KH-IT-Clubabend über "digitale Zukunftsfähigkeit"

KHIT

Veröffentlicht 09.09.2021 07:00, Dagmar Finlayson

Beim monatlichen Clubabend des KH-IT erfuhren die Teilnehmer von Thorsten Schütz Näheres über die Vorbereitungen des Digitalen Reifegradmodells im Rahmen der KHZG-Vorgaben über „digitale Zukunftsfähigkeit“ der Krankenhäuser. Allerdings konnte der stellvertretende Vorsitzende Bundesverband der Krankenhaus IT-Leiterinnen/Leiter KH-IT wegen der getroffenen Vereinbarungen im Reifegrad-Konsortium noch nicht alle Details angesprechen. Am 24. September 2021 soll das Modell einer breiten Öffentlichkeit vom Konsortium vorgestellt werden.

Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) investieren Bund und Länder bis zu 4,3 Mrd. Euro in die digitale Infrastruktur der Krankenhäuser. Begleitend sieht das Gesetz eine „Analyse und Bewertung des grundsätzlichen Standes der Digitalisierung in deutschen Krankenhäusern und der Effekte des Zukunftsfonds auf den Digitalisierungsgrad, die Versorgungen von Patientinnen und Patienten und die regionalen Versorgungsstrukturen“ vor.

Das Bundesministerium für Gesundheit hat im Rahmen einer Ausschreibung das Konsortium „DigitalRadar“ beauftragt diese Evaluation durchzuführen.  Das „Digital Radar" soll nun ein deutsches Reifegradmodell nach §14b Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) entwickeln, das eine internationale, standardisierte und umfassende Bewertung des Digitalisierungsgrads von Krankenhäusern ermöglichen soll.

Unter der Konsortialleiterin Prof. Dr. Sylvia Thun und ihrem Stellvertreter Prof. Dr. Alexander Geissler, derzeit Medical School der Universität St. Gallen, sind das Institut für angewandte Versorgungsforschung (INAV) von Prof. Dr. Volker Amelung, die Krankenhausberater von Lohfert & Lohfert sowie das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen mit Prof. Dr. Boris Augurzky beteiligt.

 

Abb: Modellentwicklung

Für die Evaluation setzt "Digital Radar" ein Reifegradmodell ein, dass auf nationalen und internationalen Erfahrungen beruht und mit über 65.000 zusätzlich eingebundenen weltweiten Reifegradevaluierungen eine internationale Vergleichbarkeit ermöglicht.  Das Projekt ist im Juni 2021 gestartet und soll bis April 2024 laufen.

Das Konsortium entwickelt, mit Unterstützung eines breiten Expertengremiums bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern aus Gesundheitseinrichtungen, Versicherungen, Industrie und Fachverbänden, ein Reifegradmodell, den so genannten “DigitalRadar”. Dieses Modell berücksichtigt Vorgaben aus der Gesetzgebung und den entsprechenden Förderrichtlinien (KHZG), Elemente etablierter Reifegradmodelle wie dem HIMSS Electronic Medical Record Adoption Model (EMRAM) sowie weiterer vergleichbarer Modelle und Erkenntnisse aus der Literatur.

Insgesamt sollen auf die Kliniken mit dem Modell 230 Kriterien zukommen, hier kann sich noch etwas ändern. Sie handeln die sechs Dimensionen ab: klinische Prozesse, Patientenpartizipation, Informationsaustausch, Resilienz Management und Performance, organisatorische Steuerung und Datenmanagement und Telehealth.

 Die Evaluation des Reifegrades soll über eine Online-Erhebung erfolgen, die durch die Krankenhäuser mit Vertretern aus dem Informationsmanagement, dem klinischen Personal sowie der Verwaltung als Selbstauskunft befüllt werden soll. Eine entsprechende Erhebungsplattform soll bereitgestellt werden.

2024 -  Skepsis über den Zeitpunkt

In der IT zeigt sich auch beim KH-IT-Clubabend Skepsis, ob 2024 der richtige Zeitpunkt ist oder zu kurz gefasst. Hat das Krankenhaus  die organisatorischen Strukturen geschaffen für die Abarbeitung? Denn: Es  drohen für Fördermittelempfänger Malus-Regelungen bei Nichterfüllung. Das Thema wirft Fragen mit Blick auf die IT-Ressourcen auf: Wie soll der laufende Betrieb nach 2024 organisiert werden? Steht ein Schichtbetrieb der IT ins Haus wie bei Ärzten? Dabei richtet sich der Blick auf „digitale Zukunftsfähigkeit“ über die IT hinaus: Gehören die Kernkompetenzen der Krankenhäuser aufgeteilt oder gebündelt, um so einen organisatorisch-fachlichen Rahmen zu schaffen?

 

Abb: Reifegrad-Konturen

Digitalisierungsgrad und Verbesserung der Versorgung von Patienten

Auftrag des „DigitalRadars“ ist die Evaluierung des Reifegrads der Krankenhäuser hinsichtlich der Digitalisierung nach § 14b KHG. Das Reifegradmodell ermöglicht eine standardisierte und umfassende Bewertung des Digitalisierungsgrads von Krankenhäusern mittels Durchführung und Auswertung einer Erhebung bzw. Selbsteinschätzung der Krankenhäuser.

Das übergeordnete Ziel ist es, den grundsätzlichen Stand der Digitalisierung in deutschen Kliniken, sowie Effekte der Förderung in Bezug auf den Digitalisierungsgrad und der Verbesserung der Versorgung von Patienten bzw. regionaler Versorgungsstrukturen zu untersuchen und zu bewerten.

Am DigitalRadar teilnehmende Krankenhäuser sollen nach erfolgreicher Übermittlung ihrer Daten Zugang zu aggregierte Ergebnisberichte zum Digitalisierungsstand  und Benchmarking-Informationen erhalten. Angekündigt ist: Eine Bescheinigung über die Teilnahme wird erstellt und dient gegenüber dem Bundesamt für soziale Sicherung (BAS) als Nachweis zur Erfüllung der Fördervoraussetzungen gemäß KHZG.

Alle Krankenhäuser sind zur Teilnahme eingeladen

Es sind auch jene Krankenhäuser zur Teilnahme am DigitalRadar eingeladen sind, die keine Fördermittel im Rahmen des KHZG beantragen und daher nicht zur Teilnahme verpflichtet sind. Die teilnehmenden Einrichtungen erhalten die gleichen Leistungen, die sich aus der Befragung des DigitalRadars ergeben.

Zusätzlich zu den genannten Leistungen für teilnehmende Einrichtungen stellt das Konsortium dem Bundesministerium für Gesundheit aggregierte Ergebnisberichte zum Digitalisierungsstand der deutschen Krankenhäuser zur Verfügung.

Am 24. September 2021 soll einer breiten Öffentlichkeit das Modell zur Evaluierung des digitalen Reifegrades von Krankenhäusern gemäß den Anforderungen des Krankenhauszukunftsgesetzes vorgestellt werden.  Zu Wort kommen sollen die Verantwortlichen des DigitalRadar Konsortiums (digitalradar-krankenhaus.de) sowie Vertreterinnen und Vertreter der Pilotkrankenhäuser. Sie geben fachkundig Auskunft über Prozedere, Inhalt und Aufwand.

www.kh-it.de

Foto: Thorsten Schütz, Leiter IT und Betriebsorganisation, Klinikum Itzehoe, Stellvertretender Vorsitzender Bundesverband der Krankenhaus IT-Leiterinnen/Leiter KH-IT

Text: Wolf-Dietrich Lorenz


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