
Resilienz, Sicherheit und Ökonomie – Verantwortung in Zeiten des Wandels. Im Mittelpunkt des „Tages der Hochschulmedizin 2025“ am 26. November 2025 in Berlin standen die veränderte Sicherheitslage in Europa, Strategien zur Stärkung der Resilienz der Gesund-heitsversorgung sowie der ökonomische Fußabdruck der Universitätsmedizin. Die Veran-staltung machte deutlich, dass Hochschulmedizin mehr denn je eine zentrale Rolle für medizinische Versorgung und gesellschaftliche Stabilität spielt.
„In Zeiten geopolitischer Spannungen, Pandemien und wirtschaftlichen Belastungen trägt die Hochschulmedizin besondere Verantwortung, eine krisenfeste Patientenversorgung zu sichern und mit Forschung und Lehre die Zukunft der Medizin zu gestalten“, betonte Prof. Jens Scholz, 1. Vorsitzender des Verbandes der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) gleich zu Anfang der Veranstaltung. Prof. Martina Kadmon, Präsidentin des Medizinischen Fakultätentages (MFT) ergänzte: „Genau durch diese Verknüpfung von Forschung, Lehre und Versorgung kann die Universitätsmedizin auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten – mit klaren Konzepten und einem klaren Werteverständnis. Wir wollen auch in Zukunft Impulsgeberin für die Gesundheitsversorgung sein.“
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken, MdB, betonte mit Blick auf die Strukturreformen in ihrer Rede zur Eröffnung des Parlamentarischen Abends der Deutschen Hochschulmedizin: „Universitätskliniken stehen für Spitzenmedizin sowie exzellente Forschung und Lehre auf international höchstem Niveau. Durch die Weiterentwicklung von medizinischem Wissen und innovativer Behandlungsmöglichkeiten wird hier an der Medizin von Morgen geforscht. Zusammen mit anderen Maximalversorgern sollen sie in Zukunft die Expertise bündeln, um planbare und komplexeste Spezialbehandlungen durchzuführen. Mit der Krankenhausreform verfolgen wir genau dieses Ziel: Leistungen sollen dort erbracht werden, wo die notwendige Ausstattung und Expertise vorhanden sind. Das hilft am Ende den Patientinnen und Patienten, da die Erfolgsaussichten der Behandlung deutlich steigen. Gleichzeitig müssen sich die Menschen auf eine wohnortnahe Grund- und Notfallversorgung verlassen können. Beide Komponenten denken und ermöglichen wir zusammen.“
Dr. Claudia Major, Senior Vice President für Transatlantische Sicherheitsinitiativen beim German Marshall Fund of the United States, gab mit einer Keynote zur Sicherheitslage in Europa den Auftakt zur Veranstaltung. Sie zeigte auf, wie geopolitische Spannungen und hybride Bedrohungen neue Anforderungen an die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft und damit auch der Gesundheitsversorgung stellen. „Kritische Infrastrukturen sind das Ziel hybrider Angriffe. Letztlich geht das darum, das Funktionieren staatlicher Strukturen zu unterminieren und die Gesellschaft zu spalten und zu schwächen. Ziel muss es daher sein, zentrale Funktionen, wie die medizinische Versorgung auch in Krisenzeiten sicherzustellen“, betonte Major. „Angesichts der Bedrohungslage in Europa werden leistungsfähige, vernetzte und forschungsstarke Gesundheitseinrichtungen immer wichtiger. Es gilt, unsere Strukturen gezielt widerstandsfähiger, resilienter zu machen.“
Auf dem Tag der Hochschulmedizin diskutierten zudem Expertinnen und Experten aus Politik, Bundeswehr, Diplomatie und Universitätsmedizin zum Thema „Resilienz in Krisenzeiten: Strategien für die Gesundheitsversorgung“. Dr. Michaela Ramirez Schulschenk (Bundesministerium für Gesundheit), Generalstabsarzt Dr. Johannes Backus (Bundeswehr), Prof. Dr. Jürgen Graf (Universitätsklinikum Frankfurt), Reinhard Nieper (BG Kliniken) und Kai Sauer (Botschafter von Finnland) beleuchteten die Herausforderungen für eine robustes Gesundheitsversorgung. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, wie internationale Kooperation und effiziente Ressourcenplanung werden müssen, um medizinische Versorgung auch unter Druck sicherzustellen. „Kritische Infrastruktur muss verlässlicher Partner der Bundeswehr in Krisenzeiten sein. Nur durch Kooperation zwischen Bundeswehr und zivilen Häusern vor allem Universitätsklinika oder BG Kliniken können wir sicherstellen, dass Versorgung gewährleistet bleibt und Ressourcen wie Personal, Bevorratung und vieles mehr effizient eingesetzt werden“, betonte Generalstabsarzt Dr. Johannes Backus beim Tag der Hochschulmedizin.
Ein weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung war der ökonomische Fußabdruck der Universitätsmedizin. In der zweiten Podiumsdiskussion sprachen Prof. Dr. Blanche Schwappach-Pignataro (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf), Martina Saurin (Medizinischen Hochschule Hannover), Dr. Christian A. Stein (Ascenion) und Dr. Ina Czyborra, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege des Landes Berlin, über die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Universitätsklinika als Innovationsmotoren. Festgehalten wurde, wie maßgeblich klinische Spitzenmedizin, Lehre, Forschung und Transfer zur Standortstärkung beitragen.
Im Rahmen des Tages der Hochschulmedizin wurde auch der Preis der Deutschen Hochschulmedizin 2025 überreicht. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an die internationale Initiative PROMISE (PROstate cancer Molecular Imaging Standardized Evaluation). Das Projekt unter Federführung der Universitätsmedizin Essen entwickelte eine Methode, mit der der Verlauf von Prostatakrebs präziser vorhergesagt und Therapien individueller gesteuert werden können. Die Preisverleihung würdigt herausragende Teamleistungen in der Universitätsmedizin sowie die schnelle Überführung von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis. Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert und dient der weiteren Stärkung der universitätsmedizinischen Forschung am Wissenschaftsstandort Deutschland. (Pressemitteilung: Internationale Initiative PROMISE erhält Preis der Deutschen Hochschulmedizin 2025 – Neue Methode verbessert Prognose und Therapie von Prostatakrebs)
Quelle: Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD)
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