Die Zukunft des Krankenhauses ist digital

Interview

Veröffentlicht 22.01.2021 10:20, Kim Wehrs

Am 18. September hat der Bundestag das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) beschlossen. Damit investieren Bund und Länder in die digitale Zukunft von Deutschlands Krankenhäu- sern. Gefördert werden dringend notwendige Investitionen in die informationstechnische Ausstattung der Notaufnahmen, die digitale Infrastruktur, die Informationssicherheit und zuverlässige regionale Versorgungsstrukturen. Dr. Oliver Gapp verantwortet in der Thieme Gruppe als Senior Vice President Patient Care die Entwicklung von Angeboten, die Krankenhäuser dabei unterstützen, verschiedene Digitalisierungsprojekte umzusetzen. Im Mittelpunkt stehen dabei immer die Patientinnen und Patienten sowie diejenigen, die sie behandeln und pflegen. Das erklärte Ziel von Dr. Gapp und seinem Team ist es, allen Beteiligten die richtigen Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung zu stellen. Doch wie genau helfen die Thieme Lösungen Krankenhäusern dabei, das KHZG umzusetzen? Hier beantwortet er die wichtigsten Fragen dazu.

Worum geht es im Gesetz – und wie unterstützen die digitalen Produkte von Thieme konkret den Klinikalltag?

Durch das Gesetz werden Mittel bereitgestellt, die es Kran - kenhäusern ermöglichen, in die digitale Infrastruktur und in digitale Prozesse zu investieren. Die Thieme Produkte unterstützen, indem sie die benötigten Informationen zum richtigen Zeitpunkt der Behandlung zur Verfügung stellen, und zwar für alle Beteiligten. So lassen sich zum Beispiel in der Patientenakte RECOM GRIPS während des gesamten Kran - kenhausaufenthaltes alle pflegerischen, diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen planen und dokumentieren. Damit verbessern die Kliniken die Steuerung der Patienten und die Personalplanung. In der Patientenakte ist auch der bundeseinheitliche Medikationsplan hinterlegt, sodass die aktuell verordneten Arzneimittel zentral abgelegt und jeder - zeit eingesehen werden können.

In welcher Hinsicht profitieren die Kliniken von den digitalen Tools?

Hier spielt zum Beispiel die Verbesserung der innersekto - ralen Versorgung eine große Rolle. Denn gefördert werden insbesondere Prozesse und Strukturen während des Kran - kenhausaufenthalts, es soll aber auch die Versorgung von Patientinnen und Patienten davor und danach verbessert wer - den. Genau dafür bieten wir schon jetzt passende Lösungen an. Zum Beispiel ermöglicht es die digitale Anamnese, bereits vor dem Krankenhausaufenthalt die Informationen einzuho - len, die für eine reibungslose Versorgung benötigt werden. Über E-ConsentPro mobile lässt sich die Aufklärung ver - lässlich und patientengerecht durchführen. Das Tool bietet digitale Aufklärungsbögen in bis zu 20 Sprachen und Aufklä - rungsfilme zu den häufigsten Eingriffen. Mit dem interaktiven Patientenportal m.Doc Smart Clinic sowie der Patientenakte RECOM GRIPS stellen wir Lösungen zur Verfügung, die den Informationsaustausch zwischen allen Akteuren innerhalb des Krankenhauses sicherstellen. So werden Grenzen zwischen Stationen, Fächern und Berufsgruppen überwunden, indem alle gleichermaßen auf Daten, Befunde oder Behandlungs - ergebnisse zugreifen können. Diagnostik und Therapie für Patienten werden besser planbar – gleichzeitig werden so die Prozesse im Krankenhaus optimiert und Ressourcen geschont.

In welchen Bereichen der Patientenversorgung kommen die Thieme Lösungen noch zum Einsatz?

Von der Notfallversorgung bis hin zur Betreuung von chronisch kranken Patienten – egal in welcher Situation medizinisches Fachwissen benötigt wird, immer geht es um zuverlässigen Datenaustausch. Immer dann kommen unsere Lösungen zum Einsatz. Mit Thieme DokuFORM kann bei - spielsweise der Rettungsdienst Notfallprotokolle digital erfassen und weiterleiten. So kann das Krankenhaus schon vor dem Eintreffen des Krankenwagens genau die passenden Ressourcen für die notwendigen Maßnahmen bereitstellen. So geht keine Zeit verloren und der Patient wird schnell und gut versorgt.

Zur Person: Oliver Gapp studierte Volkswirtschaftslehre und promovierte im Bereich der Gesundheitsökonomie. Er hat ein
Unternehmen gegründet, war langjährig als Dozent tätig und verantwortete zuletzt als Unternehmensbereichsleiter Versorgung
und Gesundheitsökonomie die Leistungsausgaben der mhplus Betriebskrankenkasse. Seit Februar 2020 ist er als strategischer
Geschäftsfeldleiter Patient Care bei Thieme tätig. Dabei gefällt ihm vor allem, dass er mit seinen Teams die Angebote und
Informationsprozesse so gestalten und weiterentwickeln kann, dass sie nah am Patienten sind und auf ihre individuellen
Bedürfnisse eingehen – egal in welcher Lebensphase sie sich gerade befinden.

Welche Lösungen bietet Thieme für die sektorenübergreifende Versorgung?

Wir entwickeln digitale Lösungen, die miteinander vernetzt sind und so die gesamten Versorgungsprozesse unterstützen. Die Smart Health Plattform von m.Doc beispielsweise kann über Krankenhäuser, Reha-Kliniken, Pflegeeinrichtungen und andere Leistungserbringer hinweg alle Beteiligten in den Informationsfluss einbinden. All unsere Lösungen zielen darauf, alle Behandlungsschritte unkompliziert und einfach zu erfassen und zu dokumentieren. Davon profitieren Ärzte, Pflegende und Patienten.

Welcher Aspekt Ihrer Arbeit liegt Ihnen besonders am Herzen?

Wir sind davon überzeugt, dass die Digitalisierung hilft, mehr Menschlichkeit ins Gesundheitssystem zu bringen – für Ärzte, Pflegende und Patienten. Deshalb bieten wir Lösungen für alle Phasen der Behandlung an. Zum Beispiel ist die richtige Diagnose entscheidend für einen erfolgreichen Behandlungs - verlauf. Unsere Systeme zur Entscheidungsunterstützung helfen Ärztinnen und Ärzten in ihrer diagnostischen Arbeit. Über die medizinische Wissensdatenbank eRef kann das rele - vante Fachwissen nicht nur gezielt abgerufen werden. Es wird im Diagnose- und Befundungsprozess auch kontextsensitiv aktiv zugespielt. Auch für die Aus-, Fort- und Weiterbildung stellt die eRef das jeweils benötigte Fachwissen übersichtlich gebündelt zur Verfügung. Eine chronische Erkrankung oder ein Krankenhausaufenthalt sind immer Ausnahmesituationen. Gerade dann ist es wichtig, die Patienten im gesamten Ver - sorgungsprozess gut zu informieren und zu begleiten. Dabei hilft das interaktive Patientenportal m.Doc Smart Clinic. Vor, während und nach dem Krankenhausaufenthalt kön - nen Informationen und Daten digital ausgetauscht werden. Auch der lückenlose Transfer in das eigene Krankenhausin - formationssystem (KIS) ist möglich. Außerdem stehen dort verständlich aufbereitete Patienteninformationen zur Verfü - gung. So stehen allen die entscheidenden Informationen dann zur Verfügung, wenn sie gebraucht werden.

Foto: Adobe Stock / denissimagilov
Quelle: Krankenhaus-IT Journal, Dezember 2020


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