Workflows und Geräte modernisieren - für einen nahtlosen Datenfluss

Interview

Veröffentlicht 29.01.2021 10:20, Kim Wehrs

Was erwarten Sie sich als IT-Anbieter vom Krankenhauszukunftsgesetz, Frau Schlagl?

Susanne Schlagl: Wir betrachten das umfassender, da wir ja sowohl Software- als auch Technologieanbieter sind. Es müssen nicht nur Geräte modernisiert werden, sondern ebenso der klinische Workflow, die gesamte Patient Journey – angefangen bei der Datenerhebung über die Speicherung bis zur Kommunikation zwischen den Systemen und über Einrichtungs-wie Sektorengrenzen hinweg. Ich erwarte, dass mit den Mitteln aus dem KHZG genau dafür viel getan werden kann.

Wie können Sie als Unternehmen die Gesundheitseinrichtungen unterstützen?

S. Schlagl: Neben konkreten Lösungen natürlich mit unserem Know-how aus vielen Projekten weltweit. Ein Beispiel: Das in Deutschland leider noch recht verbreitete Silodenken ist in anderen Ländern, in denen wir aktiv sind, bereits weitgehend verschwunden. Ein schönes Beispiel ist hier der Einsatz unseres Edison Datalogue Connect im Klinikverbund des East Midlands Radiology Consortium (EMRAD). Der in derartigen Projekten gewonnene Erfahrungsschatz ist eine ideale Grundlage für die Beratung unserer Kunden in der abteilungsund klinikübergreifenden Vernetzung.
Dazu können wir sehr viel Manpower auch in neuen Feldern bieten, die IT-Abteilungen erst noch aufbauen müssen, etwa Data Scientists, Solution Architekten und Data Analysts.

Kommen die Krankenhäuser auf Sie zu oder umgekehrt? 

S. Schlagl: Das ist ganz unterschiedlich. Wenn Kliniken erste Ideen haben oder bereits konkrete Vorhaben planen, unterstützen wir sie bei der Ausformulierung. Zum jetzigen Zeitpunkt ist dies allerdings noch recht verhalten, daher
gehen wir auch aktiv auf unsere Kunden zu. Derartige Projekte sind für uns schließlich nicht neu. Wir setzen uns bereits seit Bekanntgabe des KHZG intensiv mit seinen Inhalten und den damit einhergehenden Anforderungen auseinander und freuen uns darauf, unsere Kunden bei ihren Vorhaben zu unterstützen.

Welche Voraussetzungen müssen Einrichtungen erfüllen, um in den Genuss der Förderung im Rahmen des KHZG zu kommen?

S. Schlagl: Jedes Krankenhaus kann Gelder beantragen. Die Bedarfsmeldungen können bereits seit einigen Wochen an das jeweilige Bundesland gestellt werden. Diese waren noch sehr einfach gehalten. Die nun vorliegenden Dokumente zur Fördermittelrichtlinie und Anträge sind erwartungsgemäß komplexer.

Welche Anforderungen stellt das an die ITAbteilungen und sind die darauf vorbereitet?

S. Schlagl: Ich denke, dass die IT-Abteilungen in den letzten Wochen und Monaten Großartiges geleistet haben. Sie mussten sehr kurzfristig dafür sorgen, dass Mitarbeiter im Homeoffice remote arbeiten können, Videosprechstunden
realisieren, teilweise selbst zuhause arbeiten – und das haben sie gut gemeistert. Nun gibt es mit dem KHZG und dem erhofften Digitalisierungsboost neue Herausforderungen. Und da fehlt es vielleicht an der personellen Ausstattung oder auch an der Unterstützung in Sachen Datenschutz. Als Beispiel seien Cloud-Anwendungen genannt, die in Deutschland deutlich verhaltener genutzt werden als anderswo. Ich hoffe, dass die Förderung auch dem nun einen Schub verleiht. Hier haben wir einige spannende Ansätze erarbeitet und werden im kommenden Jahr interessante Innovationen in diesem Bereich präsentieren.

Ist auch Medizintechnik förderfähig?

S. Schlagl: Ich denke ja, gerade die Notaufnahme ist prädestiniert dafür. Wenn man nachweist, dass neue Geräte zur Vernetzung und zum besseren Datenfluss beitragen, sollten auch die gefördert werden können – einfach um integrationsfähig zu werden.

Wie stellt GE Healthcare sich da auf, Frau Schlagl?

S. Schlagl: Wir legen den Schwerpunkt auf die Modernisierung in der Notaufnahme unter anderem auf EKG-Monitore-Informationssysteme, auf das Patientenmonitoring und das Notfall-CT. Bei den Informationssystemen steht das Patientendatenmanagement (PDMS) im Fokus, das in sieben Kategorien förderfähig ist, weil es abteilungsübergreifend sehr viele Aspekte abdeckt. Potential sehe ich auch beim anbieterneutralen Archiv, kurz VNA, also dem standardkonformen Speichern von Daten samt einheitlichem Viewer zum Betrachten der Informationen. Solche Projekte haben wir in anderen europäischen Ländern bereits erfolgreich umgesetzt. 

Wie würde sich ein VNA in der Praxis auswirken?

S. Schlagl: Ich kann das an einem Beispiel veranschaulichen. In der Universitätsklinik Antwerpen haben wir unser Edison Datalogue implementiert. Dort laufen alle Bilddaten – egal aus welcher Abteilung, welchem System und von welchem Hersteller – in ein Archiv. Das Ergebnis: Die Befundungen im ganzen Klinikum sind etwa 30 Prozent schneller, weil jedem Beteiligten zu jedem Zeitpunkt alle Daten zur Verfügung stehen. Das erspart das Suchen in verschiedenen KIS, EPAs und Abteilungssystemen. Angedacht war diese Lösung hauptsächlich zur Unterstützung der bildgebenden Abteilungen. Im Projektverlauf hat sich jedoch herausausgestellt, dass beispielsweise auch die Patientenabrechnung sehr stark von dieser Lösung profitiert. Die Arbeit geht schneller und ist effizienter, weil ein System da ist, in dem die Mitarbeiter sehen, welche Interventionen und Untersuchungen der Patient bekommen hat,  und zwar abteilungsübergreifend.

Wie wirkt sich ein PDMS auf die klinischen Abläufe aus, Frau Schlagl?

S. Schlagl: Unser Centricity High Acuity Anaesthesia & Critical Care sorgt für einen nahtlosen, durchgängigen Informationsfluss in der Intensivmedizin. Das beginnt mit der Datenerhebung in der Notaufnahme. Hier können wir auch
Informationen integrieren, die aus dem Notarztwagen übermittelt werden. Dann geht es mit der Dokumentation in der Anästhesie, in der OP-Vorbereitung sowie während der OP selbst weiter und endet in der postoperativen Phase und auf der Intensivstation. Der Patient profitiert unter anderem auch von Notifikationen, die dem behandelnden Personal möglichst frühzeitig beginnende Komplikationen mitteilen. Ein PDMS führt aus unserer Sicht zunächst zu einer Entlastung des klinischen Personals im Hinblick auf die klinische Verlaufsdokumentation, da PDMS Systeme, wie unser Centricity High Acuity, in der Lage sein sollten, sämtliche Daten von medizinischen Geräten, die im Rahmen der Patientenbehandlung zum Einsatz kommen, vollautomatisch zu übernehmen. Darüber hinaus sind PDMS Systeme der neuesten Generation in der Lage, klinische Entscheidungen durch den Einsatz intelligenter AI Komponenten zu unterstützen. Unser neues Centricity High Acuity PDMS mit seinen Modulen für die Anästhesie und die Intensivstation erfüllt mehrere Förderkriterien des neuen KHZG, wie etwa die Modernisierung der Notaufnahme oder von Intensivstationen.

Auch wenn die Kliniken sich noch zurückhalten: Haben Sie bereits konkrete Anfragen bekommen?

S. Schlagl: Das haben wir durchaus: beispielsweise aus der Kardiologie rund um das Thema EKG-Management oder auch zur strukturierten Befundung. Am Anfang all dieser Vorhaben steht die Anbindung an bestehende Krankenhaus-Informationssysteme und elektronische Patientenakten, um den Austausch und Zugriff auf Patientendaten zu ermöglichen – auch über die Klinikgrenzen hinaus. Unsere Kollaborations-Lösung Edison Catalogue Connect ermöglicht es medizinischen Teams, an verschiedenen Standorten Patientenfälle gemeinsam zu bearbeiten und klinische Daten über ein herstellerunabhängiges, professionelles soziales Netzwerk auszutauschen, sogar mit Zuweisern und Patienten. Gerade mit größeren Kliniken und Krankenhausverbünden diskutieren wir aber auch über unsere verschiedenen Command Center, eine Art Kommandozentrale zum Monitoren der Kettenverfügbarkeit, zur Steuerung der Patientenflüsse, kurz: für höhere Effizienz. „Wir legen den Schwerpunkt auf die Modernisierung in der Notaufnahme unter anderem auf EKG-Monitore-Informationssysteme, auf das Patientenmonitoring und das Notfall-CT. Bei den Informationssystemen steht das Patientendatenmanagement (PDMS) im Fokus, das in sieben Kategorien förderfähig ist, weil es abteilungsübergreifend sehr viele Aspekte abdeckt.”
Zusammenarbeit ist mehr als der Austausch von Bildern Edison Datalogue Connect ermöglicht es medizinischen Teams, an verschiedenen Standorten Patientenfälle gemeinsam zu bearbeiten und klinische Daten über ein herstellerunabhängiges professionelles soziales Netzwerk auszutauschen. Diese standardbasierte, herstellerneutrale Form der Kollaboration geht Hand in Hand mit einer gesteigerten Produktivität. Die webbasierte Befundungssuite wurde für die patientenorientierte Zusammenarbeit von Gesundheitsdienstleistern, Radiologen und interdisziplinären Teams entwickelt. Sie bietet HIPAA- sowie DSGVOkonform flexible Anwendungen zur Befundschreibung, Bildbetrachtung für Radiologie und Kardiologie, erweiterte 3D-Tools sowie ein Konferenzmodul. Zur Vernetzung über die Klinikgrenzen hinweg lässt sich mit Hilfe des Cross Enterprise Reporting eine gemeinsame Befundungsplattform über mehrere Standorte und Systeme verschiedener Hersteller etablieren. Seit 2017 kommt diese Lösung erfolgreich im Klinikverbund des East Midlands Radiology Consortium (EMRAD) zum Einsatz.

15 Prozent der KHZG-Fördersumme müssen in die IT-Sicherheit investiert werden. Bieten Sie auch da entsprechende Lösungen an?

S. Schlagl: Grundsätzlich denke ich, dass allein die Einführung bestimmter digitaler Werkzeuge und Informationssysteme der IT-Sicherheit dient. Mit Skeye bieten wir eine ganzheitliche Cyber-Sicherheitslösung für vernetzte medizinische Geräte. Anhand fortschrittlicher Technologien und künstlicher Intelligenz gewährleistet die Lösung die Integrität eines Netzwerks – was gerade in Zeiten zunehmender Hackerangriffe auf Gesundheitseinrichtungen immens wichtig ist. Mit Skeye sind wir in den USA bereits sehr erfolgreich und sehen im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes die Möglichkeit, auch unsere deutschen Kunden damit zu unterstützen.

Vielen Dank für die spannenden Einblicke, Frau Schlagl.

Über Edison Datalogue Connect
Zusammenarbeit ist mehr als der Austausch von Bildern.Edison Datalogue Connect ermöglicht es medizinischen Teams, an verschiedenen Standorten Patientenfälle gemeinsam zu bearbeiten und klinische Daten über ein herstellerunabhängiges professionelles soziales Netzwerk auszutauschen. Diese standardbasierte, herstellerneutrale Form der Kollaboration geht Hand in Hand mit einer gesteigerten Produktivität. Die webbasierte Befundungssuite wurde für die patientenorientierte Zusammenarbeit vonGesundheitsdienstleistern, Radiologen und interdisziplinären Teams entwickelt. Sie bietet HIPAA- sowie DSGVOkonform flexible Anwendungen zur Befundschreibung, Bildbetrachtung für Radiologie und Kardiologie, erweiterte 3D-Tools sowie ein Konferenzmodul. Zur Vernetzung über die Klinikgrenzen hinweg lässt sich mit Hilfe des Cross Enterprise Reporting eine gemeinsame Befundungsplattform über mehrere Standorte und Systeme verschiedener Hersteller etablieren. Seit 2017 kommt diese Lösung erfolgreich im Klinikverbund des East Midlands Radiology Consortium (EMRAD) zum Einsatz.


Interview: Ralf Buchholz
Quelle: Krankenhaus-IT Journal, Dezember 2020


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