Covid-19: Arbeitsplatz im Homeoffice

Coronakrise bringt unvorhergesehenen Boom

Veröffentlicht 12.11.2020 14:20, Kim Wehrs

Zwei Drittel der Bundesbürger sehen digitale Technologien im Kampf gegen das Coronavirus als hilfreich an. Jeder fünfte Berufstätige arbeitet wegen Corona erstmals im Homeoffice. Die Potenziale, die digitale Technologien grundsätzlich bieten, werden erkannt.

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie misst eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger der Digitalisierung große Bedeutung bei. Zwei Drittel (65 Prozent) sind der Ansicht, dass digitale Technologien dabei helfen können, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, etwa durch Homeoffice.
Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von mehr als 1.000 Bundesbürgern ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Von den berufstätigen Befragten arbeitet mittlerweile jeder Zweite (49 Prozent) ganz oder zumindest teilweise im Homeoffice. Für einige von Ihnen ist das völlig neu: 18 Prozent durften zuvor gar nicht im Homeoffice arbeiten und machen das jetzt zeitweise (15 Prozent) oder ganz (3 Prozent).Weitere 31 Prozent konnten bereits vorher im Homeoffice arbeiten und tun das jetzt häufiger (17 Prozent) oder ganz (14 Prozent). Dagegen geben 41 Prozent an, ihre Tätigkeit sei grundsätzlich nicht für Homeoffice geeignet. „Die Corona-Pandemie und die drastischen Beeinträchtigungen des öffentlichen Lebens erzwingen ein radikales Umdenken in der Kultur vieler Unternehmen. Noch stärker gefordert sind öffentliche Arbeitgeber, für die Homeoffice oft ein Fremdwort ist. Digitale Technologien sind der Schlüssel, um die Arbeitsfähigkeit von Wirtschaft und öffentlichen Einrichtungen wie Ämtern und Schulen auch in dieser außerordentlichen Krisensituation zu gewährleisten“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Dass mobiles Arbeiten und mobiles Lernen zum Standard werden könnten, schien bislang undenkbar. Jetzt aber werden wie unter einem Brennglas die immensen Potenziale sichtbar, die digitale Technologien grundsätzlich bieten – im Kampf gegen das Virus wie auch in der Reduzierung des Berufsverkehrs und verkehrsbedingter Emissionen. Alle Unternehmen sind gefordert, Homeoffice für die dafür geeigneten Tätigkeiten einzuführen. Die Politik muss das Arbeitsrecht zwingend modernisieren, etwa indem aus der Zeit gefallene Regelungen wie die elfstündige ununterbrochene Mindestruhezeit gestrichen und der starre Acht-Stunden-Tag durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit ersetzt werden.“

Achim Berg Bitkom

Bitkom-Präsident Achim Berg: „Jetzt aber werden wie
unter
einem Brennglas die immensen Potenziale sichtbar,
die digitale Technologien grundsätzlich bieten.“

Digitalisierung, Hygienemaßnahmen und Informationen

Nach Angaben der befragten Berufstätigen haben viele Arbeitgeber auf die Corona-Pandemie reagiert und setzen verstärkt auf ortsunabhängiges Arbeiten. Bei jedem dritten Berufstätigen (33 Prozent) wurde erstmals Homeoffice eingeführt, bei 43 Prozent wurden bestehende Homeoffice-Regelungen durch den Arbeitgeber ausgeweitet. Bei 45 Prozent der Berufstätigen ersetzen Telefon- und Webkonferenzen die bisherigen Treffen mit persönlicher Anwesenheit.

Weitere Maßnahmen betreffen Hygieneregeln und Informationspolitik. Klassische Umgangsformen sind tabu: 96 Prozent der Berufstätigen sagen, ihr Arbeitgeber habe Begrüßungen per Handschlag verboten. 88 Prozent wurden über persönliche Hygienemaßnahmen wie etwa regelmäßiges und häufigeres Händewaschen informiert. 29 Prozent berichten von einem speziellen Informationsangebot zur Corona-Pandemie, etwa im Intranet oder am Schwarzen Brett. Bei 22 Prozent gibt es zusätzliche Desinfektionsmittel auf Toiletten und am Eingang. Für einige Berufstätige ist die Corona-Pandemie mit erheblichen Einschnitten im gewohnten Arbeitsalltag verbunden, wie ein komplettes Empfangsverbot jeglicher Gäste am Unternehmensstandort (19 Prozent), der Absage eigener Veranstaltungen mit externen Gästen (14 Prozent), der Absage von Teilnahmen an externen Veranstaltungen wie Messen und Kongressen (11 Prozent), der Einschränkung von Dienstreisen (10 Prozent) oder einem grundsätzlichen Verbot von Dienstreisen (8 Prozent).


Nachhaltige Auswirkung auf die Organisation von Arbeit

Mit der Coronakrise erlebt Homeoffice einen unvorhergesehenen Boom. Eine repräsentative Erhebung des ifo Instituts im April 2020 zeigt, dass etwa drei Viertel der Firmen in Deutschland bei der Bewältigung der Krise auf eine verstärkte Nutzung von Homeoffice setzten. Ein Vergleich der Befragungsergebnisse nach Branchen mit dem von ifo gesehenen Homeoffice-Potenzial zeigt, dass Branchen mit einem höheren Homeoffice-Potenzial tatsächlich auch verstärkt auf Homeoffice gesetzt haben. Unternehmen sehen dabei ihr Potenzial sowohl am intensiven als auch am extensiven Rand. Es wurden sowohl die Arbeitszeiten im Homeoffice gesteigert als auch Mitarbeitende ohne vorherige Homeoffice-Erfahrung angehalten, von zu Hause zu arbeiten. Jüngste Forschungsergebnisse zeigen die Berechnung des Homeoffice-Potenzials für Deutschland sowie Effekte von Homeoffice auf Wirtschaft und öffentliche Gesundheit während der Krise. Die Berechnungen ergeben, dass etwa 56% aller Beschäftigten in Deutschland prinzipiell einen Zugang zu Homeoffice haben. Weniger als die Hälfte dieses Potenzials wurde vor der Covid-19-Pandemie ausgeschöpft. Geringverdiener und Beschäftigte mit niedrigem Qualifikationsniveau können wesentlich seltener von zu Hause arbeiten. Dass Beschäftigte ohne Homeoffice-Zugang eine ungleich höhere Bürde der Pandemie tragen, zeigt sich darin, dass ein höheres Homeoffice-Potenzial sowohl mit regionalen Meldungen von Kurzarbeit als auch mit regionalen Infektionszahlen in einem negativen Zusammenhang steht. Der pandemiebedingte Homeoffice-Boom wird voraussichtlich nachhaltige Auswirkung auf die Organisation von Arbeit haben. Die vollständige Verlagerung ins Homeoffice kann in naher Zukunft jedoch kein universelles Modell sein. Es ist davon auszugehen, dass sowohl Betriebe als auch Beschäftigte eine hybride Arbeitsform zwischen Homeoffice und Präsenzarbeit bevorzugen werden.

Die Möglichkeit, zeit- bzw. teilweise zu Hause zu arbeiten, zeigt einen hohen Effekt bei häufigem Arbeiten am PC. Dagegen reduzieren die Tätigkeiten »Pflegen, Betreuen, Heilen «oder »im Stehen arbeiten« die Chance auf einen Homeoffice-Zugang am deutlichsten.

Quelle: Krankenhaus-IT Journal, Ausgabe Oktober 2020


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