MIOs bringen die Healthcare-Akteure der Interoperabilität ein Stück näher. Über Profil, Aufgaben und den Stand der Dinge berichtete Dr. med. Bernhard Tenckhoff, Abteilungsleiter – ISI - Innovation, strategische Analysen und IT-Beratung, KI-Beauftragter der KBV. Beim Health-IT-Talk Berlin-Brandenburg am 15.3.2021 hatten sich über 50 Teilnehmer im virtuellen Meeting eingefunden.
Medizinische Informationsobjekte (MIO), können als digitale Informationsbausteine mit medizinischen Daten verstanden werden. Sie sollen interoperabel von jedem System im Gesundheitswesen lesbar und bearbeitbar sein. Um dies zu gewährleisten, werden medizinische Daten in einem festgelegten Format auf Basis internationaler Standards und Terminologien dokumentiert. Dadurch soll der Austausch und die Verarbeitung der Daten zwischen einzelnen Akteuren innerhalb des Gesundheitswesens, unabhängig vom genutzten Softwaresystem, ermöglicht werden. Auch in Krankenkassen-Apps für Versicherte sollen die MIOs zum Einsatz kommen, um beispielsweise den Impfstatus darzustellen.
Ziel im digitalen Gesundheitssystem ist es, dass MIO im Sinne der Interoperabilität für jedes System lesbar und bearbeitbar sind. Informationen sollen so leichter zwischen den einzelnen Akteuren im Gesundheitswesen ausgetauscht werden können. Medizinische Informationsobjekte zu entwickeln, ist Aufgabe der KBV. Dazu gehören der Impfpass 1.1.0, das Zahnärztliche Bonusheft 1.1.0, der Mutterpass 1.1.0, das Kinder-Untersuchungsheft (U-Heft), die Patientenkurzübersicht (PKÜ), das MIO für Laborbefunde und eine forschungskompatible Akte. Für die Umsetzung der medizinischen Informationsobjekte kommt Fast Healthcare Interoperability Resources (FHIR) zum Einsatz.
„Die MIOs haben einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen,“ betonte Referent Bernhard Tenckhoff. Das betrifft das Patientenwohl ebenso wie den Forschungsbereich durch strukturierte medizinische Daten. Stichwort Corona: Wenn die Bevölkerung geimpft wird, könnte man diesen Vorgang digital erfassen und in die ePA einfügen. Die ePA ist die Voraussetzung, um den elektronischen Impfpass zu nutzen.
Hoffnung auf Akzeptanz der Hersteller
Die KBV definiert zwar die semantische und syntaktische Interoperabilität. Doch wie abhängig – oder unabhängig – das von Herstellern/Anbietern geschieht, ist bislang eher noch unklar. Struktur und Kanäle sollten vorhanden sein, meinte Bernhard Tenckhoff, über die eine entsprechende Abstimmung erfolgen könne. „Wir hoffen darauf, dass es zu einer Akzeptanz der Hersteller kommt.“ Bislang hat der Gesetzgeber keine Durchsetzungsmittel für die Umsetzung der MIO-Interoperabilität im Gesetzestext verankert. „Sollte der Gesetzgeber den Eindruck bekommen, dass nicht alles rund läuft, wird wahrscheinlich über einen systematischen Weg dazu nachgedacht werden,“ meint Bernhard Tenckhoff.
Die öffentliche Kommentierungsphase und Benehmensherstellung findet in einem gesetzlich vorgesehenen Kreis statt. In die Prozessentwicklung einbezogen ist eine Diskussionsrunde aus verschiedenen Institutionen, so gematik und Robert-Koch-Institut und KBV. Das BMG begleitet sie. Um den Prozess integrativer und verständlicher zu gestalten, bietet die KBV Websessions während der Kommentierungsphase eines MIOs an, um alle Interessierten mitzunehmen und bereits frühzeitig Fragen zu beantworten.