diese Themen spezialisiert haben, wünschen uns aber immer auch hier aus den Reihen der Mitglieder zusätzliche Expertise. Wir können und wollen keine hauptamtlichen Berater und Spezialisten beschäftigen und arbeiten nach wie vor nach unserem Slogan „aus der Praxis für die Praxis“. Sich hier weiter zu professionalisieren ist ein immer wieder einmal diskutierter Schritt. Diesen sind wir vor allem bisher deshalb nicht gegangen, weil wir uns im engeren Sinne als Berufsverband verstehen, also als Vertreter unserer Mitglieder aus deren Kreis heraus. Zusätzlichen Input aus fachfremden Bereichen erhalten wir zusätzlich von unseren Beiräten.

Foto: Horst-Dieter Beha, Vorsitzender des Bundesverbandes der Krankenhaus-IT-Leiterinnen/-Leiter: „Der KH-IT ist längst eine feste Größe in der Branche und wird auch immer wieder zu unterschiedlichsten Themen angefragt.“


Agenda KH-IT-Frühjahrstagung 2022

 

30.3.2022

Innovative Geräte

10:00 Eröffnung und Begrüßung
Herr Beha, Vorsitzender KH-IT e.V.
Frau Heimel, Leitung der IT-Abteilung PZN

10:05 Einführung in das Tagungsthema
Agenda-Team aus Vorstandsmitgliedern und aktiven Mitgliedern des KH-IT e.V.

10:15 Keynote - „MITeinander“
Herr Birkemeyer, Gelsenkirchen Coach & Unternehmensberatung

Video: Industriepartner stellen sich vor

11:00 VR Brille – Schmerztherapie
Dr. Palta, Bezirksregierung Arnsberg Medizinaldezernent

11:40 DiGA – was geht, was kommt
Frau Nelde, Flying Health Berlin Senior Insights Manager

Video: Industriepartner stellen sich vor

12:15 Mittagspause Video: Industriepartner stellen sich vor

14:15 Revolution in der Visite mit einer Brille
Herr Schnur, MARIS Healthcare GmbH, Illingen Geschäftsführer

15:00 Augmented Reality in der Endoprothetik
PD Dr. Rolf, Franziskus-Hospital Harderberg Chefarzt Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie

Video: Industriepartner stellen sich vor

15:30 Aktuelle Stunde Teil1 KHZG & Telematikinfrastruktur
Herr Beyer, DKG Berlin
Prof. Dr.-Ing. Staemmler, wiss. Beirat KH-IT

16:00 Impressionen aus 25 Jahren KH-IT Tagungen
Herr Ries, Ehrenvorsitzender KH-IT e.V.

19:00 Clubabend März 2022
SciFi Lesung Herr Boldt, Klinikum Oldenburg, Autor launiger Gesprächsrunden


31.03.2022

Vernetzung medizintechnischer Geräte

10:00 Überwachung des Netzwerks & die Nutzung der Medizingeräte
Herr Trittelvitz, medigate Regional Director Sales Central Europe

10:30 Medizintechnik wird smart - riskant? Kopplung Mensch - Maschine
Herr Kindler, K-K-C, Weilerswist Präsident

Video: Industriepartner stellen sich vor

11:30 Software als Medizinprodukt
Prof Dr. Johner, Johner Institut GmbH, Konstanz Gründer und Ideengeber

Video: Industriepartner stellen sich vor

12:15 Mittagspause Video: Industriepartner stellen sich vor

14:00 Medizingeräte-Integrationsplattform für eine ruhigere ITS
Dr. Jendrysiak, ASCOM, Frankfurt/M Clinical Workflow Consultant

14:45 Vernetzung robotisch gestützter Operationssysteme
Herr Schiller, Intuitive Projektmanager

Video: Industriepartner stellen sich vor

15:30 Aktuelle Stunde
 §75c, B3S, gesetzl. Neuerungen
Herr Schütz, Vorstand KH-IT e.V.
Herr Bachmann, Rechtsanwalt, rechtl. Beirat

16:00 3D-Druck in der Gefäßchirurgie – Technologie und Anwendungsbeispiele
Prof. Dr. Dorweiler, Universitätsklinikum Köln, Chefarzt für Gefäßchirurgie

16:30 Ausblick auf die Herbsttagung 2022
Herr Behl, Vorstand KH-IT e.V
Herr Herz, Vorstand KH-IT e.V.

16:45 Ende der Tagung

 


Agendaverantwortliche aus dem KH-IT

Agendaverantwortliche aus dem KH-IT sind  (Foto obere Reihe v.li.) Andreas Lockau, Dietmar Zelinski, Bastian Stockhausen und (Foto untere Reihe) Ulrich Wieland (lockau@kh-it.de, wieland@kh-it.de, tagung@kh-it.de). Die Organisation betreut Alexandra Heimel, IT-Abteilungs-Leiterin, Psychiatrisches Zentrum Nordbaden (PZN), tagung@kh-it.de

 


KH-IT: Aus der Praxis für die Praxis

Der Bundesverband der Krankenhaus-IT-Leiterinnen/Leiter e.V. KH-IT vertritt die Interessen der Krankenhaus-IT Leiterinnen und Leiter. Er macht es sich zur Aufgabe, die Stellung der IT in der Klinik zu stärken im Sinne einer bestmöglichen und wirtschaftlichen Unterstützung der Patientenversorgung. Auf verbandseigenen Veranstaltungen sorgt der Bundesverband der Krankenhaus-IT-Leiterinnen/Leiter e.V. KH-IT regelmäßig für den Meinungsaustausch über die Zukunft der Krankenhaus-IT und für Diskussionen über die aktuellen Entwicklungen und Trends im Gesundheitswesen. Der KH-IT ist der führende Berufsverband der Krankenhaus-IT-Führungskräfte. Das Motto der Konzepte, Projekte und Lösungen lautet dabei: Aus der Praxis für die Praxis. Ausgewählte Industrieaussteller haben dabei die Gelegenheit, sie zum Wissenstransfer für Anwender zu begleiten. Der KH-IT veranstaltet jährlich eine Frühjahrstagung und eine Herbsttagung. Der KH-IT steht allen leitenden und/oder verantwortlichen Mitarbeitern der Krankenhaus-IT offen. www.kh-it.de


von Wolf-Dietrich-Lorenz


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