Krankenhäuser können trotz ihres hohen Energieverbrauchs vielfältige nachhaltige Strategien anwenden, um die Klimaziele zu erreichen. Der Umbau der Versorgungslandschaft ist in vollem Gange. Leistungserbringer sind mitten in den größten Umwälzungen und Veränderungen der letzten Jahre.
Krankenhäuser zählen zu den ressourcenintensivsten Einrichtungen des Gesundheitswesens: Ein Krankenhausbett verbraucht jährlich etwa 6.000kWh Strom, 29.000kWh Wärme und produziert rund 2.000kg Abfall – deutlich mehr als in Privathaushalten. Entsprechend stammen etwa 5% der deutschen CO2-Emissionen aus dem Gesundheitssektor, wobei Krankenhäuser einen erheblichen Anteil daran haben. Ein besonderes Problem sind die schwer kontrollierbaren Scope-3-Emissionen, also indirekte Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, etwa durch Lieferketten, Produktion von Medizinprodukten, Lebensmittelversorgung und pharmazeutische Lieferungen.
Eine der wichtigsten Maßnahmen für nachhaltige Strategien ist die Steigerung der Energieeffizienz: Durch moderne Gebäudetechnik, wie den Austausch alter Beleuchtung gegen LEDs, den Einsatz intelligenter Heizungs- und Lüftungssteuerungen sowie energiesparende Sensorik lässt sich der Verbrauch deutlich senken. Die Anpassung und Laufzeitoptimierung raumlufttechnischer Anlagen – beispielsweise die Abschaltung in Operationssälen außerhalb der Nutzungszeiten – gilt als sehr wirkungsvoll. Auch der Einbau von Wärmerückgewinnungsanlagen, die Nutzung von Blockheizkraftwerken und fortlaufende energetische Gebäudesanierungen gehören zu den wirkungsvollen Hebeln.
Umstieg auf erneuerbare Energien
Ein weiterer wichtiger Hebel ist der konsequente Umstieg auf erneuerbare Energien. Viele Kliniken installieren inzwischen Photovoltaikanlagen und nutzen selbst erzeugten Solarstrom direkt vor Ort oder beziehen zertifizierten Ökostrom mit entsprechend reduziertem CO?-Fußabdruck. Dies verringert die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und senkt die Emissionen erheblich.
Zusätzlich sollte ein umfassendes Energiemanagementsystem eingeführt werden, das etwa nach DIN EN ISO 50001 zertifiziert ist. Ein solches System sorgt für die kontinuierliche Überwachung, Analyse und Steuerung des Energieverbrauchs und identifiziert gezielt Einsparpotenziale. Regelmäßige Verbrauchsanalysen, die Nutzung von Unterzählern und die daraus abgeleiteten Maßnahmen sind entscheidend, um die richtigen Schwerpunkte zu setzen und Erfolge zu messen.
Für nachhaltige Transformationen sind Verantwortung und Umsetzungskraft gefragt: Die Leitungsebene und Krankenhausmanagement (inkl. Nachhaltigkeitsmanager und Produktverantwortliche) müssen Nachhaltigkeits- und Klimastrategien systematisch verankern, Emissionen erfassen und Ziele kontrolliert verfolgen. Gesundheitsministerien, Gesetzgeber und Versicherungen sind ebenfalls gefordert, klare Rahmenbedingungen, Anreize und Berichtspflichten zu schaffen oder Initiativen zu fördern.
Klare Strukturen und Verantwortlichkeiten
Nicht zuletzt spielen klare Strukturen und Verantwortlichkeiten eine Rolle: Die Ausbildung von Klimamanagerinnen und -managern, Mitarbeiterschulungen und ein kontinuierlicher Erfahrungsaustausch zwischen Kliniken tragen dazu bei, das Thema Klimaschutz im Krankenhausalltag zu verankern. Abfallvermeidung, nachhaltige Beschaffung und die Umstellung auf ökologische Produkte sind weitere ergänzende Bausteine einer erfolgreichen Transformationsstrategie.
Flächendeckend besteht Handlungsbedarf. Erst ein kleiner Teil der Krankenhäuser ermittelt bereits die eigenen CO2-Emissionen. Auch Beschaffungsrichtlinien mit konkreten sozialen und ökologischen Kriterien sind noch in wenigen Häusern vorhanden. Systematische Vorkehrungen für Hitzewellen und Extremwetterereignisse sind noch nicht flächendeckend umgesetzt.
Hier sehen die Krankenhäuser die größten Hindernisse für mehr Nachhaltigkeit: zu geringe finanzielle Mittel, fehlende finanzielle Anreizen und unzureichende personelle Ressourcen.
Mit Maßnahmen bei nachhaltigen Strategien können Krankenhäuser ihren hohen Energieverbrauch Schritt für Schritt reduzieren und einen relevanten Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Nachhaltigkeit bleibt eine Querschnittsaufgabe im Gesundheitswesen: Sie erfordert Innovation, Bewusstseinswandel sowie die aktive Mitwirkung aller Akteure – von der Klinikleitung über das technische Personal bis hin zu den politischen Entscheidungsträgern.
Autor: Wolf-Dietrich Lorenz
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