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Die Digitalisierung hört nicht an der Pforte auf
Category : Digitalisierung
Published by Kim Wehrs on 24.03.2023 08:30

Die digitale Transformation des Gesundheitswesens entfaltet sich stetig weiter: Digitale Vernetzung und die damit verbundenen Aussichten einer besseren patientenzentrierten Versorgung zeigen allerdings noch lange nicht das Ende dieser Entwicklung. Die Digitalisierung eröffnet Chancen einer patienten- / werte-basierten Gesundheitsversorgung, in der wirksame, effiziente und bezahlbare Gesundheitsdienstleistungen angeboten werden können. Doch die gesamtheitliche Versorgung der Patientin oder des Patienten über Sektorengrenzen hinweg, stellt das Gesundheitssystem und dessen Akteure immer noch vor große Herausforderungen. Von Charlotte Zamzow und Uwe Meyer, KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Um eine individuelle, ergebnisorientierte Patientenversorgung zu ermöglichen, werden umfassende Datenerhebungen und eine übergreifende Vernetzung zwischen Sektoren im Gesundheitswesen benötigt. Die Sammlung der Gesundheitsdaten und deren adäquate Nutzung sind dabei die Kernaufgabe und zentrale Herausforderung einer innovativen Versorgung. Interne und externe Daten sollen - unter Berücksichtigung aller notwendigen Sicherheitsstandards - dort nutzbar gemacht werden, wo sie gebraucht werden. Denn in der richtigen Konfiguration bestehen vielfältige Potenziale zur Effizienz- und Effektivitätssteigerung, Erschließung neuer Einnahmequellen durch Daten-Monetarisierung sowie die Möglichkeit, sich vom Wettbewerb zu differenzieren.

Dies stellt die Entwicklung von einer volumen-basierten hin zu einer werte-basierten Gesundheitsversorgung dar. In Finnland wurde dieser Wandel bereits erfolgreich umgesetzt – die Patientinnen und Patienten sowie die Leistungserbringer besitzen vollen Zugang zu den relevanten Gesundheitsdaten. Dies setzt einen intensiven Transformationsprozess voraus, der über einzelne Sichtweisen hinausgeht, einen sektorenübergreifenden Informationsaustausch erfordert und den gemeinschaftlichen Nutzen für den medizinischen Fortschritt prägt. Nur so kann eine zielgerichtete und individuelle Patientenversorgung in den Blickpunkt rücken.

Um dieses Stadium des ganzheitlichen Mehrwerts zu erreichen, muss der Herausforderung mit tiefgreifenden Veränderungen begegnet werden. Dies bedarf einer Strategie mit dem Ziel, digitale Ökosysteme und die dahinter liegende Plattform zu definieren. Dafür ist ein Maßnahmenbouquet und ein Fokus auf verschiedene Aspekte der Versorgung wie Transaktionen (E-Verordnungen, E-Terminbuchungen), Versorgungserfahrungen (Telemedizin, Kommunikation) und Qualitätssteigerung sowie -sicherung (Entscheidungsunterstützung, Weitergabe von Forschungsdaten) nötig.

Durch einen noch gezielteren, datenbasierten Einbezug von Ressourcen aller Art ergeben sich Potenziale zur Kostensenkung. Die Delegation von Aufgaben, die Nutzung von neuer Software oder die Integration neuer Kanäle der Versorgung können zu weiteren Einsparungsmöglichkeiten führen. Nicht nur die konsequente Einbettung von Telemedizin für eine schnellere und zugänglichere Versorgung bietet Potenziale, sondern auch die Nutzung von strukturiert anfallenden Behandlungs-und Prozessdaten für Forschungszwecke und interne, technologiegestützte Bewertungen erschließen neue operative und monetäre Verbesserungsmöglichkeiten.

Das Ziel bei der Konzeptionierung aller Maßnahmen muss sein, in Ende-zu-Ende Integrationen zu denken, anstatt einen siloartigen Fokus auf den eigenen Krankenhauskosmos oder einzelne Maßnahmen und IT-Systeme zu legen. Dadurch können die Versorgung insgesamt und die einzelnen Teilnehmerinnen sowie Teilnehmer im Speziellen nachhaltig an Qualität und Geschwindigkeit gewinnen. Die dafür notwendigen, tiefgreifenden Abstimmungs- und Anpassungsprozesse verlangen ein umfangreiches Changemanagement und eine ineinandergreifende Konzeption. Nicht zuletzt ist neben der Digitalisierung auch eine sinnhafte Ergänzung der Vergütung und rechtlichen Einordnung durch den Gesetzgeber nötig, um die Erschließung von Potenzialen zuzulassen. Hierfür müssen ein Umdenken und zielgerichtete Maßnahmen stattfinden – für die beteiligten Akteure gilt es, sich auf eine stärkere, intersektorale und effizientere Versorgung auszurichten.



Charlotte Zamzow, Managerin Healthcare, KPMG AG
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, czamzow@kpmg.com





Uwe Meyer, Senior Manager Healthcare,
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
uwemeyer@kpmg.com


Quelle: Krankenhaus-IT Journal, Ausgabe 01/2023