Erstes zertifiziertes Schlaganfallnetzwerk in Deutschland: TEMPiS setzt neuen Maßstab in der telemedizinischen Versorgung

FIT

Veröffentlicht 24.11.2025 09:10, Kai Wehrs

Schlaganfallnetzwerk TEMPiS als erstes in Deutschland zertifiziert - München Klinik als Telemedizin-Vorreiter

Erst seit rund 30 Jahren ist der Schlaganfall (rund 270.000 Betroffene jedes Jahr und dritthäufigste Todesursache in Deutschland) überhaupt medizinisch behandelbar. Vor diesem Hintergrund kaum zu glauben, dass das telemedizinische Schlaganfallnetzwerk TEMPiS der München Klinik (MüK) Harlaching bereits über 22 Jahre besteht. In der Schlaganfallversorgung hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr viel getan.

Foto: Ein*e Neurolog*in, auf dem Bild Dr. Lucie Esterl-Pfäffl (Oberärztin der Neurologie der MüK Harlaching), unterstützt die Partnerklinik über das TEMPiS Netzwerk per Telekonsil bei der Diagnose. Bildnachweis: Pia Simon.

Immer vorne dran: die München Klinik und TEMPiS – mit der bundesweit ersten Stroke Unit und dem bundesweit ersten noch bestehenden Schlaganfallnetzwerk. Bis heute gehört TEMPiS zu den größten Schlaganfallnetzwerken Europas und nimmt weiterhin eine führende Rolle ein, u.a. mit dem einzigartigen Heli-Projekt „Flying Intervention Team“ (FIT). Jetzt wurde das Schlaganfallnetzwerk als bundesweit erstes erfolgreich zertifiziert.

Die Zertifizierung als weiterer Meilenstein in der Entwicklung des Netzwerks
Von der Deutschen Schlaganfallgesellschaft gibt es seit über 20 Jahren ein Zertifizierungsprogramm für Stroke Units und neuerdings auch für Telemedizinische Schlaganfallnetzwerke. Das Netzwerk TEMPiS, das Teil der München Klinik Harlaching ist, hat sich frühzeitig entschlossen, sich dieser strengen Qualitätsüberwachung zu stellen. Mit großem Erfolg: ohne Mängel wurde TEMPiS mit seinen Partnerkliniken erfolgreich zertifiziert. Dies gelang nach dem Audit im Mai als erstes Schlaganfallnetzwerk in Deutschland – heute ist TEMPiS eines von bundesweit zwei zertifizierten Schlaganfallnetzwerken. Beim Audit wurde die Arbeit des Zentrums in der München Klinik Harlaching in Augenschein genommen, allen voran der rund um die Uhr verfügbare Telekonsildienst. Aber auch die TEMPiS-Akademie mit ihrem weit gefächerten Fortbildungsprogramm für alle beteiligten Berufsgruppen als auch die qualitätssichernden Maßnahmen in den Partnerkliniken, wie Auditvisiten und Benchmark-Berichte, wurden überprüft. Zudem wurden auch die bisher noch nicht zertifizierten Partnerkliniken auditiert. Neben der Überprüfung von Struktur- und Prozessqualitätskriterien, wurde auch die Erfüllung von Kriterien hinsichtlich der Versorgungsstruktur kontrolliert. In jeder der Partnerkliniken befindet sich eine spezialisierte Schlaganfallstation. Diese wird kontinuierlich durch das TEMPiS-Zentrum in Harlaching unterstützt und weiterentwickelt. Für schwierige klinische Fragestellungen kann jederzeit telemedizinisch Kontakt zum Zentrum aufgenommen werden. Im Rahmen der Untersuchung über Videokonferenz und Mitbeurteilung der Computer- bzw. Kernspintomographien wird dann zusammen mit den Ärzt*innen vor Ort das weitere Vorgehen festgelegt. Dies umfasst unter anderem die systemische Lysetherapie sowie die Einleitung einer mechanischen Rekanalisation. Letztere entweder im Rahmen des FIT-Projekts, bei dem per Heli Spezialist*innen aus Harlaching in die Partnerklinik fliegen und dort den mechanischen Eingriff durchführen, oder durch Unterstützung bei der Einleitung einer Verlegung in eine spezialisierte Einrichtung.

TEMPiS bringt moderne Schlaganfallversorgung seit über 22 Jahren in die Fläche
Da Stroke Units damals nahezu ausschließlich in Ballungsräumen eingerichtet waren, hatten gerade Schlaganfall-Patient*innen in ländlichen Regionen keinen Zugang zu dieser Expertise. Um eine Brücke in der Versorgung zu bauen und die Errungenschaften der Schlaganfalltherapie auch in die Fläche zu bringen, wurde Jahr 2003 an der MüK Harlaching das Schlaganfallnetzwerk TEMPiS (=Telemedizinisches Schlaganfallnetzwerk Süd-Ost-Bayern) ins Leben gerufen. Per Telekonsil (Video-Liveschalte) unterstützen die Expert*innen aus den Schlaganfallzentren ihre Kolleg*innen in den ländlichen Partnerkliniken bereits in der Notaufnahme bei der hochkomplexen Diagnostik und Therapieentscheidung. Mit zunächst 12 beteiligten regionalen Kliniken und den beiden Zentren in Harlaching und Regensburg war es eines der ersten und ist heute das älteste noch bestehende Schlaganfallnetzwerk in Deutschland. Heute sind nach diesem Vorbild telemedizinische Schlaganfallnetzwerke weltweit etabliert, allein in Deutschland gibt es mittlerweile über 20 Netzwerke. Mit heute 25 angeschlossenen Partnerkliniken von Bad Reichenhall bis Schwandorf ist TEMPiS bis heute das größte Netzwerk in Deutschland und Europa. Über 7.500 Menschen werden über TEMPiS jährlich behandelt, bis heute wurden seit Projektbeginn mehr als 120.000 Telekonsile durch die Schlaganfallzentren Harlaching und Regensburg durchgeführt.

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Foto: Ein*e Neurolog*in, auf dem Bild Dr. Lucie Esterl-Pfäffl (Oberärztin der Neurologie der MüK Harlaching), unterstützt die Partnerklinik über das TEMPiS Netzwerk per Telekonsil bei der Diagnose. Bildnachweis: Pia Simon.

MüK Harlaching – erste Stroke Unit in Deutschland
Im Jahr 1990 eröffnete in der München Klinik Harlaching die bundesweit erste Stroke Unit. Der damalige Quantensprung: Schlaganfälle wurden dort erstmals im spezialisierten Team aus erfahrenen Neurolog*innen, Radiolog*innen, Pflegekräften und Therapeut*innen gemeinsam diagnostiziert und behandelt. So konnte die Behandlungszeit maßgeblich auf im Durchschnitt 30 Minuten reduziert werden – für die Betroffenen ein entscheidender Vorteil, da beim Schlaganfall pro Minute 1,9 Millionen Nervenzellen sterben („Time is brain“). Bereits vor ihrer offiziellen Zulassung im Jahr 2000 kam auf der Harlachinger Stroke Unit die damals neue Thrombolyse ab 1999 regelmäßig zum Einsatz – eine Chemikalie, mit der sich Gerinnsel auflösen lassen. Allein in Harlaching werden heute jährlich über 1.300 Patient*innen auf der zertifizierten Stroke Unit versorgt.

Die München Klinik (MüK) ist mit ihren Standorten in Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und Europas größter Hautklinik in der Thalkirchner Straße Deutschlands zweitgrößte kommunale Klinik und der größte und wichtigste Gesundheitsversorger der Landeshauptstadt München. Rund 8000 Mitarbeitende setzen sich „JEDEN TAG für JEDES LEBEN“ ein. Die München Klinik bietet Diagnostik und Therapie für alle Erkrankungen in München und im Umland und genießt deutschlandweit einen ausgezeichneten Ruf – mit innovativer und hoch spezialisierter Medizin und Pflege und gleichzeitig als erste Ansprechpartnerin für die medizinische Grundversorgung. Rund 110 000 Menschen lassen sich hier im Schnitt pro Jahr stationär und teilstationär behandeln. Mit jährlich rund 6000 Geburten kommen hier deutschlandweit die meisten Babys zur Welt. Auch in der Notfallmedizin ist die München Klinik die Nummer 1 der Stadt: Über 130 000 Menschen werden jedes Jahr in den vier Notfallzentren aufgenommen – das entspricht rund einem Drittel aller Notfälle der Landeshauptstadt. Im Rahmen des Zukunftskonzeptes MüK 20++ und unter dem Leitgedanken „Medizin führt“ stellt sich die MüK als DIE Gesundheitsversorgerin der Stadt zukunftsfähig auf und investiert in eine moderne Infrastruktur und Digitalisierung. Die Standorte sind entweder Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität oder der Technischen Universität München. Der eigene Bildungscampus ist mit rund 500 Ausbildungsplätzen die größte Bildungseinrichtung im Pflegebereich in Bayern. Als gemeinnütziges Krankenhaus  finden in der München Klinik Daseinsvorsorge und herausragende Medizin zusammen und stellen das Gemeinwohl in den Vordergrund: Patient*innen, deren Angehörige und die Mitarbeitenden aus Medizin und Pflege, die sich mit ihrer täglichen Arbeit für die Gesundheitsversorgung Münchens einsetzen, können von Zuwendungen in Form von Spenden profitieren – beispielsweise durch die Finanzierung von Spielzimmern für Geschwisterkinder, Erholungsmöglichkeiten und Fortbildungen. Dafür zählt jeder Euro.

 

Quelle: München Klinik

Bildnachweis: Pia Simon

 


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