Page 9 - Krankenhaus-IT Journal_012022
P. 9
60 Prozent der Krankenhäuser in Digitalisierung von Pflegeprozessen müs- positiven Rahmen für diese Entwicklun-
Deutschland rechnen für 2021 mit sen sich die digitalen Technologien dazu gen stellt dabei in Deutschland das neue
wirtschaftlichen Verlusten. Gegenüber sinnvoll in den Pflegeprozess und Orga- Krankenhauszukunftsgesetz dar: Bund
dem Vorjahr hat sich damit der Anteil nisation pflegerischer Arbeit integrieren und Länder stellen seit 1.1.2021 insge-
der Kliniken verdoppelt, die rote Zah- lassen“, betont Prof. Dr. Martina Has- samt 4,3 Milliarden Euro für Investitio-
len schreiben. Das ergibt das aktuelle seler, Professorin Klinische Pflege, Ost- nen in Kliniken bereit. Gedacht ist das
Krankenhaus-Barometer des Deut- falia Hochschule für angewandte Wis- Budget für moderne Notfallkapazitä-
schen Krankenhausinstituts (DKI) (3) senschaften. Die Zukunftsaussichten in ten, Maßnahmen zur Digitalisierung im
Laut Report verschärft sich ein weite- Umfragen sind ernüchternd. Jedes zweite Sinne der Patientenversorgung und zur
rer Trend: Bundesweit fehlen mehr und Krankenhaus erwartet in den nächsten Verbesserung der IT-Sicherheit.
mehr Pflegekräfte. drei Jahren, dass sich die Personalsitua-
Aktuell stufen nur 11 Prozent der tion in der Pflege verschlechtert. KHZG-Antragsaufkommen
Krankenhäuser ihre wirtschaftliche Situ- Dr. Josef Düllings, Präsident im über 3 Milliarden Euro
ation als gut ein. Für 2022 erwarten ledig- Verband der Krankenhausdirektoren Mithilfe des beim Bundesamt für Sozi-
lich 22 Prozent eine wirtschaftliche Ver- Deutschlands VDK, postuliert: „Sinn- ale Sicherung (BAS) errichteten und 3
besserung. Ein maßgeblicher Grund für volle Strukturreformen, eine Reform Milliarden Euro umfassenden Kranken-
die wirtschaftlichen Probleme sind die des Finanzierungssystems der Kliniken, hauszukunftsfonds werden Investitionen
Belegungsrückgänge infolge der Corona- sektorenübergreifende Planung, Digita- in eine bessere digitale Infrastruktur, in
Pandemie und damit zusammenhängen- lisierung und vor allem auch das riesige moderne Notfallkapazitäten und in die
der Einschränkungen des Regelbetriebs. Problem des Personalmangels werden wir Informationssicherheit der Kranken-
Zum Befragungszeitpunkt beklagte jedes nur in Angriff nehmen können, wenn häuser gefördert. Bis zum 31. Dezem-
zweite Krankenhaus eine geringere Aus- es noch flächendeckend Krankenhäuser ber 2021 konnten die Länder beim BAS
lastung als im Vorjahr. gibt, ohne die eine Gesundheitsversor- Anträge auf Förderung von entspre-
gung der Bevölkerung nicht möglich sein chenden Vorhaben der Krankenhausträ-
Pflegepersonalmangel als wird, insbesondere auch in der ambu- ger stellen. (4) Insgesamt wurden 6076
drängendes Problem lanten Versorgung. Die Kliniken sind Anträge mit einem Fördervolumen von
Zugespitzt hat sich auch die Personal- ohne Frage die Anker einer bürgernahen 3,042 Milliarden Euro beim BAS gestellt.
situation in der Pflege. Vier von fünf Gesundheitsversorgung. Deshalb gilt Der Großteil der Anträge ist dabei erst
Krankenhäusern haben Probleme, offene nach wie vor unsere Forderung auch und ab November 2021 eingegangen. Bei
Pflegestellen auf ihren Allgemein- und gerade am Ende dieses schwierigen Jahres bewilligten Fördermitteln weisen einige
Intensivstationen zu besetzen. Bun- nach einem Zukunftsprogramm Deut- Bundesländer noch eine Null in der Sta-
desweit sind rund 22.300 Pflegestel- sches Krankenhaus. Dazu bieten wir auf tistik auf. Spitzenreiter bei der Anzahl
len vakant. Seit 2016 hat sich die Zahl Bundes- und Landesebene gerne unsere der gestellten Anträge ist Bayern mit
damit verdreifacht. Technologie soll den Unterstützung an“, erklärt VKD-Präsi- 1467 Anträgen, gefolgt von Nordrhein-
steigenden Mangel an Pflegepersonal dent Düllings. In der Gegenwart zeich- Westfalen mit 1159 Anträgen und Nie-
kompensieren und entlasten. „Bei der nen sich die neuen Paradigmen ab. Einen dersachsen mit 723 Anträgen.
Vorn bei Fördertatbeständen (FTB)
liegt der FTB 3 Digitale Dokumenta-
tion (1533), gefolgt von FTB 2 Pati-
entenportale (1130) und FTB 5 Medi-
kationsmanagement 937. Hinter den
Spitzenreitern folgt dann FTB 10 Infor-
mationssicherheit (776), danach FTB 6
Leistungsanforderung (553) und FTB
4 Entscheidungsunterstützungssysteme
(550) sowie FTB 1 Notaufnahme (395).
Die Schlussgruppe bildet FTB 9 Tele-
medizinische Netzwerke, (270), FTB
7 Cloud-Computing 151 und FTB 8
Bettenversorgungsnachweissystem (26)
Matthias Wiesenauer, Senior Manager bei Deloitte: „Der Schub durch die sowie FTB (11) Patientenzimmer Pan-
COVID-19-Krise bei transformativen Trends im Gesundheitswesen alleine wird nicht demie (9)
ausreichen, um technologische Errungenschaften bis 2025 zur Regel zu machen“
Krankenhaus-IT Journal 1 /2022
9