Page 14 - Krankenhaus-IT Journal_012022
P. 14

Titelthema "Transformationsprozesse im Gesundheitswesen"
        Titelstory  5. Sicherheit: Zunehmende Digitalisierung und Vernetzung   für die Kliniken). Das KHZG ist ein guter Anfang - das



           bergen ein hohes Risiko für Cyberangriffe und Datendieb-
           stahl. Diesem Risiko muss durch konsequente Maßnahmen   Mehr an operativem Aufwand für die IT muss jedoch auch
                                                               in der Post-KHZG-Ära kompensiert werden.
           entgegengewirkt werden und es gilt, das Thema „Sicherheit“     ■ Die Krankenkassen arbeiten an der Einführung der digita-
           mit höchster Kompetenz zu besetzen. Für Krankenhäuser, die   len Patientenakte, erste Elemente sind bereits in Umsetzung
           intern nicht über die nötige Expertise verfügen, bieten sich hier   bzw. geplant [z.B. eRezept, eAU (elektronische Arbeitsun-
           externe Partnerschaften an.                         fähigkeitsbescheinigung)].
                                                                ■ Krankenhäuser und Krankenhausverbünde haben Notwen-
           Damit das eingangs beschriebene Szenario Wirklichkeit wird,   digkeit und Mehrwert digitaler Behandlungspfade erkannt,
           müssen diese technologischen Voraussetzungen durch orga-  auch hier werden erste Bestandteile implementiert.
           nisatorische Rahmenbedingungen komplementiert werden.   Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Krankenhäuser bereits
           Neben der Bereitstellung finanzieller Mittel gilt es, der IT ins-  auf einem guten Weg sind. Jedoch fehlt ein zentrales Element:
           gesamt einen höheren Stellenwert in den Krankenhäusern zu   die Vernetzung über Sektorengrenzen hinweg und somit die
           verschaffen. Möglich wäre z.B. eine Verankerung eines CIOs in   Verknüpfung der bestehenden Insellösungen. Wenn es gelingt,
           der Geschäftsführung, die Beteiligung der IT an Management-  die Hürde der technologischen und organisatorischen Vor-
           Entscheidungen und ihre Integration in die Unternehmensstra-  aussetzungen zu nehmen, dann könnte das eingangs genannte
           tegie.                                           Fallbeispiel schon sehr bald in Gänze Realität werden.

           Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind,
           was haben Patienten und medizinisches
           Personal davon?

           Patienten und Krankhäuser profitieren gleichermaßen. Der
           größte Vorteil für die Patienten ist die optimierte Behand-
           lungsqualität und der gesteigerte Personalisierungsgrad der
           individuell abgestimmten Behandlung. Lästige Wartezeiten im
           Krankenhaus und auf Nachsorgeleistungen können durch ver-
           lässliche Planungen und Verweildauervorhersagen vermieden
           werden. Dasselbe gilt für eine x-fache Datenneuerfassungen.
           Dies steigert die Patientenzufriedenheit. Die Patient Journey/
           Experience von Aufnahme bis Entlassung wird optimiert und
           unnötige Doppeluntersuchungen entfallen.
              Dies hat zudem ökonomische Vorteile für das Krankenhaus,   Christina Kümpers ist Managerin und Expertin für medizinisches
           da der administrative Aufwand sinkt. Das medizinische Perso-  Geschäftsprozessmanagement im Bereich Health & Public Services bei
           nal profitiert von schnellerer und effizienterer Bearbeitung, von   Accenture. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Vernetzung und Digitalisierung
           weniger manueller Datenerfassung sowie von weiteren Arbeits-  des Gesundheitswesens. Sie ist in Digitalisierungsprojekten mit Fokus
           erleichterungen. Die Zugriffsmöglichkeiten hingegen auf alle   auf Prozess- und Anforderungsmanagement im Gesundheitswesen tätig.
           behandlungsrelevanten Daten – auch solche aus der Vergangen-
           heit und von anderen Versorgungsformen – erhöhen deutlich
           den Behandlungserfolg.

           Der Realitätscheck – Was wird davon bereits
           heute umgesetzt?
           Auf welche Neuerung also müssen wir noch warten und welche
           Teile des oben beschriebenen Szenarios erleben bereits ihre
           Umsetzung? Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass bereits
           erste Ansätze gemacht sind. Hier einige Beispiele:
               ■ Seit Einführung des E-Health-Gesetzes sind Telekonsulta-
              tionen möglich.
               ■ Einzelne Städte arbeiten heute schon erfolgreich mit dem   Christian Bertmann ist Geschäftsführer und Leiter des Bereichs
              Telenotarzt.                                  Technology Consulting bei Accenture für Kunden des öffentlichen Sektors
               ■ Das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) fördert Patien-  und des Gesundheitswesens. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung
                                                            in der Leitung von Digitalisierungs- und Automatisierungsprojekten
              tenportale und macht diese mehr oder weniger verpflich-  insbesondere der Durchführung von IT-Assessments und Entwicklung
              tend für die Kliniken (andernfalls drohen Erlösabschläge   von IT-Lösungsstrategien.


                                                                                   Krankenhaus-IT Journal 1 /2022
       14
   9   10   11   12   13   14   15   16   17   18   19