Die Patienten wollen Transparenz

Digitale Gesundheit

Veröffentlicht 20.11.2020 11:30, Kim Wehrs

Die App verspricht Personen mit Diabetes einen einfacheren Alltag. Blutzuckermessgeräte können sich mit der App verbinden und Messresultate übertragen. Daraus baut das Programm Übersichten und Berichte – für den privaten Gebrauch, aber auch als Information für den Arzt. Die Bewertungen im App Store sind gut. Wer aber beim Anbieter konkrete Informationen sucht zum Datenschutz, verliert sich in den Tiefen der Webseite.

Das Beispiel ist exemplarisch: Gutes und sinnvolles Angebot, Transparenz mangelhaft. Das ist schade, denn die neuen digitalen Angebote im Gesundheitswesen haben das Potential, das bestehende Ungleichgewicht zwischen Patienten und Patienten («Laien») und Gesundheitsfachpersonen («Experten») zu verringern. In den letzten zehn Jahren hat allein der Zugang zum Internet dazu geführt, dass sich Menschen mit spezifischen Krankheiten viel differenziert informieren können – und deshalb beim nächsten Arztbesuch genauere Fragen stellen können. Neue Angebote wie Gesundheits-Apps oder das zukünftige Elektronische Patientendossier (EPD) verbessern das Angebot für die Bevölkerung laufend.
Inzwischen gibt es aber deutliche Hinweise, dass die Bevölkerung mehr Transparenz will beim Umgang mit ihren digitalen Gesundheitsdaten. Bei Personen zwischen 40 und 65 Jahren ist zum Beispiel das Einverständnis zum Speichern ihrer Daten innert zwei Jahren von über 95 Prozent auf etwas über 50 Prozent gesunken. Das zeigt der eHealth Barometer 2020. In der gleichen Studie geben 36 Prozent der Befragten an, sie möchten die Regeln kennen, bevor sie einem Austausch ihrer Gesundheitsdaten zwischen Behandelnden zustimmen. Ein Jahr davor umfasste die Gruppe «Kommt auf die Regeln an» noch tiefe 9 Prozent.

■ Wer im Gesundheitsmarkt mit digitalen Angeboten Akzeptanz und Vertrauen gewinnen will, sollte mehrere Faktoren beachten:
■ Das Angebot muss aus Sicht der Anwender nützlich sein;
■ Der Anbieter muss vertrauenswürdig sein;
■ Über das Angebot muss aktiv, ehrlich und transparent informiert werden;
■ Transparente Informationen zu Datenschutz und Datensicherheit einfach zu finden sein;
■ Die Anwender müssen sicher sein, dass das Angebot rechtskonform ist;
■ Allfällige Qualitätsprüfungen oder Labels sind deklariert;
■ Glaubwürdige Personen oder Organisationen unterstützen das Angebot.

Bund und Kantone sind bestrebt, diese Anforderungen in ihrem Einflussbereich zu erfüllen oder zu verbessern. Dazu einige konkrete Beispiele: Die SwissCovid App wurde innert kurzer Zeit von 2,3 Millionen Personen auf das Smartphone geladen. Im September 2020 waren täglich rund 1,6 Millionen Apps aktiv. Erreicht hat die gute Akzeptanz der Bund mit einer sehr offensiven und transparenten Kampagne; Das elektronisches Patientendossier (EPD) hat bereits vor dem Start eine hohe Akzeptanz. Laut eHealth Barometer können sich fast 80 Prozent der Befragten eine Eröffnung vorstellen. Punkten kann das EPD vor allem mit dem nachvollziehbaren Nutzen und den klaren rechtlichen Vorgaben;
Bei über 300'000 Gesundheits-Apps in den Stores von Apple und Google ist eine flächendeckende Zertifizierung nicht realistisch. Deshalb geht der globale Trend in Richtung von mehr Sicherheit (Apps als Medizinprodukt) und mehr Transparenz. Wie andere Länder auch, plant die Schweiz eine Selbstdeklaration von Apps in einer Webanwendung. Damit könnte die Grundlage gelegt werden, dass beispielsweise medizinische Fachgesellschaften oder Patientenorganisationen Zugang zu transparenten Informationen haben, um ihrem Zielpublikum gewisse Gesundheits-Apps zu empfehlen – oder von bestimmten Angeboten abzuraten.

Digitale Angebote haben Gesundheitsmarkt ein grosses Potential. Es zeigt sich aber zunehmend, dass die Menschen diese Angebote nur einsetzen, wenn nützlich, sicher und transparent sind.


Adrian Schmid, eHealth Suisse

Autor: Adrian Schmid
Leiter eHealth Suisse
Kompetenz- und Koordinationsstelle
von Bund und Kantonen

Quelle: Krankenhaus-IT Journal, Oktober 2020


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