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Titelstory




                                                            Gesundheitswesen senken. Einem Marktbericht zufolge glau-
                                                            ben 84 Prozent der Führungskräfte im Gesundheitswesen, dass
                                                            KI die Art und Weise, wie Gesundheitsdienstleister Informati-
                                                            onen von Patienten erhalten und mit Verbrauchern interagie-
                                                            ren, grundlegend verändern wird. So helfen KI-Tools dabei, die
                                                            Daten von persönlichen Gesundheitsgeräten, IoT-Lösungen,
                                                            DNA-Tests, Genomsequenzierung, elektronischen Krankenak-
                                                            ten und mehr zu analysieren.
                                                            Konsolidierung für das Geld von morgen

                                                            Was Kliniken in Richtung Digitalisierung tun müssen, weiß
                                                            Prof. Dr. David Matusiewicz, Professor für Medizinmanage-
                                                            ment, Direktor des Forschungsinstituts für Gesundheit & Sozi-
                                                            ales, FOM Hochschule & Founder - Digital Health Academy.
                                                            „Stringent digitalisieren. Die deutschen Krankenhäuser stecken
                                                            massiv in der Konsolidierungsphase und überlegen gerade, wie
                                                            sie morgen ihr Geld verdienen. Sie überdenken im Zuge dessen,
                                                            wie sie sich dafür aufstellen. Da kommen allmählich die Daten
                                                            ins Bewusstsein, beginnend beim digitalen Krankenhaus vom
           Dr. Tanja Bratan, Leiterin des Geschäftsfelds Innovationen   Eingangs- bis zum Entlass-Management. Je mehr Touchpoints
           im Gesundheitssystem, Fraunhofer-Institut für System- und   existieren, desto wichtiger werden auch Daten. Die digitale
           Innovationsforschung ISI: „Bislang ist die tatsächliche Rolle der   Patientenakte ist zudem der wichtigste Schritt. Das spart Milli-
           Digitalisierung und ihrer positiven wie negativen Wirkungen   arden und bringt erhebliche Prozessbeschleunigungen. Außer-
           jedoch noch weitgehend unklar und bedarf weiterer Forschung,   dem muss die Kommunikation zwischen den Leistungserbrin-
           einschließlich der ressourcenbewussten Gestaltung und   gern und zum Patienten verbessert werden. Auch hier hilft die
           Nutzung digitaler Tools.“
                                                            Digitalisierung, die andere schon radikal vorantreiben, wie zum
              PD Dr. med. Dominik Pförringer, Facharzt für Orthopädie   Beispiel amerikanische Technologiekonzerne. „Wer als Klinik
           und Unfallchirurgie, akademischer Direktor des TUM Ven-  oder Arzt meint, die Digitalisierung sei durch Ignoranz aufzu-
           ture Lab Healthcare  am Klinikum rechts der Isar, sieht „Ärzte   halten, wird mit ansehen, wie Amazon das erste Krankenhaus
           als Taktgeber der Digitalisierung“. In einem intensiven Dialog   betreibt und die erste Versicherung anbietet.“
           zwischen IT und Medizinern. In der interdisziplinären Kom-
           munikation und Kooperation sieht er die größten Chancen
           für  die  technische  Innovation  im  Krankenhaus.  „Besonders
           wichtig für den Erfolg technischer Innovation ist es, Teams aus
           Ingenieuren, ITlern und Ökonomen in Zusammenarbeit und
           stetigen Austausch mit Medizinern zu bringen.“ Dominik Pför-
           ringer sieht großen Aufholbedarf bei Basisthemen wie solider
           IT- Infrastruktur und vor allem in der Aus- und Weiterbildung
           von Ärzten auf digitalen Themen. "Daten sind nichts ohne den
           Kontext eines behandelnden Arztes. Ärzte müssen allerdings
           die Digitalisierung stärker selbst in die Hand nehmen, nur so
           können sich Arbeitsbedingungen verbessern." PD Dr. Dominik
           Pförringer. „Der intelligente Arzt nutzt alle Aspekte der Digita-
           lisierung, um sich innovativer Methoden zu bedienen und seine
           eigenen medizinischen Fähigkeiten zu erweitern.“
              Das Gesundheitssystem im Wandel braucht neue Tech-
           nologien. Gesundheitseinrichtungen  müssen  ein  sinnvolles
           Gleichgewicht zwischen betrieblicher Effizienz, Patientener-
           fahrung und Innovation finden und dabei Dienste der nächsten
           Generation unterstützen. Der Einsatz von künstlicher Intelli-  PD Dr. med. Dominik Pförringer, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie,
           genz (KI) und Big-Data-Analysen liefert Erkenntnisse, die die   akademischer Direktor des TUM Venture Lab Healthcare  am Klinikum rechts
           Patientenversorgung verbessern und gleichzeitig die Kosten im   der Isar: „Daten sind nichts ohne den Kontext eines behandelnden Arztes.“


                                                                                   Krankenhaus-IT Journal 6 /2022
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