Nicht über den Wolken, sondern in der Cloud finden Krankenhäuser ihre grenzenlose Freiheit. Zumindest wenn es darum geht, sensible Patientendaten zu schützen, die Cybersicherheit zu verbessern und effektives Kostenmanagement zu betreiben. Doch wie können Krankenhäuser das Potenzial moderner Cloud-Lösungen in vollem Umfang für sich nutzen? Von Torsten Müller und Gernot Gutjahr, KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Elektronische Patientenakte (ePA), E-Rezept und Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) – sie alle finden sich im Digitalgesetz (DigiG) wieder. Schneller, effizienter und sicherer soll es künftig beim Austausch und der Zusammenführung von Informationen im deutschen Gesundheitswesen zugehen. Sowohl innerhalb eines Krankenhauses, aber auch im Datenaustausch mit anderen Akteuren der Branche und nicht zuletzt mit denen, um deren Gesundheit sich alles dreht: den Patienten. Für eine optimale Patientenversorgung braucht es den Austausch von Daten zwischen verschiedenen Systemen und Anwendungen sowie die Nutzung gemeinsamer Ressourcen.

Cloud-Strukturen im Gesundheitswesen sind essentiell für die notwendige Vernetzung und ermöglichen erst die Interoperabilität von Krankenhausdaten. Und cloudnative IT kann die Kosten erheblich senken. In unserem KPMG Cloud-Monitor kommen wir zu der Erkenntnis, dass eine gut gemachte Cloud-Migration die Kosten im Vergleich zu lokalen Umgebungen um 15 bis 20 Prozent senken kann.

Der hohe Transformationsdruck auf die Krankenhäuser wird weiter zunehmen, wenn sie am Markt bestehen wollen. Für Healthcare Manager heißt das, jetzt die Rahmenbedingungen zu schaffen, um Projekte zur Einführung einer Cloud-Struktur strategisch zu planen, professionell vorzubereiten und stufenweise umzusetzen. Wichtig dabei ist, dass die Cloud-Lösungen in Übereinstimmung mit den deutschen Datenschutzbestimmungen und Sicherheitsstandards implementiert werden.


Governance-Strukturen aufbauen

Damit Cloud-IT-Lösungen effektiv umgesetzt und die sich bietenden Vorteile, wie den Einsatz Künstlicher Intelligenz, in vollem Umfang genutzt werden können, ist eine umfassende Cloud Governance. Als übergreifendes Rahmenmodell bezieht diese nicht nur alle Aspekte in die Betrachtung ein, sondern zeigt Verantwortlichkeiten und umzusetzende Prozesse auf. Außerdem ermöglicht die Cloud Governance die Steuerung möglicher Risiken.

Healthcare-Manager sollten ein Bewusstsein für die Potenziale des Cloud-Computing haben und im Unternehmen schaffen, Beschäftigte im Krankenhaus nicht überfordern, Herausforderungen annehmen und Schritt für Schritt umsetzen. Dazu gehört die notwendige Einführung neuer Richtlinien, Rollen und Verfahren. Es liegt in der Verantwortung der Healthcare Manager, seriöse Cloud-Provider sorgfältig auszuwählen und strenge Sicherheitsprotokolle zu implementieren. Die erfolgreiche Cloud-Transformation erfordert große Umsicht.


IT-Security erhöhen

Ebenso entscheidend ist IT-Resilienz, die zu einem immer wichtigeren Wert im Gesundheitswesen wird, denn die Cybersicherheitsrisiken in der Branche haben zugenommen. Sensible Patientendaten sind gut zu verkaufen und werden immer wieder zum Gegenstand von Ransomware-Angriffen, bei denen Lösegeld von Cyberkriminellen gefordert wird. Cyberangriffe auf ein Krankenhaus bedrohen im schlimmsten Fall die Gesundheit und das Leben von Patienten. Deshalb sind sie besonders kritisch und erfordern eine hohe Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der kompletten IT-Infrastruktur.

Sechs von zehn Unternehmen aus dem Gesundheitswesen geben an, mit ihrer Cloud-Strategie das Ziel IT-Security zu verfolgen, so die Daten des KPMG Cloud-Monitors (1). Entgegen der Annahme, die Cloud sei unsicher, erhöhen Cloud-Infrastrukturen die Sicherheit, Stabilität und Belastbarkeit der Cloud. Organisationen, die Cloud Security Services nutzen, sind weniger stark von Cyberangriffen betroffen und halten diesen besser stand. Strategisch konzipierte Cloud-Lösungen können somit die Sicherheit und den Datenschutz im Krankenhaus steigern.


Nicht aus allen Wolken fallen

Das Potenzial von Cloud-Computing im Gesundheitswesen ist enorm. Das haben die ersten Krankenhäuser erkannt und migrieren bereits in die Cloud. Gut aufgestellt sind die Kliniken, die mit sorgfältig ausgewählten Partnern arbeiten. Sie bieten nicht nur die technischen Voraussetzungen für die Cloud, sondern zeigen gleichzeitig Perspektiven für künftige digitale Geschäfts und Kooperationsmodelle auf. Auch die Weiterbildung der Beschäftigten für die professionelle und erfolgreiche Cloud-Nutzung kann einen Unterschied machen.

Krankenhäuser haben einiges an Arbeit vor sich, um ihre Cloud-Transformation strategisch voranzutreiben. Doch wer heute die IT zukunftsorientiert ausrichtet und dabei Fortschritte mit Blick auf sich wandelnde Bedarfe und neue Lösungen kontinuierlich überprüft, läuft nicht Gefahr, im Wettbewerb irgendwann aus allen Wolken zu fallen.

(1) KPMG Cloud-Monitor 2023

Quelle: Krankenhaus-IT Journal 02/2024, April 2024
Foto: Adobe Stock / Iftikhar alam