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IT-Management Sektorengleiche Vergütung –
der skeptische Blick auf Hybrid-DRGs
Die Einführung sektorengleicher Vergütungssysteme wie der Hybrid-DRGs hat weitreichende
Auswirkungen auf die Krankenhaus-IT, Organisation und Prozesse. Hybrid-DRGs fördern die Verein-
heitlichung der Abrechnung zwischen stationären und ambulanten Leistungen, was eine effizientere
Ressourcenverteilung ermöglichen soll. IT-Anpassungen und organisatorische Herausforderungen
beleben dabei den skeptischen Blick auf Veränderungsbedarf, Risiken und Kritik.
Prozessveränderungen, Einschätzung des
Krankenhäuser müssen ihre IT-Systeme
anpassen, um die komplexe Abbildung Risiken und Kritik Veränderungsbedarfs
der sektorengleichen Abrechnung für Neue Prozesse sind nötig, um hybride Bei der Einschätzung des Veränderungs-
Diagnosis Related Groups zu gewähr- Leistungen korrekt zu dokumentieren bedarfs gibt es eine deutliche Zweitei-
leisten. Dies erfordert eine Integration und abzurechnen. Dies erhöht die Anfor- lung: Auf der einen Seite wird der Auf-
von Patientenmanagementsystemen und derungen an die Schulung des medizini- wand für Veränderungen beim Personal
Abrechnungssoftware sowie die Schu- schen und administrativen Personals. (z. B. Personaleinsatzplanung oder Per-
lung von IT-Personal. Datenqualität und Kritiker befürchten, dass Hybrid- sonalqualifikation) deutlich geringer ein-
Interoperabilität gewinnen an Bedeu- DRGs zu einer Überregulierung und geschätzt als die Veränderungen bei den
tung, um die neuen Anforderungen zu zusätzlichen Bürokratie führen könnten. Prozessen, Strukturen und Medizincon-
erfüllen. Zudem besteht das Risiko, dass eine stär- trolling. Anders verhält es sich dagegen
Die Umstellung auf Hybrid-DRGs kere ökonomische Ausrichtung die Pati- bei den Veränderungen der Prozesse (z.
erfordert organisatorische Anpassungen, entenversorgung beeinträchtigt. B. Behandlungsabläufe oder administ-
da stationäre und ambulante Leistungs- Hybrid-DRGs führen zu Überre- rative Patientenprozesse). Hier gehen
erbringer stärker miteinander koordi- gulierung und zusätzlicher Bürokratie 40 % von einem ziemlichen und 41 %
niert werden müssen. Schnittstellen zwi- im Gesundheitssystem. Die komplexe von einem sehr großen Aufwand aus.
schen Abteilungen und Sektoren müssen Abrechnung kombiniert stationäre und Das wiederholt sich bei den Strukturen
optimiert und klare Verantwortlichkei- ambulante Leistungen, erfordert jedoch (z. B. OP-Räumlichkeiten oder Über-
ten definiert werden. umfangreiche Dokumentation und diffe- wachungsbereiche). Einen ziemlichen
Hybrid-DRGs kombinieren diag- renzierte Prüfverfahren. Dies erhöht den Aufwand für Veränderungen sieht ein
nosebezogene Fallgruppen aus verschie- Verwaltungsaufwand für Kliniken und Drittel der Häuser. Ein weiteres Drittel
denen Sektoren, wie stationärer und Leistungserbringer erheblich. Gleichzei- (35 %) sieht einen sehr hohen Aufwand.
ambulanter Versorgung, und fördern tig besteht die Gefahr, dass medizinische Die Veränderungen beim Personal stufen
eine sektorenübergreifende Abrechnung. Entscheidungen stärker durch finanzielle die Krankenhäuser als mäßig (28 %) bzw.
Sie erleichtern die Zusammenarbeit als durch patientenzentrierte Überlegun- ziemlich (32 %) ein. Einen damit ver-
zwischen Abteilungen und Sektoren, gen beeinflusst werden. Kritik kommt bundenen sehr großen Aufwand sehen
reduzieren Schnittstellenprobleme und von Gesundheitsexperten, die eine Ver- nur 16 % der Häuser.
fördern eine integrierte Patientenversor- einfachung und stärkere Fokussierung Anders verhält es sich dagegen bei
gung. Durch die Harmonisierung von auf die Patientenversorgung fordern. den Veränderungen der Prozesse (z. B.
Prozessen und Abrechnungen unter- Ohne Reformen könnten Hybrid-DRGs Behandlungsabläufe oder administrative
stützen Hybrid-DRGs eine effizientere die Effizienz und Qualität des Gesund- Patientenprozesse). Hier gehen 40 % von
Ressourcenverteilung und bieten eine heitssystems langfristig gefährden. einem ziemlichen und 41 % von einem
bessere Grundlage für die Qualitätssiche- sehr großen Aufwand aus. Das wieder-
rung sowie die Patientenorientierung im holt sich bei den Strukturen (z. B. OP-
Gesundheitswesen. Räumlichkeiten oder Überwachungsbe-
Krankenhaus-IT Journal 1 /2025
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