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Titelthema














           Aber da haben die Krankenhäuser teilweise nun richtig Glück   Wie finanziert man die Personalkosten? Wie die Betriebskosten
           gehabt, denn kurz nach dem KHZG bzw. der Förderrichtli-  (Security kauft man häufig nur für drei Jahre)?
           nie zum 30.11.2020 kam zum Jahresende noch das IT-SiG   Leider stellt es sich aktuell so dar, dass man auf  Grund des
           2.0  durch  das  Gesetzgebungsverfahren,  und  prompt  müs-  Zeitdrucks bei der Projektbeantragung vermutlich erhebliche Feh-
           sen vermutlich etliche systemrelevante (KRITIS) Kranken-  ler machen kann und wird. Eine falsche Produktauswahl mangels
           häuser jede Menge Geld für Security in die Hand nehmen.   strategischer Ansätze auf Bundesebene ist dabei nur eines der auf-
           Mit etwas Glück haben sie das nicht vor dem 2.9.2020 getan   tretenden Probleme. Aber dieses Problem wird einen – vielleicht
           und können damit die Quoten für andere Projekte erfüllen.   erheblichen  -  Teil  der  3,61  Milliarden  Euro  vermutlich  nicht
           Allerdings stellen sich auch hier die vorhergehenden Fragen:     sinnvoll wirken lassen, oder nur sehr kurzfristig. Investitionen
           Woher kommt qualifiziertes IT-Personal?          sollten aber nachhaltig erfolgen, was einen stabilen Rahmen ver-
                                                            langen würde.

            
           KHZG – die Gewinner,             Struktur der Krankenhauslandschaft –
           die Verlierer                    und eine Generalsanierung
                                             
           Müsste man heute ein Fazit ziehen so   Damit ergibt sich prinzipiell post-KHZG   aus angeblichen (oder ggf. tatsächlichen)
           wären die Krankenhäuser, die es schaf-  die gleiche Situation wie prä-KHZG   Abrechnungsfehlern diskutiert (das kann
           fen Projekte zu beantragen, fördern zu   (prä-Corona), was die Intention des   man gut kriminalisieren und damit Mei-
           lassen und umzusetzen auf Grund der   Gesetzgebers und seiner Berater angeht:   nung machen), aber nie über die Prozess-
           theoretisch verfügbaren Mittel, wohl   Weniger Krankenhäuser sind das Ziel.   kosten im Gesundheitswesen, die dem
           „Gewinner“. Was mich betrübt ist aller-  Vermutlich ist das vernünftig, kann aber   Gesundheitswesen bestenfalls als Sekun-
           dings, dass man in diesem Fall vielleicht   sachlich im Sinne der Versorgungssicher-  där- oder Tertiärmarkt nutzen, wenn
           nur eine Schlacht gewonnen hat, aber den   heit nur über eine regionale Verteilung   überhaupt. Grundsätzlich ist die Struk-
           Krieg verliert, wenn einen ab 2023 oder   der Leistungserbringung erfolgen (glei-  tur der Krankenhauslandschaft sicherlich
           2025 die Betriebskosten und sonstigen   che Wege zum Krankenhaus und quali-  zukunftsfähig, allerdings muss dafür zum
           Herausforderungen aus den Investitio-  tativ gleichwertiger Versorgung für die   einen der Solidarpakt seine Aufgaben
           nen einholen. Nun sagte allerdings Niels   gesamte Bevölkerung), nicht über „Min-  wieder erfüllen, die Gesundheitspolitik
           Henrik David Bohr (dänischer Physi-  destmengen“ oder Spezialisierungen oder   weniger durch Lobbyisten geprägt wer-
           ker, Nobelpreisträger): „Prognosen sind   schiere Größe oder Bedeutung für den   den und auf Bundesebene mehr Verant-
           schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft   Universitätsbetrieb. Zudem müssten die   wortung für die Rahmenbedingungen
           betreffen.“ Und vielleicht ergibt sich ja   Strukturen des deutschen Gesundheits-  übernommen werden. M.E. war die
           noch ein Wunder, was die Folgefinanzie-  wesens einer Generalsanierung unter-  Übernahme der Mehrheit der gematik
           rungen dieses potenziellen Digitalisie-  zogen werden und sowohl die Sektoren   durch das BMG durchaus ein sinnvoller
           rungsschubs angeht. Leider sieht Kran-  aufgelöst als auch deren Schnittmengen   Schritt. Nun muss von dort aber mehr
           kenhauszukunft dann entweder wie folgt   wie Rettungsdienste etc. neu aufgestellt   „Normung“ und „Strategie“ ausgehen. Für
           aus: a) Die erforderlichen Mittel werden   werden. Ganz abgesehen von dem herr-  einen reinen „Plattformbetrieb“ ist die TI
           tatsächlich durch das System bereitge-  schenden und eher wachsenden Über-  wohl zu teuer.
           stellt (wenig wahrscheinlich) oder b) Es   fluss an Institutionen, dessen Bereinigung   Aber… siehe Niels Bohr.
           müssen Krankenhäuser schließen, weil sie   erhebliche Mittel freisetzen würde. Der-   
           die wirtschaftlichen Zwänge nicht bewäl-  zeit wird zwar häufig über die „Verluste“
           tigen können, so dass für den Rest trotz-
           dem genug Geld übrig bleibt (mögliches
           Szenario).







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