Ultraschall-Roboter kann Rheuma erkennen

Veröffentlicht 18.06.2025 15:30, Kai Wehrs

Die Klinik für Rheumatologie an der Uniklinik Düsseldorf setzt auf ein Gerät, das weitgehend selbstständig die Gelenke der Hände untersucht. Fast lautlos schwenkt der Roboterarm herum. Der am Ende des Arms befestigte Ultraschall-Kopf bewegt sich vorsichtig in Richtung der Hand des Patienten, die – mit Ultraschallgel versehen – flach auf einem Monitor ruht. Sachte senkt sich das Gerät herab, stellt Kontakt zum Mittelgelenk des rechten Zeigefingers her, bewegt sich millimeterweise hin und her. Auf diese Weise untersucht der Ultraschall-Roboter der Klinik für Rheumatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) Finger- und Handgelenke, wertet die Aufnahmen aus und erstellt mit KI-Unterstützung einen Befund. Dieser wird dann von einer Rheumatologin oder einem Rheumatologen überprüft und mit dem Patienten besprochen.

Das Gerät erkennt knöcherne Veränderungen, Veränderungen an der Gelenkkapsel, es kann die Gelenkdurchblutung messen und Sehnenstrukturen prüfen. „Die Hände sind der erste Manifestationsort für viele rheumatologischen Erkrankungen“, erklärt PD Dr. Oliver Sander, Leitender Arzt der Klinik für Rheumatologie. Früher seien häufig Röntgenuntersuchungen durchgeführt worden, um eine rheumatische Erkrankung nachzuweisen. Das sei aber nicht mehr in jedem Fall sinnvoll, da sich Veränderungen im Ultraschall oft früher zeigen als im Röntgenbild. „Unser Ultraschall-Roboter arbeitet ohne Strahlenbelastung für Patientinnen und Patienten, gewährleistet eine standardisierte und gründliche Untersuchung sowie eine gute Dokumentation“, sagt der Rheumatologe. 

Uniklinik Düsseldorf unter den Vorreitern

Das UKD gehört zu den ersten Krankenhäusern in Deutschland, in denen das zertifizierte Gerät eingesetzt wird. „Bisher konnten wir Untersuchungen an über 10.000 Gelenken bei über 500 Patientinnen und Patienten vornehmen“, so PD Dr. Sander. Über 95 Prozent der Patientinnen und Patienten sind zufrieden oder sehr zufrieden mit dem Roboter. 

Doch warum ein Roboter? Laut PD Dr. Oliver Sander ist abzusehen, dass es künftig immer weniger Rheumatologen geben wird, weil in dieser Fachrichtung zu wenige junge Kolleginnen und Kollegen nachkommen. Damit werden die Kapazitäten für Erstuntersuchungen absehbar kleiner und Wartezeiten überall länger. „Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf eine entzündliche Gelenkerkrankung sind schon jetzt unterversorgt“, bestätigt Prof. Dr. Jörg Distler, Direktor der Klinik für Rheumatologie am UKD. Der Ultraschall-Roboter, der in Dänemark entwickelt worden ist, könne dazu beitragen, eine Lücke zu schließen, so PD Dr. Sander. „Für das, was der Roboter mit dem angeschlossenen System in 20 Minuten leistet, bräuchte ein Mensch mehr als eine Stunde.“ 

Wertvoll ist der Ultraschall-Roboter auch aufgrund seiner Genauigkeit. Gerade bei Folgeuntersuchungen ist gewährleistet, dass die einzelnen Gelenke der Hand bei jeder Sitzung aus dem gleichen Winkel aufgenommen werden. Das erhöht die Aussagekraft von Vergleichsaufnahmen im zeitlichen Verlauf.

Mittelfristig sollte nach Ansicht von PD Dr. Oliver Sander überlegt werden, den Ultraschall-Roboter als Selbstbedienungsterminal anzubieten – zum Beispiel in medizinischen Service-Zentren. So seien in kurzer Zeit viele Untersuchungen möglich. Insbesondere mit Blick auf Ausschlussdiagnosen sei dieses Vorgehen wertvoll. Denn: „Bei 80 Prozent der Patientinnen und Patienten, die wir erstmals untersuchen, liegen zwar Beschwerden in den Gelenken der Hände vor, aber kein entzündliches Rheuma“, sagt PD Dr. Sander. Oftmals seien Verschleißerscheinungen verantwortlich für schmerzende Hände.

Wird bei den Untersuchten allerdings der Nachweis einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung erbracht, kann das Team der Rheumatologie direkt mit der Therapie beginnen – in der Regel mit recht starken Medikamenten, die die Entzündung rasch beseitigen sollen. „Wenn – möglichst nach einer Zeit von drei bis sechs Monaten – eine Beschwerdefreiheit erreicht ist, können wir anfangen, die Therapie zu deeskalieren.“ Ziel sei es dann, mit einer geringen Therapie bei guter Verträglichkeit dafür zu sorgen, dass keine neuen Entzündungen mehr auftreten. 

Bild: Der Ultraschall-Roboter der Klinik für Rheumatologie an der Uniklinik Düsseldorf untersucht weitgehend selbstständig Finger- und Handgelenke. [Foto: Linus Kaufhold]

Quelle: Universitätsklinikum Düsseldorf


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