Warum IT-Sicherheitsexperten fehlen

Karriere

Veröffentlicht 16.12.2022 09:40, Kim Wehrs

Die Zahl der offenen Stellen für IT-Spezialist:innen auf dem deutschen Arbeitsmarkt lag Ende 2021 laut dem Digitalverband Bitkom bei rund 96.000. Neben der Wirtschaft spürt auch der Öffentliche Dienst diesen Fachkräftemangel. Da der Staat zunehmend Aufgaben wie die Unterstützung des Schutzes kritischer Infrastrukturen übernimmt und bei der polizeilichen Aufklärung und der Verteidigung vermehrt technische Mittel eingesetzt werden, manifestiert sich der Fachkräftemangel besonders in der IT-Sicherheit: Der Öffentliche Dienst ist nicht attraktiv genug, um bei potentiellen Angestellten im Wettbewerb mit der Wirtschaft zu bestehen.

Häufig wird die schlechte Bezahlung als Grund genannt, warum IT-Fachkräfte im Öffentlichen Dienst fehlen. Allerdings ist die Höhe der Gehälter nicht allein ausschlaggebend. Der Öffentliche Dienst ist im Vergleich zur Wirtschaft für IT-Expert:innen aus anderen Gründen nicht attraktiv. Tatsächlich stellt die Vergütung nur eines von vier Problemfeldern dar, welche dazu führen, dass der Öffentliche Dienst im Vergleich zur Wirtschaft für IT-Expert:innen derzeit nicht reizvoll ist:

1. Die starren Gehaltsstrukturen des TvöD sind insbesondere für Spezialist:innen unattraktiv, die zwar umfassende Berufserfahrung, aber keinen oder nur einen niedrigen akademischen Abschluss vorweisen können. Sie verdienen, trotz Erfahrung, durch geringere Abschlüsse, wie Bachelor oder Berufsausbildung, im Öffentlichen Dienst weitaus weniger als in der Wirtschaft.

2. Die unflexiblen Strukturen wie das hierarchisch organisierte Laufbahnrecht, die Bevorzugung von Generalisten und Juristen und traditionelle Arbeitsformen in nicht-interdisziplinären Teams in der Verwaltung, verhindern eine Karriere für IT-Spezialist:innen innerhalb des Öffentlichen Dienstes attraktiv zu gestalten. Das stellt einen Nachteil gegenüber Arbeitsplätzen in der Wirtschaft dar und führt dazu, dass sich eine klare Laufbahn und angemessene Arbeitsumgebung für Informatiker:innen, vor allem in der Verwaltung,nur schwer etablieren lassen.

3. Es fehlt an flexiblen Weiterbildungsmöglichkeiten, obwohl die konstante Weiterentwicklung im Bereich der IT-Sicherheit essentiell ist. Unkonventionelle Methoden, unabhängige Projekte “Freestyle Coding”, Teilnahme an Konferenzen und Simulationen als auch Hackathons sind in der Wirtschaft als Fortbildung anerkannt. Hier steht der Öffentliche Dienst vor der Herausforderung, die Ansprüche an eine Weiterbildung im IT-Sicherheitsbereich mit internen, teilweise starren Strukturen und Vorgaben zu vereinbaren.


Das traditionelle Einstellungsverfahren erschwert die Einstellung von Personen, die zwar über das geforderte Knowhow, nicht aber über die entsprechenden formalen Abschlüsse verfügen. Dieses Potential in Form von potentiellen ITSicherheitsfachkräften darf der Öffentliche Dienst nicht ungenutzt lassen.

Quelle: Krankenhaus-IT Journal, Ausgabe 05/2022
stiftung neue verantwortung e. V.




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