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KI-Entscheidungen - so wird sich die Patientenversorgung weiter entwickeln
Category : Veranstaltungen
Published by Kim Wehrs on 10.02.2023 09:10

Wegweiser zu einem intelligenten und zukunftssicheren Krankenhaus wird das „Smart Hospital Excellence Forum 2023“ am 20. und 21. März 2023 in Frankfurt am Main sein. Optimierungspotenzial bei der Digitalisierung bietet dabei die klinische KI. Impulse für die Implementierung einer KI-basierten Entscheidungsunterstützung in der stationären Patientenversorgung & Potential wird Prof. Dr. med. Kai Wehkamp geben, Projektleitung KI-basierte klinische Entscheidungsunterstützung und Risikoprädikation, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Im Interview mit dem Krankenhaus IT-Journal skizziert er Kernpunkte für Patienten, Kliniker und das Management. Forum-Veranstalter ist Smart Bridges, ein unabhängiger Veranstaltungsdienstleister für Vernetzung für Wissensaustausch von Fach- und Führungskräften sowie das Vermitteln neuer Geschäftspartner.

 

Welches ist der hauptsächliche Anlass für Ihre Themenwahl?

Prof. Wehkamp: Auf der einen Seite haben wir in vielen Krankenhäusern zunehmend weitestgehend vollständig digitalisierte Patientenakten. Auf der anderen Seite bieten neue Machine-Learning Algorithmen und verbesserte IT-Infrastruktur nun die Möglichkeit immer komplexere und unstrukturiertere Daten verarbeiten zu können. Nun muss der nächste Schritt gegangen werden und geprüft werden, ob sich hiermit bereits medizinisch wirklich hilfreiche Anwendungen zur klinischen Entscheidungsunterstützung entwickeln lassen. Am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein gehen wir diesen Weg gemeinsam mit der Firma Tiplu und die Erkenntnisse daraus werden für viele Krankenhäuser interessant sein.

 

Welche „Digitalisierungsgewinne“ sind für Patienten und Kliniken durch KI-basierte Entscheidungsunterstützung in der stationären Patientenversorgung vor allem zu erwarten?

Prof. Wehkamp: Es geht nicht darum, Mediziner oder Pflegekräfte zu ersetzen. Erstens wird es noch eine Weile dauern, bis die Technik bessere Entscheidungen trifft als der Mensch, und außerdem sind gerade die menschlichen Aspekte ein wesentlicher Bestandteil guter Medizin. Aber die Medizin produziert immer mehr Daten und wenn es darum geht, eine Vielzahl unübersichtlicher und komplexer Informationen kontinuierlich zu verarbeiten und auszuwerten, kann Künstliche Intelligenz künftig vermutlich in vielen Bereichen die Medizin hilfreich unterstützen. Das System kann insbesondere Hinweise auf klinische Risiken wie z.B. eine drohende Sepsis, ein akutes Nierenversagen oder ein Sturzereignis geben. Die Mediziner können dies dann mit ihrem Wissen und Erfahrung bewerten und ggf. präventive Maßnahmen einleiten. Dabei müssen wir aktuell noch verhindern, dass sie sich zu sehr auf die KI verlassen. Mit dieser digitalen Unterstützung kann die medizinische Behandlungsqualität, die Patientensicherheit und die Effizienz erhöht werden. Ähnlich wie beim selbstfahrenden Auto muss der Mensch die Empfehlungen der KI aber noch kritisch und aufmerksam prüfen.

 

Welche Aufgaben und Anforderungen kommen auf Klinikverantwortliche durch KI-basierte Entscheidungsunterstützung zu?

Prof. Wehkamp: Der Anspruch an gute Medizin beinhaltet unter anderem wissenschaftliche Evidenzbasiertheit, menschliche Zuwendung und Effizienz. Im jeweiligen Machine-Learning-Zyklus von KI-Anwendungen kann es zu verschiedenen Risken für diesen Anspruch kommen. Beispielsweise muss wegen der aktuell noch bestehenden Heterogenität in der digitalen Daten- und Prozesslandschaft der Krankenhäuser sichergestellt werden, dass die Daten der Lernwelt zu der Anwendungswelt passen. Und es gibt noch weitere Herausforderungen, beispielsweise durch verschiedene Formen von Bias, ethische Dilemmata, rechtliche Hürden oder die konkrete Prozessintegration. Krankenhäuser benötigen also Experten, die den gesamten ML-Zyklus übergreifend mit seinen Risiken und seinem Potential beurteilen und so eine verantwortungsvolle Anwendung sicherstellen können. Zusätzlich ist es wichtig, dass sowohl Mediziner, Prozessmanager und Krankenhaus-ITler die verbundenen Herausforderungen in Ihrer Domäne verstehen.

 

Was wollen Sie den Teilnehmern an dem „Smart Hospital Excellence Forum 2023“ vor allem vermitteln?

Prof. Wehkamp: Ich möchte sowohl das Potential als auch die entsprechenden Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze diskutieren. Dabei ist mir der Austausch wichtig, denn ich bin mir sicher, dass die verschiedenen Teilnehmer viel Interessantes zu diesem Thema beitragen werden. Das Thema KI in der Medizin ist nicht nur technischer Natur, sondern muss auch in einem gesamtgesellschaftlichen Diskurs gedacht werden, der die Perspektiven von Bürgern, Patienten, Anwendern, IT-lern, Managern und vielen weiteren Kompetenzgruppen umfasst.

 

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Prof. Dr. med Kai Wehkamp geben, Projektleitung KI-basierte klinische Entscheidungsunterstützung und Risikoprädikation, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein: „Implementierung einer KI-basierten Entscheidungsunterstützung in der stationären Patientenversorgung.“