„Wir haben die Ökonomie zu weit getrieben“ – ein Blick aus der IT/IT-Organisation

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Veröffentlicht 17.03.2023 09:30, Kim Wehrs

Die Diskussion über die Zukunft der Krankenhäuser, besonders durch Finanzierung von Krankenhausleistungen, ist hochaktuell. Wird die „Ökonomie zu weit getrieben?", wie Bundesgesundheitsminister  Prof. Dr. Karl Lauterbach formulierte. Denkanstöße und zukunftsweisende Kernpunkte mit Blick auf die Technologie und Organisation des Gesundheitswesens gibt Jens Schulze, Dezernent / CIO Universitätsklinikum Frankfurt, Dezernat für Informations- u. Kommunikationstechnologie.

„Die Behandlung von Patientinnen und Patienten in Kran-kenhäusern soll künftig mehr nach medizinischen und weniger nach ökonomischen Kriterien erfolgen. Das empfiehlt die 17-köpfige „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“. Dafür sollen die Kliniken nach drei neuen Kriterien honoriert werden: Vorhalteleistungen, Versorgungsstufen und Leistungsgruppen. Das Fallpauschalensystem müsse entsprechend weiterentwickelt werden, heißt es in der Empfehlung.“, zu finden auf der Webseite des Bundesministerium für Gesundheit. Diese drei neuen Kriterien bzw. Kernbestandteile des Reformvorschlags zur modernen und bedarfsgerechten Krankenhausversorgung sorgen aktuell im deutschen Gesundheitswesen für Diskussionsstoff. Resultierend ist zu erkennen, dass kleinere Krankenhäuser um ihre Existenz und große Krankenhäuser um Überfüllung und Überlastung bangen. 

Jede Bewegung bedeutet Veränderung und Veränderungen sollte man als Chance wahrnehmen. Jetzt ist die Chance, den Wandel im deutschen Gesundheitswesen aktiv mitzugestalten. Gemäß dem Sachverständigenrat-Gutachten 2023 „Resilienz im Gesundheitswesen - Wege zur Bewältigung künftiger Krisen“ heißt es: „Aktuell zeigt sich die Akutversorgung in Deutschland in vielen Bereichen redundant, wenig vernetzt und nicht (mehr) bedarfsgerecht. Es gilt daher, die Strukturen ressourcenschonend an veränderte Bedarfe anzupassen. Personelle und materielle Ressourcen müssen kurzfristig so koordiniert werden können, dass die Versorgung aufrechterhalten und an einen akuten Bedarf angepasst werden kann.“. In dieser Situation ist die Empfehlung an alle Krankenhäuser, die zwei nachfolgenden Eigenschaften zu berücksichtigen. 

Fokussierung auf die eigenen Leistungen, die ich jetzt und zukünftig erbringen möchte bzw. erbringen muss, auch Fokussierung, um die eigenen Leistungen zu optimieren. Kooperationen mit anderen Krankenhäusern und Versorgungsstufen im eigenen Umfeld eingehen, um Redundanzen zu vermeiden, Ressourcen zu teilen und optimal zu nutzen. Die gesetzlichen IT-Grundsätze der letzten Jahre, wie bei-spielsweise das E-Health-Gesetz, BSI-Gesetz, DSGVO, PDSG, KHZG, usw., gewinnen durch diese Reform an ausschlaggebender Bedeutung, bilden für die Krankenhaus-IT eine Maxime und werden zum Erfolg dieser Krankenhausreform benötigt. Durch diese Krankenhausreform ist es wichtiger denn je, dass die intersektorale Vernetzung zwischen allen Häusern und Akteuren gegeben ist. Gleichzeitig müssen in allen Häusern und Einrichtungen die digitalen Voraussetzungen zur angemessenen Erhebung und Zusammenführung der notwendigen Daten gegeben sein. Neben Telematikinfrastruktur (TI) und intersektoralem Datenaustausch gewinnt auch die Telemedizin einen anderen Stellenwert, gerade im Zusammenspiel mit der Ver-fügbarkeit personeller fachlicher Ressourcen. Der Daten- und Informationsfluss zwischen Patient und behandelnden Einrichtungen wird durch diese Krankenhausreform in ein neues Miteinander führen, wodurch zum Beispiel das telemedizinische Monitoring zur Normalität wird. 

Mit dieser Krankenhaus-Reform wird die IT-Sicherheit entsprechender Krankenhäuser eine bisher unbekannte Intensität annehmen, weil die Patienten- und Betriebssicherheit dieser Krankenhäuser ausschlaggebend wird. Zugleich ist die IT-Sicherheit in der Medizintechnik und im Facility-Management ein fester Bestandteil eines jeden Systems für die Betriebsbereitschaft entsprechender Krankenhäuser. Ein kontinuierlich erprobtes Notfallmanagement wird durch die Krankenhaus-Reform für das Gesundheitswesen absolut erforderlich.




Autor: Jens Schulze, Dezernent / CIO, Universitätsklinikum Frankfurt, Dezernat für Informations- u. Kommunikationstechnologie
Quelle: Krankenhaus-IT Journal, Ausgabe 01/2023




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