Medizinische Routinedaten für Forschungsprojekte nutzen

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Veröffentlicht 18.04.2024 13:20, Dagmar Finlayson

Online-Lernportal „MII-Academy“ bündelt Wissen für klinisch Forschende

Die vom Bundesforschungsministerium geförderte Medizininformatik-Initiative (MII) hat Strukturen und Prozesse etabliert, um Daten aus der Versorgung für die Forschung zugänglich zu machen. Für klinisch Forschende stellen diese Infrastrukturen einen erheblichen Mehrwert dar. Mit dem Online-Lernportal „MII-Academy“ unterstützt die MII klinisch Forschende darin, die geschaffenen Möglichkeiten zielgerichtet für eigene Projekte zu nutzen. In videobasierten Lerneinheiten erfahren Forscherinnen und Forscher, wie sie medizinische Daten für ihr Forschungsprojekt beantragen und analysieren können. Das Lernportal ist ab sofort online verfügbar.

Durch die Medizininformatik-Initiative (MII) und den damit verbundenen Aufbau von Datenintegrationszentren (DIZ) an den (Universitäts-)Kliniken entstehen neue Möglichkeiten, um Routinedaten aus der Versorgung fach- und standortübergreifend für Forschungszwecke zu verwenden. Zu den Aufgaben der DIZ gehören die Übernahme von Daten aus vielfältigen datenliefernden Systemen, die Zusammenführung und Aufbereitung dieser Daten sowie die Sicherstellung von Datenqualität und Datenschutz. Die aufbereiteten Daten werden anschließend für die medizinische Forschung bereitgestellt. Basierend auf den erschlossenen Datenmengen kann die Forschung mit klinischen Versorgungsdaten dazu beitragen, Krankheiten präziser zu erkennen und die Krankenversorgung zu optimieren.

MII-Academy schafft Wissenstransfer

Ziel der MII-Academy ist es, die in der MII geschaffenen Strukturen und Möglichkeiten bekannter zu machen und klinisch Forschende bei deren Nutzung zu unterstützen. Damit ergänzt sie die weiteren unterstützenden Maßnahmen wie die Ausschreibung von Datennutzungsprojekten und allgemeine Angebote für die Öffentlichkeit. Die Online-Lernplattform vermittelt in Videotutorials praxisrelevantes Hintergrundwissen und Handlungsempfehlungen zu den Services und Nutzungsprozessen der MII. Basierend auf den Erfahrungen der SMITH-Academy, die während der ersten Förderperiode der MII (2018-2022) im SMITH-Konsortium entwickelt wurde, folgt die MII-Academy einem modularen Konzept. Die Module sind in vier Hauptthemen gegliedert: Überblick, Basiswissen zur Unterstützung von Eigenforschung, erweiterte Methoden der Datenauswertung sowie Spezialthemen der Datenaufbereitung und -auswertung. Dabei bauen die Themen aufeinander auf, die Komplexität steigt schrittweise. Die Nutzenden können die Reihenfolge der Bearbeitung nach dem eigenen Kenntnisstand festlegen und Module mehrfach orts- und zeitunabhängig wiederholen. „Mit der MII-Academy vermitteln wir Ärztinnen und Ärzten sowie Forschenden, wie sie die MII-Infrastruktur nutzen können, um mit Routinedaten aus der Patientenversorgung, d. h. Real World Data, innovative medizinische Fragestellungen zu beantworten“, erklärt Prof. Dr. Toralf Kirsten, Professor für Medical Data Science an der Universität Leipzig, der das Konzept der MII-Academy federführend entwickelt hat.

Kontinuierlicher Ausbau und fortlaufende Aktualisierung sind geplant

Die MII-Academy wird kontinuierlich durch Beiträge der MII-Akteure erweitert und verbessert, um ein umfassendes Angebot an Inhalten bereitzustellen, das die Bedürfnisse klinisch Forschender abdeckt. Aktuell findet sich in jedem Level der Lernplattform eine erste Auswahl an Videos und Themen. Es sollen stetig neue Lernmaterialien entwickelt werden, um die Vielfalt der verfügbaren Themen zu erhöhen. Außerdem sind Selbsttests in Planung, die den Teilnehmenden helfen sollen, ihr erworbenes Verständnis zu vertiefen und ihre Kenntnisse eigenständig zu überprüfen. Darüber hinaus ist vorgesehen, regelmäßige Online-Sprechstunden einzurichten. Damit erhalten die Nutzenden die Möglichkeit, inhaltliche Rückfragen zu stellen und spezifische Probleme zu besprechen. Die MII-Academy versteht sich als umfassendes Unterstützungsangebot und ist für alle Interessierten ohne Teilnahmebeschränkungen zugänglich. Die Lernplattform wird von der Universität Leipzig betrieben und ist eng in die weiteren Schulungs- und Beratungsaktivitäten der MII eingebunden.

Weitere Informationen und den Zugang zur MII-Academy finden Sie unter: https://www.medizininformatik-initiati ... de/konsortien/mii-academy.

Hintergrundinformationen zur MII:

Ziel der MII ist es, Routinedaten aus der Patientenversorgung bundesweit digital zu vernetzen und für die medizinische Forschung verfügbar zu machen, um Krankheiten zukünftig schneller und effektiver behandeln zu können. Daran arbeiten alle Einrichtungen der Universitätsmedizin Deutschlands gemeinsam mit nichtuniversitären Kliniken, Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Krankenkassen und Patientenvertretungen in den vier Konsortien DIFUTURE, HiGHmed, MIRACUM und SMITH. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die MII bis einschließlich 2026 mit insgesamt über 480 Millionen Euro. Datenschutz und Datensicherheit haben hierbei höchste Priorität.

Die MII baut seit 2018 Dateninfrastrukturen an den Universitätskliniken auf. Anhand vielfältiger Anwendungsfälle – von der Intensiv- bis zur Krebsmedizin – demonstrierten die MII-Partner bereits den Mehrwert ihrer IT-Lösungen in der Praxis. Im Fokus der Ausbau- und Erweiterungsphase (2023-2026) steht eine erweiterte Zusammenarbeit zwischen den Universitätskliniken und deren Kooperation mit neuen Partnern, insbesondere auch aus der regionalen Versorgung.

Ein wichtiger Baustein dieser Infrastruktur ist das Forschungsdatenportal für Gesundheit (FDPG). Es soll nicht nur MII-Partnern, sondern allen Forschenden als zentrale Anlaufstelle dienen, wenn sie Daten und Bioproben der Universitätsmedizin nutzen wollen. Zugleich richtet sich das FDPG an Bürgerinnen und Bürger. Es macht transparent, welche Projekte mit Patientendaten forschen und welche Ergebnisse dabei herausgekommen sind.

Ergänzend fördert das BMBF im Rahmen der MII sechs Digitale FortschrittsHubs Gesundheit (2021-2025). Ihre Aufgabe ist es, (zunächst in Pilotprojekten) die Pionierarbeit der Unikliniken in weitere Bereiche des Gesundheitssystems einzubringen: von der ambulanten Versorgung in Praxen bis zur Rehabilitation und Nachsorge. Zur Stärkung von Forschung und Lehre im Bereich der digitalen Gesundheit unterstützt das BMBF zudem neu eingerichtete Professuren mit insgesamt 21 Nachwuchsgruppen (2020-2026).

Für die nationale Abstimmung der Entwicklungen innerhalb der MII ist eine Koordinationsstelle zuständig, die die Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF) gemeinsam mit dem Medizinischen Fakultätentag (MFT) und dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands e.V. (VUD) in Berlin betreibt.


Weitere Informationen:

https://www.medizininformatik-initiati ... de/konsortien/mii-academy Zum Online-Lernportal „MII-Academy“
https://www.smith.care/de/lehre/mii-academy/ Zum Online-Lernportal „MII-Academy“

Quelle: TMF - Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF)

Symbolbild: Christin Hume (Unsplash)


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