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Herr Dr. Denzler, Sie sind als Director Product Das bringt uns näher an die Kunden heran und hilft uns,
Management unter anderem für die Weiterentwicklung Kundenprobleme ganzheitlich in den Blick zu nehmen.
des Produktportfolios und die Internationalisierung G. Langer: Nicht zuletzt aus diesem Grund sind wir dieses
von ORBIS verantwortlich. Worum geht es dabei? Jahr eine Partnerschaft mit der Asklepios-Klinik Gruppe
Daniel Denzler: Beide Punkte gehen Hand in Hand. Wir eingegangen, die die Entwicklung neuer U-Komponenten eng
sind seit der Übernahme durch Dedalus enorm gewachsen mit Praxisfeedback begleitet. Hier erhalten wir einen echten
und bieten weltweit rund ein Dutzend KIS-Systeme an. Diese 360-Grad-Blick auf das Zusammenspiel aller Komponenten
Fülle wollen wir auf zwei Systeme reduzieren, mit ORBIS in kompletten Abläufen. Das ist nicht das einzige, aber ein
als führendem KIS für die bestehenden und für die neuen exemplarisches Beispiel für kundennahe Entwicklung, ohne
Märkte Australien und Großbritannien. Das heißt, wir die eine Software wie ORBIS U nicht realisierbar ist.
investieren massiv in ORBIS und die neue U-Plattform, um
bei diesem Übergang voranzukommen und das System auch Kürzlich hat der Dedalus-Service die Kunden über eine
für neue Märkte fitzumachen. neue Releaseplanung für ORBIS informiert. Worauf
müssen die Kunden sich einstellen und warum?
Und der Heimatmarkt bleibt auf der Strecke? G. Langer: Auch mit den Releases werden wir agiler
D. Denzler: Ganz und gar nicht, das Gegenteil ist und effizienter. Künftig wird es pro Jahr nur noch eine
der Fall: Durch die Abkündigung beispielsweise des Hauptversion von ORBIS geben. In deren Rahmen
Dedalus Krankenhausinformationssystems „Lorenzo“ in konzentrieren wir uns vor allem auf die Umsetzung technisch
Großbritannien sind uns enorme personelle Kapazitäten und relevanter Änderungen. Hinzukommen regelmäßige Service-
vor allem sehr viel Know-how zugeflossen, die ORBIS jetzt Updates, ca. zehn pro Jahr, mit denen wir funktionale
zugutekommen. Gerade der Punkt Know-how ist wichtig: Neuerungen ausliefern. Für unsere Kunden heißt das: Sie
Wir lernen zurzeit sehr viel darüber, wie Prozesse und erhalten Funktionserweiterungen und neue Funktionalitäten
Funktionen in anderen Regionen gestaltet werden. Dieses schneller und in regelmäßigeren Abständen über das Jahr
Wissen fließt in die Entwicklung für bestehende Märkte zurück verteilt. Zugleich gehen wir davon aus, dass die Anzahl der
und macht uns agiler und innovativer. Ein Beispiel ist das Hotfixes sinken wird. Mit diesem Schritt bewegen wir uns
Modul Medikation, das nicht zuletzt aufgrund der höheren weiter in Richtung eines zeitgemäßen Auslieferungsschemas
funktionalen Anforderungen des UK in naher Zukunft unter dem Stichwort „Continuous Delivery“.
deutlich an Funktionalität gewinnen wird, beispielsweise
durch die zusätzliche Abstraktionsebene „Virtual Therapeutic Für die Kunden sind das dann aber zwei bis drei
Moety“ für Medikamente. Die Internationalisierung macht Updatevorgänge mehr pro Jahr.
ORBIS reicher, nicht ärmer. G. Langer: Das ist nur auf den ersten Blick richtig. Durch
den Wegfall von derzeit in vielen Fällen geplanten Hotfixes
Stichwort Innovation: Sie haben den Teamzuschnitt gehen wir von einer Reduzierung der Updates pro Jahr
im Geschäftsbereich verändert und sprechen jetzt von aus. Gleichzeitig möchten wir in Zukunft kumulative
„Value Streams“. Was steckt dahinter? Serviceupdates zur Verfügung stellen. Wir arbeiten außerdem
D. Denzler: ORBIS U ist mehr als der Wechsel auf eine daran, im Zuge der U-Transition den Updateprozess zu
neue technische Plattform, es ist ein Paradigmenwechsel: vereinfachen. Wir sind sicher, die Kundenvorteile überwiegen.
ORBIS U wird aus der Perspektive der Anwender und
ihrer Arbeitsprozesse entwickelt. Neben vielen technischen Lieber Herr Langer, lieber Herr Dr. Denzler, vielen
Neuerungen bringt das die Chance mit, Prozesse Ende- Dank für das Gespräch.
zu-Ende neu zu denken und zu strukturieren. Diesem
Prinzip folgen wir auch in unserer Organisation, indem
wir die Kernteams im Geschäftsbereich entlang zentraler
Wertschöpfungsprozesse eines Krankenhauses aufgestellt
haben, beispielsweise Pflege auf der Normalstation,
Intensivpflege oder Medizincontrolling. In diesen „Value
Streams“ arbeiten Produktmanager, die bei uns in der Regel
aus der Krankenhauspraxis kommen, mit Entwicklern,
Usability-Experten und anderen Disziplinen zusammen.
Krankenhaus-IT Journal 6 /2023
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