Qualität im Berliner Gesundheitswesen intersektoral und interprofessionell neu denken

Veröffentlicht 11.11.2025 17:30, Kim Wehrs

Der Health-IT Talk Berlin Brandenburg (178. Veranstaltung) gab im November 2025 hybrid  Einblicke in die Arbeit der „Gesundheitsstadt Berlin“ und ihren Arbeitskreis „Digitale Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg“. Das Projekt „Gesundheitsstadt Berlin“ verfolgt die Vernetzung medizinischer, gesundheitspolitischer und forschungsbezogener Akteure mit dem Ziel, Innovation und Qualität der Versorgung in der Hauptstadtregion zu fördern. Akteure vor Ort waren Dr. Daniel Dettling, Geschäftsführer bei Gesundheitsstadt Berlin e.V., und Marcus Beck, Leiter AK Digitalisierung in der Gesundheitsstadt Berlin e.V.

Der im Jahr 2004 gegründete Verein „Gesundheitsstadt Berlin“ engagiert sich für die Vernetzung von Medizin, Gesundheitsforschung und Gesundheitspolitik in der Hauptstadtregion Berlin, von Wirtschaftlichkeit über Prävention bis hin zur intersektoralen Zusammenarbeit. Der Arbeitskreis „Digitale Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg“ im Projekt „Gesundheitsstadt Berlin“unterstützt die Entwicklung neuer und innovativer Versorgungsangebote.

Das Projekt „Gesundheitsstadt Berlin“ hat Beiträge zur Transparenz und zur besseren Orientierung von Patienten geleistet, etwa mit einem Klinikführer Berlin, der Qualitätsdaten aus über 80 Kliniken auswertet und publiziert. Diese Initiativen haben die Versorgungslandschaft in Berlin beeinflusst, indem beispielsweise Patientenzufriedenheit und Behandlungserfolge transparent gemacht wurden.

Das Ziel, durch regionale Netzwerke und interdisziplinäre Zusammenarbeit Versorgungslücken zu schließen, ist nachvollziehbar: Synergien zwischen Kliniken, Forschung, Pflege, öffentlicher Gesundheit und Prävention sparen letztendlich Kosten und verbessern die Behandlungsqualität. Dennoch ist das Zusammenspiel vieler Akteure, Budgetzwänge und politische Dynamik ein komplexes Feld, in dem Auswirkungen nicht immer direkt messbar sind.

Ziele und Aktivitäten von „Gesundheitsstadt Berlin“ sind über die Vereinswebsite, Positionspapiere und auch den Klinikführer zugänglich.

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Foto: Dr. Daniel Dettling - Geschäftsführer bei Gesundheitsstadt Berlin e.V.

Kritische Blickwinkel

Kritik an der medizinischen Versorgungslandschaft in Berlin entzündet sich an unklaren Finanzierungsperspektiven, unterschiedlich starkem Nutzen für verschiedene Patientengruppen sowie dem Risiko, dass komplexe Netzwerke zu Intransparenz und Bürokratie führen können. Zudem leidet das Berliner Gesundheitssystem – wie bundesweit – weiterhin unter Fachkräftemangel, Unterfinanzierung vieler Kliniken und strukturellen Versorgungsdefiziten insbesondere für vulnerable Gruppen. Positive Effekte für Patienten, etwa im Bereich Patientenhilfe und Beratung, können so im Alltag ins Leere laufen, wenn es an realer Umsetzung und nachhaltigen politischen Rahmenbedingungen mangelt.

Problematisch scheint allerdings, dass Laien die Netzwerkeffekte und gesundheitspolitische Langzeitwirkungen schwer einschätzen können. So bleiben Zusammenhänge in „Gesundheitsstadt Berlin“ nur schwer griffig.

Konzepte und Chancen

Mangel an Personal und Ressourcen sowie steigender Versorgungsbedarf zwingen zur Notwendigkeit der Verbindung der Ressourcen der Leistungserbringer im Sinne von sektorenübergreifenden und interprofessionellen Versorgungssystemen. Modulare Versorgungssysteme können die bisherigen und anstehenden Probleme einer sektorenbezogenen Marktzugangs und Vergütungsregelungen zugunsten der Versorgungsqualität lösen.

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Foto: Marcus Beck - Leiter AK Digitalisierung im Gesundheitsstadt Berlin e.V.

Beim Health-IT Talk Berlin Brandenburg im November 2025 erhielten die Teilnehmenr vor Ort sowie online einen Überblick über Ziele und Aktivitäten der Gesundheitsstadt Berlin, die Rolle des Arbeitskreises und die Herausforderungen, die mit der regionalen Umsetzung digitaler Prävention- und Versorgungsstrategien verbunden sind. Darüber hinaus zeigten Praxisbeispiele aus der Digitalen Gesundheitsregion Berlin/Brandenburg, der Modellregion Gesundheit Lausitz sowie der Innovationsregion für die digitale Transformation von Pflege und Gesundheitsversorgung (TPG) Sachsen-Anhalt, wie erfolgreiche Konzepte entstehen und welche Chancen sich aus dem Zusammenspiel von Technik, Regulierung und regionaler Zusammenarbeit ergeben können.

Das gemeinsame Motto vom AK „Digitale Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg“ im Projekt „Gesundheitsstadt Berlin“ lautet: Gesundheit neu denken – vernetzt, menschenzentriert und nachhaltig. In der digitalen Gesundheitsregion von Pflege,  Prävention und der psychischen Gesundheit steht der Mensch im Mittelpunkt. Für ihn gilt es, Versorgung nahtlos, verständlich und erreichbar zu gestalten.

Rund 390.000 Menschen arbeiten im Berliner Gesundheitssektor. In der Hauptstadtregion erwirtschaften 22.000 Unternehmen aus dem Gesundheitssektor circa 30 Milliarden Euro im Jahr.

Die Talk-Akteure Dettling und Beck proklamierten: „Lassen Sie uns Barrieren abbauen und Kooperationen ermöglichen, Strukturen schaffen, die Ressourcen entlasten und die Kosten senken für ein Gesundheitssystem, das intersektoral und interprofessionell arbeitet.“

Nächste Termine

- Mo, 1. Dezember: HITT "IT-Sicherheit: Mit KI zum resilienten Klinikbetrieb; NIS2 in der Umsetzung"
- 1.-3. Dezember: Entscheiderfabrik "Digital Health Leadership Summit 2025" im Universitätsspital Basel
- Mo, 12. Januar 2026: HITT "KHVVG: Anforderungen an IT und Organisation"

www.health-it-talk.de

Autor: Wolf-Dietrich Lorenz
Foto Quelle: Health-IT Talk

 

 

 

 

 

 

 

 


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