Zwei neue Projektgruppen am Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung

Projekte

Veröffentlicht 15.12.2023 09:50, Dagmar Finlayson

Das hochschulübergreifende Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung (ZEVEDI) mit Sitz an der Technischen Universität Darmstadt erweitert sein Themenspektrum. Die beiden neuen Projektgruppen des hessenweiten Kompetenznetzes heißen „Verantwortung & Vertrauen in digitalen Strukturen“ (ab November 2023) und „Big Data und Künstliche Intelligenz in deutschen Sicherheitsbehörden“ (ab Januar 2024).

Verantwortung und Vertrauen in digitalen Strukturen (DigiGov)

Die Projektgruppe „Verantwortung & Vertrauen in digitalen Strukturen“ wird von Prof. Dr. Andreas Kaminski (Philosophie, Technische Universität Darmstadt) und Prof. Dr. Michael Leyer (Betriebswirtschaftslehre, Philipps-Universität Marburg) geleitet. Beteiligt sind zudem Wissenschaftler:innen aus der Rechtswissenschaft, Wirtschaftsinformatik und Soziologie. Die Gruppe erforscht, welche Effekte die Digitalisierung auf Entscheidungsprozesse innerhalb von Organisationen (digitalisierte Governance) hat. Prof. Kaminski erläutert den Hintergrund: „Das Verhalten von Menschen, die an digital beeinflussten Entscheidungsprozessen beteiligt oder von ihren Ergebnissen betroffen sind, hängt in hohem Maße davon ab, ob sie Vertrauen haben, dass die Systeme ‚richtig‘ funktionieren. Das leuchtet besonders ein, wenn wir an existenzielle Beispiele etwa aus Medizin oder Strafverfolgung denken. Nur, wenn Vertrauen gegeben und gerechtfertigt ist, kann Digitalisierung erfolgreich sein. Wie man darüber Klarheit schaffen kann, ist allerdings eine offene Forschungsfrage.“ Besondere Aufmerksamkeit gilt daher der Untersuchung, unter welchen Bedingungen eine Übereinstimmung digitaler Prozesse und Modelle mit den Zwecken und Werten einer Organisation erreicht werden kann und welche Rolle Verantwortung, Vertrauen und Misstrauen dabei spielen.

Big Data und KI in deutschen Sicherheitsbehörden (KISib)

Big-Data-Technologien und Künstliche Intelligenz (KI) finden zunehmend auch in deutschen und europäischen Sicherheitsbehörden Anwendung. Erste gesetzgeberische Regelungen dazu wurden in Deutschland allerdings vom Bundesverfassungsgericht verworfen, zuletzt im Urteil zur Regelung der automatisierten polizeilichen Datenanalyse in Hessen und Hamburg. Diese Urteile nimmt die Projektgruppe „Big Data und KI im Bereich der deutschen Sicherheitsbehörden (KISib)“ zum Anlass, die Entwicklung unter rechtswissenschaftlichen Gesichtspunkten zu analysieren und dabei auch technikphilosophische Fragestellungen in den Blick zu nehmen. Ziel der Projektgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Bäuerle, LL.M. (Rechtswissenschaften, Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit) und Prof. Dr. Petra Gehring (Philosophie, Technische Universität Darmstadt) ist es, die Voraussetzungen und Grenzen der Regulierung des Einsatzes von Big-Data-Analysen und KI im Bereich der inneren Sicherheit zu bestimmen. An der Gruppe sind Forscher:innen aus den Rechtswissenschaften, der Informatik und Wirtschaftsinformatik sowie der Philosophie beteiligt. Prof. Bäuerle: „Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Datafizierung von Kommunikation und gesellschaftlichem Handeln können Big-Data-Technologien und KI den Sicherheitsbehörden neue Dimensionen der Prädiktion und Antizipation von Gefahren für die öffentliche Sicherheit eröffnen. Diesen Chancen stehen jedoch nicht unerhebliche Risiken für individuelle Persönlichkeitsrechte gegenüber. Diese Entwicklung gilt es insbesondere mit Blick auf die zukünftige Regulierung solcher neuen Technologien umfassend zu bewerten.“ Dabei nimmt die Gruppe auch die Beteiligung von Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung sowie privater Akteure wie etwa die führenden Anbieter entsprechender Technologien in den Blick.
Die beiden neuen ZEVEDI-Projektgruppen sind zunächst bis Ende 2024 eingerichtet. Weitere Informationen zu diesen und anderen ZEVEDI-Projektgruppen auf https://zevedi.de/themen.

Das Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung
ZEVEDI ist ein hessenweites Forschungs- und Kompetenznetz, dessen Leitung an der Technischen Universität Darmstadt verortet ist. Es bündelt die wissenschaftliche Expertise der hessischen Hochschulen zur Analyse normativer Aspekte des digitalen Wandels und trägt zur Gestaltung dieses Wandels bei. Am Zentrum sind zurzeit alle hessischen Universitäten und mehrere hessische Hochschulen der Angewandten Wissenschaften beteiligt. ZEVEDI konkretisiert Verantwortung als wichtigen Gesichtspunkt von Technologieentwicklung und arbeitet daran, diesen umsetzbar zu machen, erbringt Forschungsleistungen, stärkt den Transfer von Wissen in die Wirtschaft und die Gesellschaft hinein und berät die Politik forschungsbasiert – für eine demokratische und humane Ausrichtung des digitalen Wandels.
Wissenschaftliche Direktorin des Zentrums ist Prof. Dr. Petra Gehring. Die Leitung der Geschäftsstelle an der TU Darmstadt hat Dr. Christiane Ackermann inne. ZEVEDI wird gefördert durch die Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung.

Quelle: Technische Universität Darmstadt

Symbolbild: Moritz Kindler (Unsplash)


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