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Wenn medizinische Datensätze veralten
Category : IT-Management
Published by Kim Wehrs on 21.11.2025 10:10

Der medizinische Fortschritt führt dazu, dass thematische Datensätze z.B. zu Diagnosen, Laborwerten, Therapieprotokollen oder Medikation innerhalb weniger Jahre veralten können, besonders wenn diese auf früheren Leitlinien, Kodiersystemen oder veralteten Klassifikationen beruhen. Stimmt die Aussagekraft medizinischer Routinedaten mit aktuellen Versorgungsrealitäten? Dieser Schritt ist auszuführen, abzustimmen und eine sichere, interoperable Nutzung sicherzustellen. Motto: proaktiv statt reaktiv gestalten und Probleme verhindern, bevor sie entstehen.

Betroffen sind vor allem Datensätze in bundesweit oder regional genutzten Benchmarking-Systemen, elektronischen Patientenakten älterer Generationen und Altdaten klinischer Forschungsregister, die teils jahrzehntelang weiterverarbeitet werden. Die Folgen können gravierend sein: Medizinische Entscheidungen basieren dann bisweilen auf unvollständigen, nicht interoperablen oder nicht mehr aktuellen Daten. Das erhöht das Risiko von Fehlinterpretationen und Fehldiag-nosen, erschwert den Austausch zwischen Krankenhäusern, führt zu Inkonsistenzen oder erhöhten Aufwänden bei Datenübernahmen und behindert die Nutzung von KI- oder Entscheidungsunterstützungssystemen. Zudem besteht bei veralteten Systemen ein erhöhtes Datenschutzrisiko, da diese häufiger unzureichend abgesichert sind und technischen wie regulatorischen Anforderungen nicht mehr genügen – wie Datenlecks bei radiologischen Befunden zeigen.

Eine Lösung liegt in der Anwendung und Aktualisierung internationaler Standards wie HL7 FHIR, der regelmäßigen Migration und Harmonisierung alter Datenbestände sowie dem Einsatz fortschrittlicher Methoden der Datenimputation und -validierung, etwa durch den Einsatz von Machine-Learning-Ansätzen zur Qualitätssicherung. Ergänzend sind Governance-Strukturen und kontinuierliche Datenqualitäts-Prüfungen unerlässlich, um die Aussagekraft medizinischer Routinedaten auf aktuelle Versorgungsrealitäten abzustimmen und eine sichere, interoperable Nutzung sicherzustellen.

Patientendaten zur Verbesserung der Versorgung

Die Integration von patientengenerierten Daten ist ein Eckpfeiler in der Entwicklung der Gesundheitsversorgung beim Übergang zu einem kollaborativeren und ergebnisorientierteren Versorgungsmodell. Dieser dynamische Ansatz basiert nicht nur auf klinischen Daten, sondern auch auf der Fülle von Informationen, die die Patienten selbst liefern, und bietet eine ganzheitliche Übersicht über den individuellen Gesundheitsverlauf. Eine Verbesserung der Patientenergebnisse steigert in der Folge das Wertversprechen des Gesundheitssystems und trägt so zu einem gerechteren und nachhaltigeren langfristigen Zugang bei. Befähigung von Patienten durch die Nutzung von Praxisdaten kann zu einem besseren Verständnis ihrer gesundheitlichen Situation führen und dafür sorgen, dass sie sich aktiv in ihre Versorgung einbringen.

Darüber hinaus unterstützt die Nutzung dieses umfassenden Datenpools den Übergang zu einer wertorientierten Versorgung, bei der Gesundheitsdienstleister für die Qualität der Versorgung und nicht für die Menge der erbrachten Dienstleistungen belohnt werden. Ein wertorientiertes Versorgungsmodell könnte die Gesundheitskosten um bis zu 30 % senken. Durch die Nutzung des gesamten Spektrums an Patientendaten können Ärzte fundierte Entscheidungen treffen, die sich auf Ergebnisse konzentrieren, und so letztlich die Kosten senken und die Patientenzufriedenheit erhöhen.

Wertorientierte Versorgung bedeutet Verbesserung der Qualität und der Behandlungsergebnisse für Patienten. Dieses Ziel lässt sich durch Veränderungen in der Patientenversorgung erreichen – das Gesundheitswesen proaktiv statt reaktiv zu gestalten und Probleme zu verhindern, bevor sie entstehen.

Standardisierte Kennzahlen für Qualität und Ergebnisse

Wertorientierte Versorgung ist auf eine präzise und umfassende Datenerfassung und -analyse angewiesen, um die Ergebnisse effektiv zu messen. Der Mangel an standardisierten Kennzahlen für Qualität und Ergebnisse kann diesen Prozess jedoch erschweren und es den Leistungserbringern schwer machen, den Wert ihrer Versorgung nachzuweisen.

Eine wertorientierte Versorgung, unterstützt durch patientengenerierte Daten, verspricht wirtschaftliche Effizienz und eine profundere und persönliche Interaktion zwischen Patienten und ihren Behandlungsteams. Dieser Paradigmenwechsel könnte dazu führen, dass Gesundheitsdienstleister mehr Zeit mit Patienten verbringen und so ein System fördern, das von guten Patientenergebnissen profitiert.

Autor: Wolf-Dietrich Lorenz

Symbolbild: Ben / AdobeStock