Mit eigenen eHealth-Konzepten US-Digitalkonzerne bremsen

Digital

Veröffentlicht 05.03.2021 09:50, kiw

Über 100 Millionen Menschen tragen heute schon einen Gesund­heits­tracker wie die Apple Watch am Arm. Die Digitalkonzerne werden hieraus ein globales Ökosystem für das Gesundheitswesen entwickeln, das auch auf Deutschland zukommt. Zeit also für die deutsche Politik,  die nationale Digitalisierung des Gesundheitssystems voranzutreiben, um nicht von den US-Digitalkonzernen an die Wand gespielt zu werden.

Die Apple Watch wird von mehr als 100 Millionen Menschen weltweit am Handgelenk getragen, lauten aktuelle Schätzungen. Dies sind nicht bloße Chronometer, sondern auch Gesundheitstracker. Es ist absehbar, dass Apple und andere Digitalgiganten in den nächsten Jahren massiv in den Gesundheitsmarkt eindringen werden. Doch das Gesundheitswesen sollte besser eine nationale Angelegenheit bleiben, wie die aktuelle Pandemie zeigt. Hyun-Min Moon, der CEO des Gesundheitsportals health-rise.de, warnt: „Es ist höchste Zeit, jetzt die Weichen für ein digitales Gesundheitswesen in Deutschland zu stellen, statt abzuwarten, bis Apple & Co einen Health-Care-Service vorstellen, der sagen wir Health+ heißt in Anlehnung an Apples Fitness+.“

So könnte ein mögliches Zukunftsszenario aussehen: Millionen von Menschen werden geneigt sein, ihre von der Smartwatch erfassten Vitalwerte fortlaufend an einen Service wie Health+ zu übermitteln, wenn ihnen im Gegenzug eine kostenfreie oder preiswerte permanente Überwachung ihres persönlichen Gesundheitszustands gewährt wird. Das ist wie ein Arzt, den man ständig an der Seite hat und der sich um einen kümmert. Im nächsten Schritt könnten Arztpraxen und Kliniken von Apple & Co in einem Netzwerk zusammengefasst und sozusagen zertifiziert werden, so dass genau diese Mediziner von Health+ empfohlen werden. Das wäre der Weg zu einem globalen digitalen Gesundheits­wesen, welches die nationalen Gesundheits­systeme ins Abseits drängt. Apple könnte mit einem Health-Care-Service binnen weniger Jahre mehr über die Gesundheit der deutschen Bevölkerung wissen als alle hiesigen Gesundheitseinrichtungen zusammen, befürchtet Moon.  Nach Ansicht von Moon wird das Ausmaß der gesundheitlichen Überwachung durch immer neue Sensoren in den Smartwatches der nächsten Jahre nicht nur in der Politik, sondern auch bei vielen Krankenkassen, Kassenärztlichen Vereinigungen, Kammern und Verbänden derzeit noch unterschätzt. „Schon heute überwachen Smartwatches die Herzfrequenz, den Blutdruck, den Sauerstoffgehalt im Blut sowie die Bewegung durch Lage- und Beschleunigungs­sensoren. Es ist bekannt, dass die Hersteller der Computeruhren daran arbeiten, dass diese künftig beispielsweise auch Hautveränderungen und Venenstrukturen sowie den Blutzuckergehalt erkennen können.

Doch das werde nicht das Ende, sondern erst der Anfang der dauerhaften Überwachung und kontinuierlichen Analyse der Vitalwerte von Hunderten Millionen von Menschen rund um den Globus sein. Es sei absehbar, dass die Digitalkonzerne um diese Datensammlungen herum digitale Ökosysteme entwickeln. Sie könnten sodann versuchen, diese überall auf der Welt durchzusetzen, auch in Deutschland. Daher sei es höchste Zeit, dass alle Beteiligten am hiesigen Gesundheits­wesen weit über die elektronische Patientenakte ePA hinaus gemeinsam zukunftsträchtige Konzepte entwickeln.  Die bislang schleppende Akzeptanz der ePA sollte nach Ansicht von Moon nicht als „Showstopper“ wirken, sondern „ein Ansporn sein, die Digitalstrategie zügig weiter zu entwickeln“. Er sagt: „Entscheidend für den Erfolg ist es, die Versicherten als Kunden zu verstehen und ihre Wünsche neben den Anforderungen der Ärzteschaft und aller anderen Beteiligten in den Mittelpunkt aller Anstrengungen zur Digitalisierung zu stellen.“

Quelle: health-rise
Foto: Adobe Stock / kromkrathog


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