Der Fachkräftemangel in der Krankenhaus-IT ist ein anhaltendes Problem, das die Effizienz und Sicherheit der Patientenversorgung gefährdet. Viele Krankenhäuser haben Schwierigkeiten, offene IT-Stellen zu besetzen, was zu Engpässen und Problemen bei der Digitalisierung führt. Ein Blick auf Ursachen, Entwicklung und Auswirkungen gesundheitspolitischer Maßnahmen dieser Belastung.
Die Arbeit in der Krankenhaus-IT ist ein herausforderndes und verantwortungsvolles Aufgabengebiet. IT-Mitarbeiter in Krankenhäusern sind für die Funktionsfähigkeit der medizinischen IT-Systeme verantwortlich. Sie stellen sicher, dass die Systeme stabil laufen, die Daten sicher sind und die Anwender in der Nutzung der Systeme beherrschen. Die Arbeit in der Krankenhaus-IT ist jedoch mit problematischen Belastungen verbunden. Macht Arbeit in der Krankenhaus-IT krank? (https://www.krankenhaus-it.de/item.293 ... n-der-krankenhaus-it.html)
Deutsche Krankenhäuser stehen vor erheblichen Herausforderungen bei der Besetzung offener Stellen im Bereich der Informationstechnologie. Rund drei Viertel aller Krankenhäuser berichten, dass sie Schwierigkeiten haben, IT-Fachkräfte zu gewinnen. Im Durchschnitt bleiben etwa 14% der IT-Stellen unbesetzt. Diese Situation ist nicht neu, hat sich aber durch die zunehmende Digitalisierung und die Anforderungen aus dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) weiter verschärft. Laut einer Umfrage von KPMG sind 78 % der IT-Abteilungen in Krankenhäusern personell unterbesetzt. Dies führt zu Verzögerungen bei der Implementierung wichtiger Sicherheitsmaßnahmen und erhöht das Risiko von Datenschutzverletzungen.
Hauptgründe für die Besetzungsprobleme
Die Ursachen für den IT-Fachkräftemangel in Krankenhäusern sind vielschichtig. Sie lassen sich auf einige zentrale Punkte verdichten:
Abbildung BDO DKI / Wie wird sich Ihrer Meinung nach in den nächsten drei Jahren in Ihrem Krankenhaus die Stellensituation im IT Bereich zahlenmäßig entwickeln? (Krankenhäuser in %)
Prognose der Stellensituation in den nächsten Jahren
Die Nachfrage nach IT-Fachkräften wird weiter steigen, da die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranschreitet und gesetzliche Vorgaben wie das KHZG umgesetzt werden müssen. Bereits heute fehlen laut Schätzungen mehrere tausend IT-Vollzeitkräfte allein für die Mindestausstattung der Kliniken. Die demografische Entwicklung verschärft das Problem zusätzlich, da mehr IT-Fachkräfte altersbedingt ausscheiden als nachrücken.
Für die kommenden drei Jahre ist daher mit einer weiteren Verschärfung der Personallücke zu rechnen. Die Zahl offener IT-Stellen dürfte steigen, da viele Projekte – etwa zur Einführung digitaler Patientenakten oder neuer Krankenhausinformationssysteme – umgesetzt werden müssen, ohne dass ausreichend Personal zur Verfügung steht. Die Digitalisierung wird zwar langfristig Prozesse effizienter machen, kurzfristig aber den Personalbedarf sogar noch erhöhen, da neue Systeme eingeführt, betreut und weiterentwickelt werden müssen.
Künstliche Intelligenz (KI) kann den IT-Fachkräftemangel im Krankenhaus nicht vollständig beheben, aber sie kann ihn deutlich abmildern. KI automatisiert Routineaufgaben wie Dokumentation, Terminmanagement und Datenanalyse, wodurch IT- und medizinisches Personal entlastet werden. So bleibt mehr Zeit für komplexere Tätigkeiten, die menschliche Expertise erfordern. Besonders in der Verwaltung, Diagnostik und Ressourcenplanung kann KI Prozesse beschleunigen und effizienter gestalten. Allerdings ersetzt KI keine qualifizierten IT-Fachkräfte, sondern unterstützt sie. Entscheidend ist eine sinnvolle Integration in bestehende Systeme sowie der Aufbau digitaler Kompetenzen im Team.
Mittelfristig könnten cloud-basierte Softwarelösungen und die Auslagerung von IT-Dienstleistungen helfen, den Druck zu mindern. Allerdings bleibt der Bedarf an qualifiziertem IT-Personal hoch, da die Integration neuer Systeme, Datenschutz und Informationssicherheit weiterhin in der Verantwortung der Krankenhäuser liegen.
Auswirkungen gesundheitspolitischer Maßnahmen
Das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) hat zwar zu einer Vielzahl neuer IT-Stellen und Investitionen geführt, aber die finanziellen Mittel reichen nicht aus, um den Fachkräftemangel zu beheben. Förderprogramme und gesetzliche Vorgaben erhöhen den Druck zur Digitalisierung, ohne jedoch die strukturellen Probleme – insbesondere die unattraktiven Gehaltsstrukturen – zu lösen. Die Politik setzt auf Digitalisierung als Mittel zur Effizienzsteigerung, unterschätzt aber den personellen Aufwand und die Notwendigkeit attraktiver Rahmenbedingungen für IT-Fachkräfte.
IT-Fachkräftemangel: Grundproblem nicht gelöst
Der IT-Fachkräftemangel in deutschen Krankenhäusern ist ein strukturelles Problem, das sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen wird. Die IT-Personallücke in Krankenhäusern verschärft sich weiter, da die Digitalisierung voranschreitet und der Bedarf an IT-Expertise steigt. Hauptgründe sind die hohe Arbeitsbelastung, unattraktive Gehälter im Vergleich zur Privatwirtschaft, begrenzte Ausbildungskapazitäten sowie fehlende Wertschätzung für IT-Fachkräfte. Krankenhäuser können offene IT-Stellen oft nicht besetzen, was zu Verzögerungen bei Digitalisierungsprojekten und erhöhten Sicherheitsrisiken führt. Lösungsansätze sind der Ausbau von Ausbildung und Zuwanderung, der Einsatz von Managed Services, IT-Offshoring sowie eine konsequente Entbürokratisierung und gezielte Förderung der IT-Ausbildung. Hauptursachen sind finanzielle Restriktionen, unattraktive Arbeitsbedingungen und der internationale Wettbewerb um Talente. Gesundheitspolitische Maßnahmen wie das KHZG schaffen zwar neue Stellen und treiben die Digitalisierung voran, lösen aber das Grundproblem nicht. Ohne grundlegende Reformen bei Vergütung, Arbeitsbedingungen und Ausbildung wird sich die Personalsituation im IT-Bereich der Krankenhäuser weiter verschärfen.
Autor: Wolf-Dietrich Lorenz
Foto: Adobe Stock / Coloures-Pic