Strahlenschutz in der interventionellen Radiologie verbessern: Schulungsvideo und Berechnungs-Tool entwickelt

Tool

Veröffentlicht 06.11.2023 14:30, Dagmar Finlayson

Mithilfe der interventionellen Radiologie können bestimmte medizinische Eingriffe minimalinvasiv durchgeführt werden, für die es früher eine Operation gebraucht hätte. Da hierbei zur Bildgebung in der Regel ionisierende Strahlung verwendet wird, ist mit der Zahl solcher Eingriffe auch die Strahlenbelastung des involvierten medizinischen Personals im Lauf der Jahre stetig angestiegen. Um das Verständnis für die Verteilung der Strahlung im Raum zu verbessern und somit die Strahlenbelastung zu reduzieren, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der GRS im Rahmen eines vom Bundesumweltministerium geförderten Forschungsprojekts ein Schulungsvideo und ein Berechnungs-Tool erstellt.

Interventionelle Maßnahmen sind über die Jahre zu einem festen Bestandteil diagnostischer und therapeutischer Medizin geworden. Dabei werden minimalinvasive Eingriffe mithilfe bildgebender Verfahren durchgeführt, die eine Art Livebild aus dem Körper übermitteln. Konkrete Anwendungsbeispiele für solche Maßnahmen sind verengte Herzkranzgefäße, die die koronare Herzkrankheit bis hin zu einem Herzinfarkt auslösen können, bestimmte Tumorerkrankungen oder Schlaganfälle.
Durch die fortschreitende Verbesserung der bildgebenden Systeme und der sie ergänzenden Instrumente kann das medizinische Personal heutzutage sehr präzise arbeiten, gleichzeitig ist die Belastung der Patienten geringer als bei operativen Eingriffen. Da zur Bildgebung oftmals ionisierende Röntgenstrahlung eingesetzt wird, kann mit der zunehmenden Häufigkeit solcher Eingriffe allerdings auch die Strahlenbelastung des Personals steigen.

Welche Maßnahmen können helfen, die Strahlenbelastung zu reduzieren?

Ein interdisziplinäres Wissenschaftsteam ging daher in einem vom Bundesumweltministerium geförderten Forschungsprojekt der Frage nach, wie hoch die Exposition des Personals ist und welche Maßnahmen dabei helfen können, die Strahlenbelastung zu verringern. Beteiligt waren neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der GRS auch solche aus dem Universitätsklinikum Augsburg, der Uniklinik Köln sowie des Mirion Technologies Dosimetrieservice.
Dabei konnten die Forschenden auf den Ergebnissen aus einem Vorläuferprojekt aufbauen: Damals hatte man mithilfe sogenannter Monte-Carlo-Simulationen ein dreidimensionales Simulationsmodell entwickelt, welches die Exposition des Personals bestimmen kann und Rückschlüsse zur Optimierung des Strahlenschutzes ermöglicht.

Schulungsvideo für medizinisches Personal produziert

Die Daten sowie die Geometrie aus diesen Simulationen konnte das Team mithilfe der Software VIRTUS visualisieren – das gelang so gut, dass man sich entschied, nicht nur einzelne Animationen, sondern ein vollständiges Video aus diesen Sequenzen zu produzieren: „Unser Schulungsvideo richtet sich an medizinisches Personal, Strahlenschützerinnen, Medizinphysiker und andere interessierte Personengruppen,“ sagt GRS-Projektleiter Dr. Janis Endres.
Die einzelnen Sequenzen können im Rahmen von Strahlenschutzunterweisungen oder innerhalb eines Teams besprochen werden, um Verhaltensmuster und Bewegungsabläufe während interventioneller Maßnahmen aus Strahlenschutzsicht zu optimieren und das allgemeine Verständnis für die Verteilung der Strahlung im Raum zu verbessern. „Unser Augenmerk in dem Video liegt insbesondere auf Aspekten wie dem Aufenthaltsort einer Person im Interventionsraum, der Wirksamkeit von Strahlenschutzmitteln, der Positionierung des C-Bogens und der Röhrenspannung“, so Janis Endres.

Excel-Tool zur Auswertung persönlicher Einsätze sowie zur Personalplanung

Zusätzlich zu dem Video entwickelten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein Excel-Tool, mithilfe dessen unter anderem die persönliche Strahlenbelastung von medizinischem Personal im Interventionsraum über längere Zeiträume betrachtet werden kann. Janis Endres: „Unser Berechnungs-Tool kann sowohl Parameter einer spezifisch durchgeführten interventionellen Maßnahme als auch typische interventionelle Maßnahmen durchrechnen. So lässt sich beispielsweise die Wirksamkeit von Strahlenschutzmitteln oder persönlicher Schutzausrüstung ermitteln. Das Tool kann zur Auswertung persönlicher Einsätze, aber auch zur Personalplanung genutzt werden.“
Das Excel-Tool ist via Kontaktaufnahme unter info@grs.de frei erhältlich.

https://www.grs.de/de/aktuelles/publikationen/grs-740

Quelle: Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) gGmbH

Symbolbild: Harlie Raethel (Unsplash)


Lesen Sie mehr zum Thema "Radiologie"

Lesen Sie hier die neuesten Beiträge

Cyber-Sicherheitsrisiken in Krankenhäusern
IT-Sicherheit & Kritis
ITSec
Diese Webseite verwendet Cookies.   Mehr Info.      oder