Die diesjährige Frühjahrstagung des KH-IT in Hamburg war in vielerlei Hinsicht ein Ereignis der Superlative - allen voran mit einer Rekordbeteiligung: 301 registrierte Teilnehmer sorgten für ein noch nie dagewesenes Echo und unterstrichen das starke Interesse der IT-Führungskräfte an den aktuellen Entwicklungen im Gesundheitswesen.
Bereits am ersten Nachmittag sorgte ein Feueralarm für unerwartete Bewegung. Sämtliche Teilnehmer und Aussteller mussten das Hotel kurzfristig räumen. Glücklicherweise stellte sich der Alarm rasch als Fehlalarm heraus. Und als sei das nicht genug Aufregung gewesen, fegte am Abend auch noch ein leichter Sturm durch die Hansestadt - was vor allem die Gäste der geplanten Hafenrundfahrt ordentlich durchrüttelte.
Inhaltlich lief jedoch alles nach Plan, trotz kleiner Turbulenzen. So traf ein Referent erst wenige Minuten vor seinem Vortrag ein - die Deutsche Bahn hatte ihm unfreiwillig zusätzliche Spannung beschert. Dennoch gelang es dem Organisationsteam, die durch den Feueralarm entstandene Verzögerung wieder aufzuholen.
Zum Auftakt gewährte Marco Siebener, CIO des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, in seiner Keynote einen tiefen Einblick in die umfassende digitale Transformation des UKE. Er berichtete von der Migration auf ein komplett neues KIS, der Integration von MVZ und Subsystemen sowie vom erfolgreichen Einsatz KI-gestützter Spracherkennung und Arztbriefschreibung als anschauliche Beispiele für Innovationen im Klinikalltag.
Im Anschluss rüttelte Martin Tschirsich, Geschäftsführer von zentrust partners GmbH, mit seinem Bericht zu den Studien des CCC zur EPA für alle an so mancher sicher geglaubten Vorstellung. Trotz gegenteiliger Beteuerungen von gematik und BMG offenbarte er regelmäßig auftretende, gravierende Sicherheitslücken im System. Auch beim verpflichtenden eRezept machte er bislang unbeachtete Risiken deutlich.
Oliver Brahmstädt, Chief Product Security Officer bei Dräger, zeigte eindrucksvoll, wie Cybersicherheit bereits in der Entwicklung medizintechnischer Geräte mitgedacht werden muss - unterlegt mit einer Live-Demonstration potenzieller Schwachstellen.
Prof. Peter Haas zeichnete ein methodisch differenziertes Bild vom Einsatz Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen, ehe sein Vortrag durch den bereits erwähnten Feueralarm jäh unterbrochen wurde.
PD Dr. Hartmuth Nowak, Ärztlicher Leiter des Zentrums für Künstliche Intelligenz, Medizininformatik und Datenwissenschaften, präsentierte anschließend spannende Anwendungsbeispiele für Large Language Models (LLMs) in der Medizin und bot einen fundierten Überblick über deren Chancen und Grenzen in der Praxis.
Der Startup-Pitch - seit Frühjahr 2024 fester Bestandteil der Tagung - musste aufgrund der Unterbrechung gestrafft werden. Das brachte die Gründer jedoch nicht aus dem Konzept. Neben ambersearch, anonetics, Mia Video und miranext trat auch cureVision an - und überzeugte die Tagungsteilnehmer als Sieger des Wettbewerbs.
Die Abendveranstaltung bot einen stimmungsvollen Kontrast. Bei Hafenrundfahrt, Touren durch Speicherstadt und Elbphilharmonie sowie einem ausgiebigen Buffet kam das Networking nicht zu kurz – auch wenn stürmischer Wind und heftige Wellen zeitweise für typisches „Hamburger Wetter“ sorgten.
Am Donnerstagmorgen fand zunächst eine lebhafte Mitgliederversammlung statt, die nach angeregter Diskussion den Weg des KH-IT zur Änderung der Geschäftsordnung und zur Gründung einer unterstützenden GmbH frei machte.
Danach führte Merlin Stottmeister, Consultant bei Bechtle, die Teilnehmer auf eine spannende Reise ins Darknet. Mit beunruhigend realistischen Einblicken veranschaulichte er die Dimensionen moderner Cyberkriminalität.
Holger Hartwig, Key Account Manager bei der A1 Digital Deutschland GmbH, erdete die Teilnehmer weiter mit seiner Darstellung der Schwachstellen von Medizingeräten - die stets im Blick behalten werden sollten. Dr. Stefan Müller, CISO der SRH-Kliniken, und Götz Schartner, CEO und Founder der 8com GmbH & Co. KG, rundeten das Bedrohungsszenario mit einem Blick in die Maßnahmen der SRH-Kliniken zur Resilienz gemäß NIS2 ab.
Nach dem wohlverdienten Mittagessen mit grandiosem Panoramablick über ganz Hamburg aus dem 23. Stock des Emporiotower gelang es Prof. Martin Staemmler, wissenschaftlicher Beirat des KH-IT, deutlich zu machen, was bei ISIK gut geklappt hat und wo weiterer Optimierungsbedarf besteht.
Anschließend zeigten Henning Schneider, CIO der Asklepios in Hamburg, sowie Dr. Ralf Brandner, Geschäftsführer der x-tention, die praktische Implementierung einer Interoperabilitätsplattform und deren zentrale Rolle bei der sektorübergreifenden Integration der Gesundheitsdienstleister.
Markus Habetha, Projektleiter der größten deutschen TI-Modellregion, berichtete über Erfahrungen aus dem Praxiseinsatz der EPA für alle und legte den Fokus auf die funktionalen Vorteile und damit auf ihr Potenzial als Motor der digitalen Transformation. Damit ergänzte er die kritischen Perspektiven vom Vortag um konkrete Fortschritte und Anwendungsnutzen.
Den Abschluss bildeten Frau Dr. Anna Daub, Projektmanagerin der LKH Andernach, und Andreas Henkel, Chief Product Officer the i-engineers, die eindrucksvoll zeigten, was eine Interoperabilitätsplattform im praktischen Alltag leisten kann.
Mit dem Ausblick auf die Herbsttagung am 1. und 2. Oktober 2025 in Hannover endete die Frühjahrstagung - bewegt, inspirierend und mit vielen Impulsen für die Zukunft.
Auf ein Wiedersehen in Hannover!
Knowhow-Plattform
Der Bundesverband KH-IT veranstaltet jährlich zwei Tagungen für seine Mitglieder, eine Frühjahrstagung in der Regel im Mai und eine Herbsttagung im September. Wegen der bundesweiten Tätigkeit des Verbandes und dabei praktizierten Nähe zu den Mitgliedern finden die Tagungen an wechselnden Orten in allen Regionen Deutschlands und in Anbindung an Kliniken statt. Fördermitglieder sind vor Ort und informieren an den Ausstellerplätzen über ihre Neuerungen.
www.kh-it.de
Quelle: Bundesverband KH-IT
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