KH-IT-Clubabend über IT-Ausbildung und den Draht nach oben

Clubabend

Veröffentlicht 15.01.2024 09:20, Dagmar Finlayson

Beim KH-IT-Clubabend im Januar 2024 war Thema IT-Ausbildung und Möglichkeiten, Nachwuchs für die Krankenhaus-IT zu gewinnen. Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften lähmt die deutsche Wirtschaft, und Krankenhäuser sind davon nicht ausgenommen. IT-Experten sind gesucht, und sie zu finden, ist eine Herausforderung. Dabei soll der Slogan vom "Sinnstiftenden Beruf" in der IT den Vorteil unterstreichen, dass bei Healthcare kein Produkt entsteht, sondern eine Dienstleistung für Menschen. Die Moderation des online KH-IT-Clubabends übernahm Lars Forchheim, IT-Manager und Vorstand KH-IT.

von Wolf-Dietrich Lorenz

Der Mangel an IT-Fachkräften besteht in Deutschland unabhängig von Konjunkturzyklen und ist ein systemisches Problem der deutschen Wirtschaft. Zu wenig Fachkräfte und zu viel Regulierung bremsen das digitale Deutschland, ist vom Branchenverband bitkom zu hören. Zunehmend betroffen ist auch die öffentliche Verwaltung einschließlich Gesundheitswesen, die beide mehr Digitalkompetenz brauchen. Der Mangel an IT-Fachkräften wird sich durch die demografische Entwicklung in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Das gesamte Erwerbspotential wird laut Soziologen bis 2050 um 50% sinken. Quantität sowie die Qualität der Bewerber gehen leider bereits derzeit kontinuierlich zurück.

Angesichts der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt müssen sich Krankenhäuser anstrengen und ihre internen Bewerbungs- und Entscheidungsprozesse beschleunigen. Das kann dem einzelnen Haus zu Manpower auch in der IT verhelfen. Zu Weiterbildung gilt branchenüberreifend, was der bitkom anmahnt: „Weiterbildung und die Vermittlung digitaler Kompetenzen darf kein Nice to have sein. Wer sein Unternehmen zukunftsfähig machen will, muss die Zeit dafür freimachen und die finanziellen Mittel bereitstellen." Hier könnte und sollte die Politik mit flexibleren Fördermodellen und insbesondere der zielgerichteten Unterstützung helfen. „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind gefordert, die Angebote anzunehmen.“

Neuordnung IT-Berufe

Die IT-Berufe Fachinformatiker/-in, IT-System-Elektroniker/-in, IT-System-Kaufmann/-frau und Informatikkaufmann/-frau wurden im August 2020 neu geordnet. Anlass für die Überarbeitung der Ausbildungsgänge waren geänderte Anforderungen in den Bereichen Vernetzung, Internet of Things, Industrie 4.0 und die damit verbundene Digitalisierung aller Wirtschaftsbereiche. Seitdem kann in folgenden IT-Berufen ausgebildet werden: Fachinformatiker/-in – Fachrichtung Anwendungsentwicklung, Fachinformatiker/-in – Fachrichtung Systemintegration, Fachinformatiker/-in – Fachrichtung Daten- und Prozessanalyse, Fachinformatiker/-in – Fachrichtung: Digitale Vernetzung, IT-System-Elektroniker/-in sowie Kaufmann/Kauffrau für IT-System-Management und Kaufmann/Kauffrau für Digitalisierungsmanagement. Abitur/Fachabitur, gute Noten in Mathe, Informatik und Englisch helfen, gut durchs Studium zu kommen.
Ein Ausbildungsweg dabei ist das duale Studium Informatik. Es wird von vielen unterschiedlichen Unternehmen angeboten, weswegen der Ablauf und die Dauer sich oft unterscheiden. In Krankenhäusern lernen die Kandidaten Digitalisierung aus den unterschiedlichen Blickwinkeln von Klinikmanagement, Personal und IT kennen. Generell sind für das Studium zwischen drei und vier Jahre einzuplanen. Oftmals besucht man im dreimonatigen Wechsel eine Fachhochschule und einen Ausbildungsbetrieb und erhält nach dem dualen Studiumabschluss den of Science (B. Sc.). Eine Masterausbildung kann sich anschließen. Die duale Ausbildung in Deutschland ist im Berufsbildungsgesetz geregelt.

Motivationsimpuls für den Job

Um Schüler, duale Studenten oder Werkstudenten zu akquirieren und sie als Nachwuchskräfte in der Krankenhaus-IT zu binden, ist der richtige Motivationsimpuls für diesen Job nötig. Ein Klinikum hat dazu den Slogan vom „Sinnstiftenden Beruf“ ins Leben gerufen. Ein IT-Leiter beim KH-IT-Clubabend meinte: „Wir haben den Vorteil, dass bei uns kein Produkt entsteht, sondern eine Dienstleistung für den Menschen.“

Allerdings haben - was das Thema Qualität der Bewerbungen angeht -, manche IT-Verantwortliche quasi einen „Schlag ins Gesicht“ erhalten. Von 16 Bewerbungsgesprächen blieb einem IT-Leiter am Ende nicht eine einzige qualifizierte Person übrig. Daher meinte er: „Ich bin happy, dass ich doch jemanden gefunden habe, der Lust auf den Job hat.“ Muss man die Qualifikationen so betonen, wenn die Auswahl so dünn ist? Oder nimmt man jemanden, der wirklich mitmachen will? Der Spannungsbogen zwischen Anspruch, Eignung und Motivation ist nicht zu übersehen. IT-Leiter weiß aus Erfahrung: „Es müssen Überzeugungstäter sein.“

Position mit Weitblick

Diese engagierten Mitarbeiter sind nämlich das positive Aushängeschild der IT-Abteilung. Bei der Teamzusammensetzung braucht es die Vollprofis, die ihr Handwerk komplett beherrschen, ebenso wie Leute mit starker sozialer Kompetenz. Gerade an ihnen zeigt sich: IT kann man auch als Quereinsteiger lernen. Ein IT-Leiter illustriert dazu mit heiterer Gelassenheit: „Mein ehemaliger Teamleiter für die Infrastruktur ist Theologe. Manchmal hilft es eben, wenn man den Draht nach oben hat, für diese Position ist Weitblick nötig.“


Über den Bundesverband KH-IT
Der KH-IT Bundesverband der Krankenhaus IT - Leiterinnen/Leiter e.V. vertritt die Interessen der Krankenhaus-IT Leiterinnen und Leiter. Er macht es sich zur Aufgabe, die Stellung der IT in der Klinik zu stärken im Sinne einer bestmöglichen und wirtschaftlichen Unterstützung der Patientenversorgung. Auf verbandseigenen Veranstaltungen wie den Frühjahrs- und Herbsttagungen oder dem „Clubabend“ sorgt der KH-IT regelmäßig für den Meinungsaustausch über die Zukunft der Krankenhaus-IT, seiner Verantwortlichen und für Diskussionen über die aktuellen Entwicklungen und Trends im Gesundheitswesen.

www.kh-it.de



Wolf-Dietrich Lorenz


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