Das Klinikum Stuttgart hat seinen fünften Hybrid-Operationssaal in Betrieb genommen. In diesen modernen Operationssälen sind auch schonende, operationsersetzende Eingriffe möglich, die meist mit Kathetern durchgeführt werden. Dabei ist die laufende Absicherung durch Darstellung des Eingriffs mit CT-, MRT- oder Angiographiebildern in Echtzeit möglich. Der neueste Hybrid-OP befindet sich im Herzzentrum des Klinikums Stuttgart. Hier werden vor allem Herzklappen durch einen Kathetereingriff minimalinvasiv ersetzt. Das Herzzentrum des Klinikums Stuttgart ist deutschlandweit eine der führenden Einrichtungen für den Klappenersatz und in Baden-Württemberg die Klinik mit den höchsten Fallzahlen für den lebensrettenden Ersatz der Aortenklappe („TAVI“ = transcatheter aortic valve implantation).
Foto: Gemischtes Team (v.l.n.r.): OA Dr. Stefan Reiter (RMK), CA Prof. Dr. Andreas Jeron (RMK), OA Dr. Michael Benzinger (Klinikum Stuttgart), ÄD Prof. Dr. Joerg Seeburger (Klinikum Stuttgart), OA Dr. Stephan Staubach (RMK), OA Dr. Detlef Roser (Klinikum Stuttgart) (c) Tobias Grosser
Im neuen Saal wurde nun erfolgreich ein innovatives Klappenersatzverfahren durchgeführt:
Der Ersatz der Trikuspidalklappe zwischen der rechten Herzkammer und dem rechten Vorhof. Dieses Verfahren ist weltweit nur in ausgewählten, hochspezialisierten Zentren möglich. Die undichte Herzklappe wird dabei durch eine biologische Herzklappenprothese ersetzt. Die Trikuspidalklappe reguliert den Blutfluss zwischen rechtem Vorhof und rechter Herzkammer.
Ihre Undichtigkeit kann zu schwerwiegenden Symptomen führen. In Europa leiden rund 3 Millionen Menschen an dieser Erkrankung, die jährliche Sterblichkeit bei höhergradiger Undichtigkeit liegt bei über 20 %. „Ist die Klappe defekt, kann das zu Symptomen wie Kurzatmigkeit, Wassereinlagerungen in den Beinen sowie zu Leber- oder Nierenfunktionsstörungen führen“, erklärt Prof. Dr. Joerg Seeburger, Ärztlicher Direktor der Herzchirurgie des Klinikums Stuttgart. Das Verfahren wurde nach langer Entwicklungs- und Studienphase weltweit 2024 erstmalig durchgeführt.
Das Herzzentrum des Klinikums Stuttgart kooperiert sehr eng mit leistungsstarken Kardiologien in der Metropolregion. Es bietet Partnerkliniken die moderne Infrastruktur, die herzchirurgische Expertise und die kompetente kardioanästhesiologische Sicherung der Narkose. Führende Kardiologen aus Partnerkliniken werden eng ins Team integriert und können Eingriffe an Patienten, die sie vorbehandelt haben, im Klinikum persönlich durchführen. Der Vorstand des Klinikums Stuttgart, Prof. Jan Steffen Jürgensen, lobt das Konzept: „Patienten in Stuttgart und der Region profitieren doppelt. Sie werden von ihrem vertrauten Kardiologen begleitet – und gleichzeitig in einem der größten und modernsten Herzzentren Deutschlands mit vereinter Expertise behandelt. Kontinuierliche, persönliche Betreuung geht Hand in Hand mit medizinischer Exzellenz.“
Zum Netzwerk der Partnerkliniken zählen die Rems-Murr-Kliniken mit Standorten in Winnenden und Schorndorf. „Wir freuen uns sehr, dass wir in der Kardiologie ebenso mit dem Klinikum Stuttgart kooperieren wie in der Thoraxchirurgie und in der Neuroradiologie“, sagt André Mertel, Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken. „Wir bringen unsere Expertise ein, um die Spitzenmedizin in der Region auszubauen und bieten unseren Patientinnen und Patienten damit bestmögliche Versorgung auch im Bereich Herzgesundheit.“
Der erste Patient, der im Klinikum Stuttgart einen Trikuspidalklappenersatz erhielt, wurde federführend von Professor Dr. Andreas Jeron, dem renommierten Chefarzt der Kardiologie aus den Rems-Murr Kliniken, und seinem Oberarzt Dr. Stephan Staubach, versorgt. Sie haben gemeinsam mit Prof. Seeburger und seinem Team den erfolgreichen Eingriff durchgeführt. „Ich freue mich, dass wir unseren Patienten wohnortnah diesen komplexen Eingriff anbieten können, der die Lebensqualität schon nach kürzester Zeit enorm steigert“, so Prof. Jeron. „Der Patient konnte bereits nach wenigen Tagen entlassen werden und ist auf einem guten Weg
der Besserung.“ Prof. Jeron erklärt: „Dieses Verfahren ist ein Meilenstein der modernen Herzmedizin. Es zeigt, wie wir im Team aus Kardiologie und Herzchirurgie – gestützt durch modernste Technik – neue Therapieoptionen für schwerkranke Patienten schaffen können.“
Mit dem neuen Hybrid-OP im Herzzentrum verfügt das Klinikum Stuttgart über insgesamt fünf Hybrid-OPs. Zwei davon werden exklusiv für komplexe Eingriffe am Herzen genutzt. Das Herzzentrum des Klinikums Stuttgart kann seine Kapazitäten damit weiter steigern und den hohen Behandlungsbedarf noch besser abdecken. „Dank des neuen Hybrid-OPs können wir unser Therapieangebot konsequent ausbauen“, so Prof. Seeburger. Studien belegen, dass bei medizinischen Eingriffen die Ergebnisse mit der Zahl der durchgeführten Behandlungen steigen. „Zentren mit großen Fallzahlen bieten einen echten Vorteil für Patienten“, fasst Prof.
Seeburger zusammen. Die Finanzierung des neuen Hybrid-OPs wurde maßgeblich von der Eva Mayr-Stihl Stiftung
ermöglicht, die das Klinikum Stuttgart seit Jahren in großem Umfang unterstützt. Insgesamt wurden für den Ausbau der Hybrid-OPs 3,7 Millionen Euro investiert. „Das Herz ist der Motor des Körpers. Es ist faszinierend, was die moderne Herzchirurgie kann, um das Leben herzkranker Menschen zu retten und zu verbessern. Wir sind stolz darauf, einen Beitrag dazu leisten zu können, dass Herzpatienten schnell und vor allem sicher versorgt werden,“ sagt Michael von Winning von der Eva Mayr-Stihl Stiftung
Link:
Kardiologie, Klinikum Winnenden - Rems-Murr-Kliniken
Kathetergestützte Herzklappen-Implantation | Herzzentrum | Klinikum Stuttgart
Quelle: Rems-Murr-Klinkum, Klinikum Stuttgart