„Roboter ja – aber der Arzt bleibt Chef im OP“

3D

Veröffentlicht 07.11.2025 10:20, Kai Wehrs

Neue Technologien wie 3D-Navigation und Robotik revolutionieren die Wirbelsäulen-chirurgie – doch sie sind längst kein Standard in deutschen Operationssälen. „Im Falle von Komplikationen trägt letztlich der Patient das Risiko, wenn Technologie nicht eingesetzt oder vorhanden ist“, sagt Professor Dr. Michael Winking, Neurochirurg und Gesundheits-ökonom am Klinikum Osnabrück.

Er leitet dort seit 2007 den Schwerpunkt Wirbelsäulenchirurgie und zählt bundesweit zu den Pionieren moderner OP-Verfahren.

Bild: Prof. Dr. Michael Winking Fotograf: Monika Vollmer

Blick unter die Knochenoberfläche

Seit rund 20 Jahren setzt das Klinikum Osnabrück auf computergestützte Navigation. Die Technologie verwandelt Röntgen- und 3D-Bilddaten in ein virtuelles Modell, das dem Operateur ermöglicht, auch unter die Knochenoberfläche zu „sehen“.

„Das ist, als würde man mit einem GPS-System im Körper arbeiten“, erklärt Winking. „Wir wissen exakt, wo wir uns befinden und was das Instrument im nicht sichtbaren Bereich tut. Das minimiert Risiken und erhöht die Sicherheit für unsere Patienten erheblich.“

Roboter als Präzisionspartner

Seit 2014 wurde auch der OP-Roboter Rosa Spine eingesetzt. Er unterstützt den Chirurgen bei der millimetergenauen Platzierung von Implantaten.

„Der Roboter ist präzise, konzentriert und ermüdet nie – aber die Verantwortung liegt dennoch immer beim Chirurgen“, betont Winking. „Der Roboter hält die Position, der Arzt führt den Eingriff. Das ist Teamarbeit auf höchstem technischen Niveau.“

Fortschritt hat seinen Preis

Trotz der belegten Vorteile bleibt der Einsatz von Navigation und Robotik in Deutschland die Ausnahme. Der Grund: Kosten. „Der medizinische Standard erlaubt weiterhin, Implantate freihändig zu setzen“, so Winking. „Das ist wirtschaftlich verständlich, aber medizinisch nicht optimal. Würden alle Kliniken modernste Systeme einsetzen, wäre das derzeit nicht finanzierbar.“

Qualität mit Zertifikat

Das Klinikum Osnabrück gehört zu den wenigen zertifizierten Wirbelsäulenspezialzentren in Deutschland. Neben modernster Technik garantiert das Zertifikat strukturierte Behandlungsabläufe und eine spezialisierte Ausbildung der behandelnden Ärzte. „Auch wenn es viel Aufwand bedeutet. Wir investieren bewusst in höchste Qualität, um die Patientensicherheit zu maximieren“, sagt Winking.

Und wie würde sich der erfahrene Neurochirurg selbst behandeln lassen? Seine Antwort fällt eindeutig aus: „Ich würde mich zumindest ohne Navigation nicht operieren lassen. Sie ist ein zentraler Fortschritt im Sinne des Patienten. Die Robotik wird in den kommenden Jahren weitere Möglichkeiten eröffnen, Operationen noch schonender und sicherer zu gestalten.“

Quelle: Klinikum Osnabrück GmbH 

 


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