Pflegeperspektive: Prozesse und Patienten im Blick

KH-IT-Herbsttagung 2020 online

Veröffentlicht 16.08.2020 14:00, Kim Wehrs

„Anwenderperspektiven & Neuentwicklungen“ lautet das Motto der interaktiven Online-KH-IT-Herbsttagung am 16. und 17.09.2020. Ein Referent ist Ass.-Prof. Dr. Werner Hackl von UMIT Private Universität für Gesundheitswissensch., med. Informatik und Technik Ges.mbH in Hall in Tirol, Österreich. Auf der KH-IT-Herbsttagung stellt er das Themenfeld „Pflegeperspektive: Prozesse und Patienten im Blick“ vor. Im Interview skizziert er Impulse, Rahmen und die Rolle der IT.


Wie können Pflegeverantwortliche als Taktgeber bei der Digitalisierung für Beruf und Patientenwohl entscheidend mitwirken?
Werner Hackl:  Pflegeverantwortliche müssen über die entsprechenden Kompetenzen in Pflegeinformatik und Health Information Management verfügen, um Taktgeber*innen sein zu können. Sie müssen wissen, wie man IT-Systeme und vor allem auch Prozessabläufe analysiert, bestehende Schwachstellen erkennt und eigene Anforderungen an die Gestaltung von Abläufen und IT-Systemen nachvollziehbar definiert. Es gibt bereits einige sehr gute Aus- und Weiterbildungsangebote in diesem Bereich bis hin zu eigenen Studiengängen in Health Information Management. Diese Angebote müssen Pflegeverantwortliche annehmen und auch ihre Personalentwicklung auf diesen Bereich ausrichten.

Welche Rahmenbedingungen sind vor allem nötig, um die Potenziale der Digitalisierung im Care Management der Spitäler stärker nutzen zu können?
Werner Hackl:  Zu allererst braucht es eine Vision. Was will man mit der Digitalisierung erreichen? Welche Potenziale sollen genutzt werden? Dann braucht es eine IT-Strategie, die diese Vision festschreibt. Dann die entsprechende taktische Planung und Umsetzung in Projekten mit klaren Zielen und ausreichenden Ressourcen, personell und materiell. Und es braucht natürlich entsprechende Kompetenzen, um die Projekte erfolgreich umzusetzen.

Wie ist bei der digitalen Transformation der Anspruch zu verwirklichen: „Die IT muss sich dem Nutzer anpassen, nicht umgekehrt"?
Werner Hackl:  Digitalisierung "passiert" allgegenwärtig. Sie ist sozusagen Ausdruck und Folge der natürlichen Evolution. Die IT ist lediglich ein weiteres Werkzeug, dessen wir uns bedienen. Genauso wie der Faustkeil und Myriaden von Werkzeugen nach ihm. Der Anspruch, dass sich IT anpassen muss, ist also falsch. Werkzeuge passen sich nicht von selbst an. Sie müssen gestaltet werden. Dazu müssen die Nutzer*innen mit qualifizierten Werkzeugmacher*innen auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Und natürlich müssen die Nutzer*innen auch entsprechend mit den Werkzeugen umgehen können. Hier wären wir wieder bei den Kompetenzen.

Was wollen Sie als Referent den Verantwortlichen aus Krankenhäusern auf der KH-IT-Herbsttagung vor allem mitgeben?
Werner Hackl:  Ich möchte ihnen mitgeben, wie wichtig ihre eigene Vision für die Gestaltung der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist. Dass sie die Digitalisierung strategisch planen müssen und welche Kompetenzen ihre Mitarbeiterinnen brauchen, um diese Planung umzusetzen.  




Informationsverarbeitung in der Pflege

Der zunehmende Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie im Gesundheitswesen verlangt auch von Angehörigen der Pflegeberufe Kompetenzen zur Nutzung der entsprechenden Systeme und Verfahren. Vor diesem Hintergrund haben sich die AG „Informationsverarbeitung in der Pflege“ der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Biometrie und Epidemiologie (GMDS), die Österreichische für Pflegeinformatik (ÖGPI) Gesellschaft für Pflegeinformatik (ÖGPI) und die Schweizerische Interessensgruppe Pflegeinformatik (IGPI) innerhalb des Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) entschlossen, gemeinsame Empfehlungen für benötigte Kernkompetenzfelder zu erarbeiten.
Auf Basis einer iterativen multimethodischen Vorgehensweise unter Einbeziehung von einer großen Anzahl von Fachexperten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (D-A-CH) wurden 24 notwendige Felder von Kernkompetenzen definiert und deren Relevanz für fünf typische Berufsfelder in der Pflege bewertet. Damit liegt erstmalig eine wissenschaftlich fundierte Empfehlung für zu vermittelnde Kernkompetenzfelder in der Pflegeinformatik für verschiedene pflegerische Berufsfelder vor. Sie richtet sich an alle Personen mit Verantwortung für die Planung von Studium, Lehre, Aus- und Weiterbildung in der Pflege.

Da der praktische Umgang mit mobiler, digitaler Technologie wie Smartphones immer selbstverständlicher wird und sich zu einer Kulturtechnologie wandelt, gewinnen andere Kompetenzen jenseits der reinen Bedienung von Computern an Bedeutung. Diese beinhalten Wissen und Fähigkeiten, digitale Technologien sinnvoll in die Arbeitsabläufe einzubauen.
Vor diesem Hintergrund finden sich  
1. Pflegedokumentation
2. Datenschutz und Datensicherheit
3. Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement
4. Prozessmanagement
5. Projektmanagement
unter den fünf wichtigsten Kernkompetenzbereichen. Ebenso verdeutlichen die Empfehlungen den Bedarf an Weiterbildungsmaßnahmen in der Pflegeinformatik.  

(Quelle: Welche Kernkompetenzen in Pflegeinformatik benötigen Angehörige von Pflegeberufen in den D-A-CH-Ländern? Eine Empfehlung der GMDS, der ÖGPI und der IGPI; GMS Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie 2017, Vol. 13(1), ISSN 1860-9171)



Online-Informationen Pflegeinformatik
www.umit.at/him
www.umit.at/pflegeinformatik

Kompetenzempfehlungen für die D-A-CH Länder
https://www.egms.de/static/de/journals ... /2017-13/mibe000169.shtml  



KH-IT-Herbsttagung 2020: Themen und Referenten

Eröffnung und Begrüßung
Horst-Dieter Beha, Vorsitzender KH-IT e.V.
Freddy Bergmann, Kaufmännischer Geschäftsführer der Universitätsmedizin Mannheim

Einführung in die Agenda
Prof.’in Dr. Anke Simon, Beirätin KH-IT e.V.
Lars Forchheim, Vorstand KH-IT e.V.

Innovation und Technologie
Walid Sbaih, Operativer Leiter der Innovation und Technologie Rhein Neckar MA und LU GmbH

Klinikärzte setzen große Hoffnung in Digitalisierung. Anwenderzufriedenheit und Usability
Priv. Doz. Dr. Peter Bobbert, Leiter AG Digitalisierung Marburger Bund

Pflegeperspektive: Prozesse und Patienten im Blick
Ass.-Prof. Dr. Werner Hackl, UMIT

Digitale Transformation – Chancen und Erwartungen von Patienten
Marcel Weigand, Leiter Kooperationen und digitale Transformation UPD Patientenberatung Deutschland gGmbH

Heute ist morgen schon gestern – wie die IT war, ist und werden könnte
Bernhard Calmer, CGM, BVITG

Von Megatrends und Projekten – Was ist heute schon Realität!
Claudia Möller, Leiterin Zentraler Dienst FuE & Innovationsmanagement

KI, Plattformökonomie, Datenbereitstellung und Patientenakten - wie sich Versorgung verändert - aus Sicht einer großen Krankenkasse
Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung BW

Health Data Office der Zukunft
Jürgen Bosk, DMI

Mehrwert und Nutzen digitaler Pflegedokumentation am Beispiel von IDA.Care
Dr. Anne Wichels-Schnieber, Geschäftsführerin und Jasmin Greskötter, Leitung Projektmanagement & Projektentwicklung, KDD Digital Healthcare GmbH


Aktuelle Stunde – TI / MDR / UPKRITIS
Fokus: Telematik Infrastruktur, Prof. Martin Staemmler, Beirat KH-IT e.V.
Fokus: Medizintechnik, Ulrich Wieland, Beirat KH-IT e.V.
Fokus: Informationssicherheit, Thorsten Schütz, Vorstand KH-IT e.V.


Ausblick auf die Frühjahrstagung 2021
Jürgen Flemming, Vorstand KH-IT e.V.

In den Pausen: Fragen und Antworten im Chat

Begleitend zu den Vorträgen: Im Gespräch mit der Industrie - Mit den Industrieausstellern im virtuellen Raum


Ansprechpartner KH-IT-Herbsttagung 2020
•    Ansprechpartner/Ansprechpartnerin Agenda: Lars Forchheim / Prof.in Dr. Anke Simon, Bundesverband KH-IT e.V., forchheim@kh-it.de / simon@kh-it.de
•    Ansprechpartner Organisation: Günter Gartner KH-IT e.V., gartner@kh-it.de



KH-IT- Profil
Der Bundesverband der Krankenhaus-IT-Leiterinnen/Leiter e.V. kurz KH-IT ist der führende Berufsverband der Krankenhaus-IT-Führungskräfte. Der KH-IT steht allen leitenden und/oder verantwortlichen Mitarbeitern der Krankenhaus-IT offen.
www.kh-it.de


Foto: Ass.-Prof. Dr. Werner Hackl, UMIT der Privaten Universität für Gesundheitswissensch., med. Informatik und Technik Ges.mbH in Hall in Tirol, Österreich

Text: Wolf-Dietrich Lorenz


Lesen Sie mehr zum Thema "Bundesverband KH-IT"

Vorstandswahl Bundesverband KH-IT 2023
Bundesverband KH-IT
KH-IT

Lesen Sie hier die neuesten Beiträge

Diese Webseite verwendet Cookies.   Mehr Info.      oder