Page 17 - Blackout
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der Energieversorgung kann schnell 72   Stromausfall IT-basierter   im Krankenhaus bedeutet: Gesund-
               Stunden oder sogar länger dauern. Da   Systeme                   heitsversorgung trotz Gasmangel und
               das Krankenhaus voraussichtlich eine   Im Rahmen der Krankenhausalarm- und   Stromausfall. Bei einem großflächigen
               der wenigen Einrichtungen in der Umge-  -einsatzplanung sollten sich Kranken-  Stromausfall sind die Krankenhäuser der
               bung ist, das über eine Notstromver-  häuser auf einen Ausfall der IT-basierten   gesamten Region betroffen, sodass eine
               sorgung verfügt, wird es dabei zu einer   Systeme vorbereiten und Vorkehrungen   „Abmeldung“  bei  der  Leitstelle  nicht
               „leuchtenden Insel“ im Ort. Es ist davon   sowie Maßnahmen treffen, die bei Ereig-  möglich ist. Daher ist ein effizientes Pati-
               auszugehen,  dass  das  Krankenhaus  im   niseintritt umgesetzt werden können. In   entenmanagement hier obligat. Es ist zu
               Ereignisfall auf unbestimmte Zeit auf   diesen Vorkehrungen und Maßnahmen   prüfen, ob Patientenentlassungen mög-
               sich selbst gestellt ist.        ist für einen funktionierenden "Notbe-  lich sind und elektive Eingriffe verscho-
                  Mit einer Unterstützung durch   trieb" i.d.R. auch der Bereich Informati-  ben werden können. Es ist fraglich, ob
               externe Kräfte ist, aufgrund deren star-  onstechnik mitbedacht und abgedeckt.   eine Zubringung und Verlegung über die
               ker Einbindung im Ereignisfall, zunächst   Netzunterbrechungen und -störungen   Luftrettung möglich ist.
               nicht zu rechnen. Deshalb empfiehlt   zu Beginn des Stromausfalls können
               das Bundesamt für Bevölkerungsschutz   Defekte an diversen Geräten zur   Medizinische Versorgung im
               und Katastrophenhilfe (BBK), eine   Folge haben  (u.a. Ausfall  Intranet   Ereignisfall
               Notstromversorgung für mindestens 72   (z.B. Gebäudeleittechnik, KIS)).   Bei der medizinischen Versorgung ist mit
               Stunden vorzuhalten.             Dies würde zu Datenverlusten    starken Einschränkungen zu rechnen.
                  Im Rahmen der Krankenhausalarm-   sowie lokalen Einschränkungen der   Dies betrifft u.a. die technischen Diagno-
               und -einsatzplanung sind zwingend prä-  Verfügbarkeit im Verlauf der Lage oder   semöglichkeiten, die OP-Fähigkeit sowie
               ventive sowie reaktive Maßnahmen für   auch zu zentralen Einschränkungen   die Telemedizin. Zur Prävention zählen
               einen Stromausfall festzulegen.   (z.B. Laboranforderungen) führen.   Maßnahmen im Ereignisfall, wie vor-
                  Ein individueller Notfallplan mit   Redundanzen und Pufferzeiten   aussichtlich ausfallende Diagnose- und
               Checklisten hilft bei der Bewältigung der   ermöglichen eine Verlängerung der   Therapiemöglichkeiten  identifizieren
               Lage. Unterstützung bei der Erstellung   Betriebsdauer. Sofern die Telefonanlage   und auch medizinische Versorgungsstan-
               leistet das „Handbuch Krankenhausa-  IT-basiert funktioniert, wird es zudem   dards an die Lage anpassen.
               larm- und -einsatzplanung (KAEP)“ des   zu einem Ausfall der Anlage kommen.
               BBK. Für ein erfolgreiches Krisenmana-  Zur Prävention gehören Maßnah-  Auswirkungen bei einer
               gement wird die Abstimmung der Pla-  men im Ereignisfall wie: Notfallplan IT   Schadenslage
               nungen mit den anderen Akteuren im   Ausfallplan erstellen, analoge Rückfal-  Diese BBK-Impulse stellen die Basis für
               gesundheitlichen  Bevölkerungsschutz,   lebene aktivieren, Unabhängigkeit von   die Etablierung einer bedarfsgerechten,
               den zuständigen Behörden, Versorgern   zentralen Systemen herstellen (Gebäu-  präventiven Notfallvorsorge dar. Sie
               und Dritten dringend empfohlen. Die   deleittechnik nicht mit Krankenhaus-  regen auch erste reaktive Maßnahmen
               Planungen für einen Stromausfall müs-  IT koppeln) sowie Redundanzkonzepte   zur  Bewältigung  einer  Gasmangellage
               sen dem Personal bekannt sein. Dazu   umsetzen. Ebenso kommen hinzu regel-  und/oder eines Stromausfalls an, um
               sollten intern regelmäßige Schulungen   mäßige Datensicherung und auch eine   die Auswirkungen einer solchen Scha-
               angeboten werden.                analoge Rückfallebene für Dokumenta-  denslage für das Krankenhaus möglichst
                                                tion vorhalten (Notfallordner z.B. mit   abzuschwächen und einer potenziellen
               Führungsstrukturen               Laboranforderungen in Papierform).  Krisenlage zu begegnen. Basisempfeh-
               Ein Stromausfall-Szenario erfordert                              lungen finden sich im „Handbuch Kran-
               zwingend die sofortige Bildung  von   Patientenmanagement trotz   kenhausalarm- und -einsatzplanung
               Führungsstrukturen im Krankenhaus   Stromausfall                 (KAEP)“ des Bundesamtes für Bevöl-
               (Krankenhauseinsatzleitung (KEL) in   Durch den Stromausfall ist mit einem   kerungsschutz und Katastrophenhilfe
               Stabsstrukturen). Zu den Maßnahmen   erhöhten Patientenaufkommen zu rech-  (BBK).
               zählen:  frühzeitig KEL  mit den  maß-  nen (z.B. aufgrund von Verkehrsunfällen   Herausgeber Bundesamt für Bevöl-
               gebenden Funktionen einberufen sowie   und Rauchgasintoxikation. Insbeson-  kerungsschutz und Katastrophen-
               frühzeitig Kontakt zu den Krisenmana-  dere der Anstieg der Selbsteinweiser ist   hilfe, Krisenvorsorge  im  Krankenhaus:
               gementstrukturen (z.B. Verwaltungs-  nicht planbar. Zusätzlich ist eine Zuwei-  Gesundheitsversorg  ung  trotz  Gasman-
               stab/Krisenstab) der Kommune bzw. des   sung von Patienten aus der ambulanten   gel und Stromausfall Empfehlungen für
               Landkreises aufnehmen.           Pflege, Beatmungs- und Pflegeheimen   die Praxis.
                                                sowie Hospizen möglich. Krisenvorsorge   www.bbk.bund.de


               Krankenhaus-IT Journal 3 /2024
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