Die digitale Krankenhausplanung befindet sich derzeit im dynamischen Umbruch. Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) und Initiativen wie dem DigitalRadar wurden die Voraussetzungen für eine nachhaltige Digitalisierung geschaffen, was den durchschnittlichen digitalen Reifegrad deutscher Krankenhäuser seit 2021 um etwa 27% gesteigert hat. Besonders Fortschritte sind messbar bei der Einführung von Krankenhausinformationssystemen, digitalen Dokumentationsprozessen und einem besseren internen Informationsaustausch – unterstützt durch wesentlich leistungsfähigere Breitband-Infrastruktur. Dennoch bleibt weiterhin großes Potenzial ungenutzt, vor allem bei der Vernetzung von Akteuren und der Patientenpartizipation.
Die digitale Krankenhausplanung wird von mehreren zentralen Hürden gebremst. Die größte Herausforderung ist die starke Fragmentierung der IT-Landschaft: Viele Krankenhäuser arbeiten mit Insellösungen, bei denen verschiedene Systeme nicht nahtlos miteinander kommunizieren können. Dies führt zu Datensilos, Medienbrüchen und ineffizienten Abläufen. Hinzu kommen fehlende technische Voraussetzungen wie unzureichende Netzwerke (z.B. kein flächendeckendes WLAN) und oftmals eine geringe IT-Expertise im Haus, besonders verglichen mit anderen europäischen Ländern.
Ein weiteres zentrales Problem sind die hohen Investitions- und Folgekosten für Digitalisierungsvorhaben, da Mittel aus Förderprogrammen wie dem Krankenhauszukunftsgesetz zeitlich und inhaltlich begrenzt sind. Auch organisatorische und kulturelle Hürden spielen eine große Rolle: Das Personal steht aufgrund hoher Arbeitsbelastung und enger Zeitpläne digitalen Veränderungen häufig skeptisch gegenüber und sieht diese zunächst als Extra-Belastung. Gleichzeitig fehlt es häufig an gezieltem Change Management sowie daran, den Mehrwert digitaler Lösungen transparent zu machen und alle beteiligten Akteure einzubinden.
Um diese Hürden zu überwinden, braucht es eine einheitliche Digitalisierungsstrategie mit Fokus auf Standardisierung und Interoperabilität, Investitionen in IT-Infrastruktur und die gezielte Weiterbildung von Mitarbeitenden. Erfolgreiche digitale Transformation gelingt nur, wenn Technik, Prozesse und Menschen gleichermaßen im Zentrum stehen und digitale Tools als echte Entlastung im Alltag wahrgenommen werden.
Zu den modernsten Planungsansätzen zählen Building Information Modeling (BIM), der digitale Zwilling sowie erste Anwendungen im Metaverse. BIM ermöglicht eine zentrale, datenbasierte Modellierung des gesamten Krankenhausbaus. Alle relevanten Bau- und Betriebsdaten werden in einem Modell verknüpft; dies erhöht Planungssicherheit, minimiert Fehlerquellen und ermöglicht den verschiedenen Projektbeteiligten eine gemeinsame Datenbasis. Für das spätere Facility und Life Cycle Management bietet das digitale Gebäudemodell dauerhafte Effizienzvorteile. Digitale Zwillinge gehen noch einen Schritt weiter und simulieren den Echtzeitbetrieb, sodass Krankenhäuser beispielsweise Patientenflüsse oder Ressourcennutzung risikoarm testen und optimieren können. Dadurch entstehen Datenräume, die strategische Kapazitätsplanung und die Vorbereitung auf Ausnahmesituationen deutlich erleichtern. Das Metaverse wird aktuell vor allem für Schulungszwecke oder in Form virtueller Patientenreisen genutzt, erste Pilotprojekte denken jedoch bereits weiter – etwa in Richtung digital unterstützter Therapie- und Beratungsangebote.
Diese digitalen Planungsansätze bieten Zeit- und Kostengewinne, machen Prozesse transparenter und ermöglichen eine frühzeitige Fehlervermeidung. Über Simulationstechnologien lassen sich bauliche, medizinische und organisatorische Szenarien vorab durchspielen, was Nutzbarkeit und Ressourceneinsatz messbar verbessert.
Herausforderungen bestehen insbesondere in der starken Fragmentierung klinischer Datenlandschaften, mangelnder Interoperabilität von Systemen, Datenschutzbedenken und häufig auch einer geringen Bereitschaft zur Veränderung. Die größte Hürde bleibt die Integration unterschiedlichster IT-Lösungen in bestehende Prozesse. Hinzu kommen Investitions- und Schulungsbedarf, Fachkräftemangel und oft auch Akzeptanzprobleme auf Seiten des Personals, das sich mit den neuen Arbeitsroutinen vertraut machen muss.
Es gibt positive digitale Perspektiven. Die ersten Ergebnisse der zweiten Erhebung des DigitalRadar zur digitalen Reife deutscher Krankenhäuser verdeutlichen signifikante Fortschritte in allen untersuchten Dimensionen. Gegenüber der ersten Erhebung 2021 ist die durchschnittliche Punktzahl um 9,1 auf 42,1 Punkte von insgesamt 100 erreichbaren Punkten gestiegen, das entspricht einem Plus von 27,3%. Insbesondere in den Dimensionen „Strukturen und Systeme“, „Klinische Prozessen“ und dem digitalen „Informationsaustausch“ konnten mit Steigerungen um jeweils ca. 11 Punkte deutliche Fortschritte erzielt werden. Trotz der bemerkenswerten Fortschritte wird allerdings auch deutlich, dass das Verbesserungspotenzial im Bereich Digitalisierung weiterhin hoch ist.
Was offenbar noch fehlt, ist vielfach ein umfassendes Verständnis der Potenziale und Grenzen aktueller Technologien. Gerade auf Führungsebene fehlt es an Digitalisierungskompetenz, strategischer Kommunikation und systematischem Change Management. Ohne klare Verantwortlichkeiten, strukturierte Maßnahmenplanung und eine interdisziplinäre Einbindung der Mitarbeitenden können selbst innovative Ansätze wie BIM, digitale Zwillinge oder das Metaverse ihre Wirkung nicht entfalten. Die Transformation der Krankenhausplanung verlangt daher nicht nur technologische Innovationen, sondern intrainstitutionelle Veränderungsbereitschaft, gezielte Weiterbildung und vor allem die Überwindung der Datenfragmentierung.
Autor: Wolf-Dietrich Lorenz
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