Konsolidierung und Interoperabilität der Krankenhausdaten

Interop

Veröffentlicht 20.10.2023 08:10, Kim Wehrs

In der modernen Gesundheitsversorgung spielen Konsolidierung und Interoperabilität von Krankenhausdaten eine entscheidende Rolle. Sie sind entscheidend, um die Effizienz im Gesundheitswesen zu steigern und eine bessere Patientenversorgung zu gewährleisten. Eine Skizze  zeigt den aktuellen Stand der Technik in diesem Bereich und blickt auf Lösungen für die sektorenübergreifende Umsetzung. 

Krankenhäuser sind Informationszentren für medizinische Daten. Diese Daten umfassen Patientenakten, Labordaten, Röntgenbilder, und vieles mehr. Bisher waren diese Informationen oft in isolierten Systemen und unterschiedlichen Formaten gespeichert. Dies führte zu Ineffizienzen und Hindernissen bei der Behandlung von Patienten, insbesondere wenn diese zwischen verschiedenen Gesundheitssektoren wechselten. 

„Notlösungen“ wie Fax, postalische Sendungen oder Papierscans gehören immer noch zum Alltag in vielen deutschen Praxen, Kliniken oder anderen Gesundheitseinrichtungen. Einer der Hauptgründe hierfür liegt in der mangelnden Fähigkeit an Interoperabilität der datenerhebenden und -speichernden Systeme in den historisch unabhängig gewachsenen Sektoren des Gesundheitssystems. So ist es heutzutage noch nicht flächendeckend möglich, dass die Einweisungsdokumentation eines niedergelassenen Facharztes automatisch im klinischen Informationssystem (KIS) eines Krankenhauses empfangen, gelesen und in der Patientenakte abgespeichert werden kann.

Aber auch innerhalb einzelner Sektoren ist der Austausch von Daten durch proprietäre Systeme (bspw. ambulanter Sektor: Praxisverwaltungssystem (PVS), stationärer Sektor: KIS) nur  eingeschränkt möglich. Dadurch entstehen erhebliche Redundanzen und Zusatzaufwände und daraus resultierend, elementare Kosten auf Seiten der Leistungserbringer. Gleichzeitig entstehen Risiken in der Patientensicherheit, weil etwa Medikationsinteraktionen nicht auch digital und automatisch bearbeitet, überwacht und übertragen werden können. Um die Bedürfnisse des Gesundheitssystems zu bedienen, bedarf es Technologien, die Daten interoperabel austauschen und zusammenführen, um z.B. Doppeluntersuchungen und mehrfach notwendige Abfragen zu Vorerkrankungen zu vermeiden.
 

Interessenskonflikte im Gesundheitsmarkt 

Die Realisierung von Interoperabilität und den damit verbundenen Vorteilen für Mensch und Gesundheitsindustrie, wurde lange Zeit auch durch Interessenskonflikte unterschiedlicher Stakeholder im Gesundheitsmarkt blockiert und nicht konsequent und gemeinschaftlich forciert. Durch aktuelle regulatorische Vorgaben müssen nun aber z.B. stationäre Leistungserbringer Maßnahmen bzgl. Interoperabilität mit Nachdruck umsetzen (unter anderem in den Fördertatbeständen 2-6 des KHZG). 

Der Stand der Technik hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Elektronische Gesundheitsakten (EHR) sind verbreitet und ermöglichen die zentralisierte Speicherung und den schnellen Zugriff auf Patientendaten. Moderne Standards wie HL7 FHIR und DICOM fördern die Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen. Cloud-Technologien bieten flexible Lösungen zur Datenkonsolidierung und ermöglichen den sicheren Datenaustausch.

Um eine sektorenübergreifende Umsetzung zu gewährleisten, müssen jedoch weiterhin bestimmte  Herausforderungen bewältigt werden. Die Integration von Daten aus verschiedenen Gesundheitssektoren erfordert eindeutige Standards und politische Unterstützung. Datenschutz und Datensicherheit sind zentrale Anliegen, die nicht vernachlässigt werden dürfen. Eine engere Zusammenarbeit zwischen den Akteuren im Gesundheitswesen ist notwendig, um diese Herausforderungen anzugehen.
 

Herausforderungen

Die Umsetzung der Konsolidierung und Interoperabilität von Krankenhausdaten ist mit einer Reihe von Herausforderungen verbunden. Dazu gehören:

  • Technische Herausforderungen: Die Daten aus verschiedenen Quellen sind häufig in unterschiedlichen Formaten und Strukturen gespeichert. Dies erfordert die Entwicklung von technischen Lösungen, die eine einheitliche Datenstruktur und -formatierung ermöglichen.
  • Organisationale Herausforderungen: Die Konsolidierung und Interoperabilität von Krankenhausdaten erfordert die Zusammenarbeit von verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen. Dies erfordert eine gemeinsame Vision und eine abgestimmte Vorgehensweise.
  • Regulatorische Herausforderungen: Die Datensicherheit und der Datenschutz sind wichtige Aspekte der Konsolidierung und Interoperabilität von Krankenhausdaten. Dies erfordert die Einhaltung rechtlicher Vorgaben.
     

Lösungen

Um die Herausforderungen zu bewältigen, sind verschiedene Lösungen erforderlich. Dazu gehören:

  • Standardisierung: Die Entwicklung und Implementierung von Standards für Datenstruktur und -formatierung ist eine wichtige Voraussetzung für die Konsolidierung und Interoperabilität von Krankenhausdaten.
  • Interoperabilitätsplattformen: Interoperabilitätsplattformen ermöglichen den Austausch von Daten zwischen verschiedenen Systemen und Anwendungen.
  • Datenaustausch-Initiativen: Datenaustausch-Initiativen fördern den Austausch von Daten zwischen verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen.
     

Sektorenübergreifende Umsetzung

Die Konsolidierung und Interoperabilität von Krankenhausdaten muss sektorenübergreifend umgesetzt werden. Dies erfordert die Zusammenarbeit von Krankenhäusern, niedergelassenen Ärzten, Apotheken, Pflegeeinrichtungen und weiteren Akteuren im Gesundheitswesen.

Schließlich ist die Bildung und Schulung des medizinischen Personals von entscheidender Bedeutung. Sie müssen in der Verwendung von interoperablen Systemen geschult werden, um die reibungslose Integration in ihren klinischen Alltag zu gewährleisten.

Insgesamt ist die Konsolidierung und Interoperabilität der Krankenhausdaten von großer Bedeutung, um die Qualität der Gesundheitsversorgung digital und ohne Schnittstellenprobleme zu verbessern und die Effizienz zu steigern. Dabei geht es in erster Linie darum, die kommende Dynamik bestmöglich zu bewältigen - technologisch, organisatorisch und prozessual. Zentraler Punkt in der Digitalstrategie muss die Datenintegration sein. Auch in den obersten Führungsetagen herrscht klares Bewusstsein über den Wert der Gesundheitsdatendaten und ihren Einfluss auf Wettbewerbsfähigkeit für Forschung, Lehre und Krankenversorgung.
 

Autor: Wolf-Dietrich Lorenz
Foto: Adobe Stock / Kevin


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