Legacy_SL.jpg
Legacy-Software bekommt ein zweites Leben
Category : IT-Management
Published by Kim Wehrs on 20.05.2022 07:40

Altanwendungen verursachen oft hohe Pflegeaufwände, hinken aktuellen Anforderungen an Funktionalität und Sicherheit hinterher oder machen Anwendern mit mangelnder Performance zu schaffen. Häufig entscheiden sich Unternehmen deshalb, Legacy-Software loszuwerden und durch komplette Neuentwicklungen oder Neuanschaffungen zu ersetzen.

Aber ist das immer notwendig? Entscheiden ist nicht, immer die neueste Software im Einsatz zu haben, sondern dass die Anwendungen optimal auf die aktuellen Anforderungen abgestimmt sind. In vielen Fällen erreichen Unternehmen das mit gezielten Modernisierungsmaßnahmen.

Neuentwicklungen oder Neubeschaffungen können sogar kontraproduktiv sein, da sie äußerst risikobehaftet sind. Einige Gründe sprechen dafür, Legacy-Software neues Leben einzuhauchen, anstatt sie zu beerdigen:

Bei einer Modernisierung sind die organisatorischen Probleme geringer. Die Mitarbeiter sind mit der Altanwendung bereits vertraut und können effizient mit ihr umgehen. Eine völlig neue Software erfordert in der Regel umfangreiche Schulungen und hat häufig mit mangelnder Nutzerakzeptanz zu kämpfen.

Eine Modernisierung ist meist kostengünstiger. Änderungen in eine gut gepflegte Altanwendung einzuarbeiten, verursacht in aller Regel weniger Ausgaben als eine komplette Neuentwicklung oder Neubeschaffung.

Neue Software leidet am Anfang oft an Kinderkrankheiten. Bei einer Neuentwicklung droht immer die Gefahr, dass Fehler gemacht werden und sie deshalb qualitative Mängel aufweist. Bei einer bestehenden Anwendung sind diese Kinderkrankheiten meist schon überwunden.

Neuentwicklungen und Neuanschaffungen erfordern in aller Regel eine Migration der vorhandenen Daten. An der großen Komplexität solcher Migrationen ist schon so manches Software-Ablösungsprojekt komplett gescheitert.

Mit gezielten Modernisierungsmaßnahmen lassen sich Risiken vermeiden. Softwareexperten etwa von Avision zählen Refactoring dazu.  Ziel es, den internen Code durch viele kleine Änderungen zu verbessern, ohne das externe Verhalten des Codes zu verändern. Mit Refactoring des Quellcodes beispielsweise lässt sich eine Software so aufräumen, dass sie im Anschluss unkompliziert und um neue Funktionen erweitert werden kann. Durch Änderungen an der Betriebsumgebung lassen sich Performance steigern und Ausfallrisiken minimieren. Um Sicherheit und Compliance zu erhöhen, können Altanwendungen etwa nachträglich mit kryptografischen Verfahren ausgestattet werden.

 

Wolf-Dietrich Lorenz
Foto: Adobe Stock / MQ-Illustrations