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Erst Aufholjagd, dann Spitzenposition in der Robotik
Category : Klinik-News
Published by Kai Wehrs on 29.07.2025 08:00

Die Universitätsmedizin Greifswald hat sich europaweit einen Spitzenplatz in der roboterassistierten Chirurgie erarbeitet. Sie rechtfertigt damit das Vertrauen, das die Landespolitik in den vergangenen Jahren in sie gesetzt hat. Seit Beginn des robotischen Operationsprogrammes in Greifswald Ende 2022 fanden an der Unimedizin über 1.000 erfolgreiche Eingriffe mit einem da Vinci statt. Dazu gehören mehrere Behandlungsarten, die erstmals im deutschsprachigen Raum durchgeführt wurden. Aus der Aufholjagd ist in weniger als drei Jahren eine nachweisliche Spitzenposition geworden.

Ein Beispiel: Eine Operation am Kehlkopf gilt allgemein als schwieriger Eingriff. Luft- und Speiseröhre befinden sind auf engstem Raum beieinander und direkt neben den Halsschlagadern. Damit ist kaum Platz für die Arbeit am Kehlkopf, selbst für die schmalen Arme des herkömmlichen OP-Roboters da Vinci ist es zu eng. Damit ist der Eingriff für Patienten zu gefährlich. Ein zweiter Eingriff von außen ist oft wegen des Narbengewebes ausgeschlossen. Bislang mussten Betroffene mit ihrem Problem leben. An der Unimedizin Greifswald konnte einem Patienten mit einem erst seit 2024 in Europa zugelassenen neuen OP-Roboter geholfen werden, der nur einen Arm hat. Mit diesem erfolgte der Eingriff durch Mund und Hals. Es war der erste Eingriff dieser Art im gesamten D-A-CH-Raum, also Deustchland, Österreich und Schweiz.

Die Unimedizin ist eins der rund zehn Häuser im deutschsprachigen Raum, die über einen solchen hochmodernen da Vinci Single Port (SP) verfügen. „Wir sind sehr dankbar, dass wir durch die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern und Mittel aus dem Europäischen EFRE-Fonds beim Erwerb des Da Vinci SP unterstützt wurden“, versichert der Ärztliche Vorstand Prof. Uwe Reuter. Die Unimedizin habe im Gegenzug bewiesen, „dass das Geld gut investiert war. Dank der Professur für roboterassistierte Chirurgie, exzellenter Infrastruktur und eines hochspezialisierten Teams wurde der da Vinci SP in Rekordzeit in fünf Fachabteilungen etabliert: In der Viszeralchirurgie, der Urologie, der HNO, der Gynäkologie und der Thoraxchirurgie.“

Unter den 1.000 Eingriffen waren einige, die so bundesweit erstmals durchgeführt wurden. Neben dem oben genannten Beispiel der HNO gehören dazu eine schonende und Rekonstruktionen erleichternde Form der Brustabnahme bei Mamakarzinom sowie die Behandlung von Lungenkrebs.

Die Unimedizin Greifswald erhielt das erste da Vinci-System Ende 2022, im Oktober 2024 folgte das zweite System. Sie war eine der letzten Universitätskliniken mit dieser Technik. Innerhalb kürzester Zeit ist es den Greifswalder Experten gelungen, ein interdisziplinäres Robotikprogramm aufzubauen, das im gesamten deutschsprachigen Raum Beachtung findet. Kernstück ist der da Vinci Single Port: „Der einarmige SP ermöglicht kleinere Schnitte, weniger Blutverlust, schnellere Heilung und ein geringeres Risiko der Komplikationen“, so der Ärztliche Vorstand Prof. Uwe Reuter.

Zudem verfügt die Unimedizin Greifswald über den deutlich weiter verbreiteten da Vinci Xi sowie über Doppelkonsolen an beiden Systemen: So können Operierende, aber auch Medizinstudierende unter Anleitung routinierter Spezialisten an Übungsgeräten trainieren. Hinzu kommen die beiden Robotersysteme Mako und Rosa für orthopädische Eingriffe. Prof. Richard Hummel, der Professor für roboterassistierte Chirurgie: „Wir freuen uns, durch den breitgefächerten Einsatz der Systeme in Greifswald und die vielfältigen Erfahrungen maßgeblich zur weiteren Entwicklung der robotischen Chirurgie beitragen zu können.“

Das Projekt OP-Roboter Da Vinci SP (WIG-24-0025) wird im Rahmen des EFRE Programms 2021 bis 2027 des Landes Mecklenburg-Vorpommern aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung der Europäischen Union gefördert.

Bild & Quelle: Universitätsmedizin Greifswald