Erfolgreiche Premiere: Am Universitätsklinikum Minden ist erstmals eine thoraxchirurgische Operation mit dem hochmodernen DaVinci-Operationssystem durchgeführt worden. Während des Eingriffs wurde einer Patientin ein Lungenlappen, der von einem Tumor befallen war, entfernt. Unterstützt wurde das Mindener Team um die Operateure Dr. Ahmad Baderkhan und Professor Dr. Berthold Gerdes vom international angesehenen Thoraxchirurgen Dr. Rune Eggum aus Oslo in Norwegen, der europaweit als Experte für die robotergestützte Thoraxchirurgie gilt. Der Eingriff markiert einen bedeutenden Meilenstein in der medizinischen Versorgung der Region.
„Mit dem erfolgreichen Start in die robotische Thoraxchirurgie unterstreichen wir unseren Anspruch, moderne Medizin auf Spitzenniveau anzubieten. Ich bin sehr stolz auf die Leistung des gesamten Teams“, betont Professor Dr. Berthold Gerdes, Direktor der Klinik für Allgemeinchirurgie, Viszeral-, Thorax- und Endokrine Chirurgie am Universitätsklinikum Minden.
Seit Ende 2024 ist der DaVinci im Universitätsklinikum Minden im Einsatz – fast 150 Eingriffe wurden seit dem robotischassistiert durchgeführt. Bisher wurde der OP-Roboter primär in der Urologie, Gynäkologie und Viszeralchirurgie verwendet. Nun kommt das hochentwickelte System auch in der Thoraxchirurgie zum Einsatz. Dr. Ahmad Baderkhan, Oberarzt und Sektionsleiter der Thoraxchirurgie, sagt nach der erfolgreichen Premiere: „Wie präzise wir mit dem Roboter erkranktes Gewebe auf engstem Raum entfernen können, ist beeindruckend. Das eröffnet ganz neue Perspektiven für die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten.“
Der norwegische DaVinci-Experte und Chirurg Dr. Rune Eggum war für zwei Tage am Universitätsklinikum Minden zu Gast und hat das Mindener Team während der ersten Lungenoperationen mit dem OP-Roboter-System unterstützt. Für Operateur Dr. Ahmad Baderkhan ein absoluter Gewinn, dass der renommierte Norweger dem Mindener Team zur Seite stand: „Gerade Lungenresektionen zählen aufgrund der Technik und der möglichen Operationsrisiken zu den anspruchsvollsten Eingriffen in der Chirurgie – umso wertvoller ist es, dass wir von den besten Chirurgen auf diesem Gebiet lernen können.“
Während der ersten Operationen mit dem DaVinci haben die Mindener Chirurgen ihren Patientinnen und Patienten tumorbefallene Lungenlappen entfernt. Die menschliche Lunge besteht aus dem rechten und linken Lungenflügel. Die Lungenflügel sind in fünf Lungenlappen unterteilt, diese wiederum in bis zu vier anatomisch baugleiche Lungensegmente. Bei der Diagnose eines Lungenkarzinoms gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten, die vom jeweiligen Stadium abhängen und als alleinige Methode oder in Kombination der Methoden angewandt werden. „Die operative Behandlung ist zumeist die einzige Chance auf eine vollständige Heilung. Hierbei werden die betroffenen Lungenlappen als anatomische Einheit entfernt“, erklärt der Mindener Sektionsleiter der Thoraxchirurgie Dr. Ahmad Baderkhan.
Mit Hilfe des OP-Roboters geht das mit höchster Präzision. Nach Beseitigung der betroffenen Lungenlappen haben die Chirurgen diese aus dem Körper in einem Beutel entfernt. Die Operationen konnten nahezu ohne Blutverlust vorgenommen werden. Die Mindener Chirurgen und Dr. Rune Eggum haben den Roboter über zwei Konsolen gesteuert – dabei ist viel Fingerspitzengefühl gefragt, um die kleinen Hebel und Schalter an der Konsole zu bedienen. In Echtzeit werden diese Befehle an den Roboter weitergeleitet, der die Bewegungen und Griffe mit den vier Armen samt Operationsinstrumente an den Patientinnen und Patienten ausführt und dabei jedes noch so kleine Zittern ausgleicht. Die Hauptverantwortung und Steuerung der Operation liegt somit nach wie vor bei den Chirurg*innen – der DaVinci ist vielmehr als ihr verlängerter Arm zu sehen. Dank der hochauflösenden 3D-Bildgebung und der flexiblen Instrumentenarme können selbst komplexe Operationen in schwer zugänglichen Bereichen des Brustkorbs sicher durchgeführt werden. Patientinnen und Patienten profitieren von kleineren Schnitten, geringerer Schmerzbelastung, schnellerer Genesung und kürzeren Krankenhausaufenthalten.
Anlässlich der Einführung der neuen Technik luden die Mindener Mediziner umliegende Ärztinnen und Ärzte zu einer sehr gut besuchten Fachfortbildung am Wahrzeichen der Region, dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal, ein.
In den kommenden Monaten werden weitere Eingriffe mit dem DaVinci-System etabliert werden – darunter Operationen bei Thymustumoren und Zwerchfelllähmungen. Das Operieren mit dem DaVinci-System erfordert eine umfassende Ausbildung in Form von theoretischen und praktischen Trainings, die vor Ort am Roboter in Minden und in europäischen Zentren organisiert werden. Außerdem sind Hospitationen und sogenannte Proctorings – Operationen unter Supervision eines erfahrenen DaVinci-Operateurs – erforderlich, bevor die ersten Eingriffe eigenständig durchgeführt werden können.
„Wir freuen uns und sind sehr stolz, dass mit den roboterassistierten Operationen im Thorax nun ein weiterer Meilenstein der High-End-Chirurgie in unserem Klinikum erreicht ist. So erweitern wir kontinuierlich das Angebot von hochkomplexen, an das medizinische Umfeld eines universitären Maximalversorgers gebundenen Operationen zum Vorteil der Patient*innen unseres regionalen und überregionalen Versorgungsbereichs“, erläutert Professor Dr. Hansjürgen Piechota, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Minden und Leiter des interdisziplinären Zentrums für roboterassistierte Chirurgie OWL (IZR OWL). „Perspektivisch erfolgt die Schulung weiterer Fachärztinnen und Fachärzte sowie OP-Pflegefachpersonen, um die bereits heute vorgehaltene umfangreiche robotische Expertise am Universitätsklinikum Minden noch breiter aufzustellen. Durch Robotik-Seminare sollen auch unsere Studierenden frühzeitig mit dieser Zukunftstechnologie vertraut gemacht werden.“
Foto: Ein echter Meilenstein: Das Universitätsklinikum Minden hat erstmals roboterassistierte Thoraxoperationen mit dem DaVinci-System durchgeführt. Während der ersten Operationen haben die Mindener Chirurginnen und Chirurgen ihren Patientinnen und Patienten tumorbefallene Lungenlappen entfernt.
Quelle: Universitätsklinikum Minden - Mühlenkreiskliniken
