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Titelthema "Transformationsprozesse im Gesundheitswesen"
Titelstory 5. Sicherheit: Zunehmende Digitalisierung und Vernetzung für die Kliniken). Das KHZG ist ein guter Anfang - das
bergen ein hohes Risiko für Cyberangriffe und Datendieb-
stahl. Diesem Risiko muss durch konsequente Maßnahmen Mehr an operativem Aufwand für die IT muss jedoch auch
in der Post-KHZG-Ära kompensiert werden.
entgegengewirkt werden und es gilt, das Thema „Sicherheit“ ■ Die Krankenkassen arbeiten an der Einführung der digita-
mit höchster Kompetenz zu besetzen. Für Krankenhäuser, die len Patientenakte, erste Elemente sind bereits in Umsetzung
intern nicht über die nötige Expertise verfügen, bieten sich hier bzw. geplant [z.B. eRezept, eAU (elektronische Arbeitsun-
externe Partnerschaften an. fähigkeitsbescheinigung)].
■ Krankenhäuser und Krankenhausverbünde haben Notwen-
Damit das eingangs beschriebene Szenario Wirklichkeit wird, digkeit und Mehrwert digitaler Behandlungspfade erkannt,
müssen diese technologischen Voraussetzungen durch orga- auch hier werden erste Bestandteile implementiert.
nisatorische Rahmenbedingungen komplementiert werden. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Krankenhäuser bereits
Neben der Bereitstellung finanzieller Mittel gilt es, der IT ins- auf einem guten Weg sind. Jedoch fehlt ein zentrales Element:
gesamt einen höheren Stellenwert in den Krankenhäusern zu die Vernetzung über Sektorengrenzen hinweg und somit die
verschaffen. Möglich wäre z.B. eine Verankerung eines CIOs in Verknüpfung der bestehenden Insellösungen. Wenn es gelingt,
der Geschäftsführung, die Beteiligung der IT an Management- die Hürde der technologischen und organisatorischen Vor-
Entscheidungen und ihre Integration in die Unternehmensstra- aussetzungen zu nehmen, dann könnte das eingangs genannte
tegie. Fallbeispiel schon sehr bald in Gänze Realität werden.
Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind,
was haben Patienten und medizinisches
Personal davon?
Patienten und Krankhäuser profitieren gleichermaßen. Der
größte Vorteil für die Patienten ist die optimierte Behand-
lungsqualität und der gesteigerte Personalisierungsgrad der
individuell abgestimmten Behandlung. Lästige Wartezeiten im
Krankenhaus und auf Nachsorgeleistungen können durch ver-
lässliche Planungen und Verweildauervorhersagen vermieden
werden. Dasselbe gilt für eine x-fache Datenneuerfassungen.
Dies steigert die Patientenzufriedenheit. Die Patient Journey/
Experience von Aufnahme bis Entlassung wird optimiert und
unnötige Doppeluntersuchungen entfallen.
Dies hat zudem ökonomische Vorteile für das Krankenhaus, Christina Kümpers ist Managerin und Expertin für medizinisches
da der administrative Aufwand sinkt. Das medizinische Perso- Geschäftsprozessmanagement im Bereich Health & Public Services bei
nal profitiert von schnellerer und effizienterer Bearbeitung, von Accenture. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Vernetzung und Digitalisierung
weniger manueller Datenerfassung sowie von weiteren Arbeits- des Gesundheitswesens. Sie ist in Digitalisierungsprojekten mit Fokus
erleichterungen. Die Zugriffsmöglichkeiten hingegen auf alle auf Prozess- und Anforderungsmanagement im Gesundheitswesen tätig.
behandlungsrelevanten Daten – auch solche aus der Vergangen-
heit und von anderen Versorgungsformen – erhöhen deutlich
den Behandlungserfolg.
Der Realitätscheck – Was wird davon bereits
heute umgesetzt?
Auf welche Neuerung also müssen wir noch warten und welche
Teile des oben beschriebenen Szenarios erleben bereits ihre
Umsetzung? Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass bereits
erste Ansätze gemacht sind. Hier einige Beispiele:
■ Seit Einführung des E-Health-Gesetzes sind Telekonsulta-
tionen möglich.
■ Einzelne Städte arbeiten heute schon erfolgreich mit dem Christian Bertmann ist Geschäftsführer und Leiter des Bereichs
Telenotarzt. Technology Consulting bei Accenture für Kunden des öffentlichen Sektors
■ Das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) fördert Patien- und des Gesundheitswesens. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung
in der Leitung von Digitalisierungs- und Automatisierungsprojekten
tenportale und macht diese mehr oder weniger verpflich- insbesondere der Durchführung von IT-Assessments und Entwicklung
tend für die Kliniken (andernfalls drohen Erlösabschläge von IT-Lösungsstrategien.
Krankenhaus-IT Journal 1 /2022
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