Smart Hospital Excellence Forum 2021: Vorsprung durch Interoperabilität

Forum

Veröffentlicht 16.12.2020 13:00, Kim Wehrs

Das „Smart Hospital Excellence Forum 2021“ am 22. und 23. März 2021 skizziert die Entwicklung hin zu einem intelligenten und zukunftssicheren Krankenhaus. Dafür ist Optimierungspotenzial bei der Digitalisierung zu erschließen und zu nutzen, besonders bei Interoperabilität. Referentin Prof. Dr. Sylvia Thun, Professorin für Informations- und Kommunikationstechnologie im Gesundheitswesen, Hochschule Niederrhein, erörtert diese Thematik praxisbezogen für das Krankenhausmanagement . Im Interview mit dem Krankenhaus IT-Journal markiert sie einige Kernpunkte.

Das Gesundheitswesen wird – nicht zuletzt durch die COVID-19-Krise – immer digitaler und vernetzter. Welche Rolle spielt hierbei Interoperabilität, um die Potenziale der Digitalisierung in Krankenhäusern stärker nutzen zu können?

Prof. Thun: Interoperabilität ist das Herzstück der Kommunikation zwischen Maschinen und Menschen. Ohne eine gemeinsame Sprache (Snomed/LOINC/ICD) und Grammatik (HL7 FHIR und V2 (Version 2) ist auch die Digitalisierung unmöglich. Krankenhäuser mit Systemen, die die Interoperabilität unterstützen, und mit gut eingerichteten Kommunikationsservern haben einen Vorsprung, was Patientensicherheit und die Anbindung von Zuweisern und PatientInnen betrifft. PatientInnen können mit smarten Applikationen Informationen vor und nach dem stationären vom Krankenhaus erhalten und vice versa. So ist es möglich, etwa  Patient Related Outcomes (PROMS) zu erfassen und die Qualität der Behandlung zu messen.

Welcher Standard ist für die Konnektivität der Krankenhäuser notwendig? Wie ist hier der Status quo? Was ist vor allem zu tun?

Prof. Thun: HL7 FHIR und Version2 sind die syntaktischen Standards, die die Europäische Kommission seit mehreren Jahren für grenzüberschreitende Applikationen vorgibt und nun endlich in die deutsche Patientenakte und die MIOS (Medizinische Informationsobjekte) strategisch von der Selbstverwaltung und den Fachgesellschaften spezifiziert werden. Daneben benötigen wir allumfassende medizinische Sprachen wie SNOMED, IDMP (Arzneimittel) und LOINC. Ab dem 1.1.2021 ist Deutschland Vollmitglied bei der Organisation, die SNOMED herausgibt, der IHTSDO. So können alle Krankenhäuser und Softwarefirmen diese Terminologie kostenfrei nutzen.

Krankenhäuser müssen ihre Systeme erweitern und darauf achten, dass dort, etwa im Medikationsmodul, die internationalen Standards genutzt werden und keine proprietären Schnittstellen und Terminologien, die nicht in der Strategie der Bundesregierung und EU vorgesehen sind. FHIR, IHE und SNOMED sollten selbstverständlich gemäß den Vorgaben der KBV, des RKI, des BfArM und der gematik in den Systemen vorhanden sein.

Was bringt ein Standard dem Kliniker sowie dem Patienten? 

Prof. Thun: Technische Standards bringen v.a. Patientensicherheit und eine bessere Behandlung. Kliniker können sich besser auf die Dokumentation verlassen und (künstliche) Algorithmen arbeiten präziser. Es sollte aber auch klar sein, dass die Dokumentation durch adäquate Werkzeuge den ärztlichen Dienst unterstützen soll und Kliniker keine Kodes heraussuchen müssen. Intelligente Lösungen lassen die Standards und Terminologien im Hintergrund der medizinischen Dokumentation mitlaufen. Dafür müssten die Fachgesellschaften aber die Vorgaben erarbeiten. Das geschieht gerade im Bereich der digitalen Leitlinien (AWMF) mit HL7 FHIR und auch z.B. bei den Pathologien zur Befundberichterstellung. 

Was bringt ein Standard mit Blick auf technische und ökonomische Aspekte für den Klinikbetreiber?

Prof. Thun: Standards retten Leben! Zudem ist ein Krankenhaus nicht mehr so abhängig von einem Anbieter, da die Altdaten einfacher übernommen werden können. LOINC Codes z.B. wurden nie implementiert, und gerade jetzt in der Corona-Krise hätte man diese so sehr benötigt, um verschiedene Labormethoden- und untersuchungen präzise zu beschreiben. Statt dessen erfindet jeder Hersteller eigene Kodes und Begriffe. Das ist – nicht nur in einer Pandemie- sehr gefährlich.

Was wollen Sie als Referentin den Verantwortlichen aus dem Krankenhausmanagement auf dem Excellence-Forum vor allem mitgeben?

Prof. Thun: Seien Sie bitte aufmerksam bei den Ausschreibungen von neuen Modulen und Softwaresystemen. Fragen Sie im Detail die relevanten Standards ab.

„Smart Hospital Excellence Forum 2021“

Das Programm des Excellence Forums von Veranstalter Smart Bridges bietet intensiven Austausch mit renommierten Experten über aktuelle Entwicklungen, Forschungen und Innovationen. Im Fokus stehen Themen wie Prozessoptimierungen und Kosteneinsparungen im Krankenhaus mit digitalen Strategien, Interoperabilität im Krankenhaus sowie Vorteile der Digitalisierung im Krankenhaus für Patienten und Mitarbeiter. Zu den Kernpunkten zählen außerdem Chancen und Risiken in der Medizin durch Big Data und Künstliche Intelligenz KI, automatische Dokumentation von Pflegeprozessen sowie  Datenschutz und Ethik in der Medizin.

Themen und ReferentInnen (Auswahl)

Aktueller Überblick zum Smart Hospital

Prof. Dr. Jochen Werner, Medizinischer Direktor, Universitätsklinikum Essen

Prof. Dr. David Matusiewicz, Professor für Medizinmanagement, Direktor des

Forschungsinstituts für Gesundheit & Soziales, FOM Hochschule &

Founder - Digital Health Academy

Digitalisierung am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel

Prof. Dr. Björn Bergh, Leiter der Sektion Medizininformatik und CDO, UKSH - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

Interoperabilität im Krankenhaus

Prof. Dr. Sylvia Thun, Professorin für Informations- und Kommunikationstechnologie im Gesundheitswesen, Hochschule Niederrhein

Can Machine Intelligence turn us into Healthier People? Rise of Digital Signals and

their Potentials for the eHealth Industry

Dr. Stefan Ebener, Head of Customer Engineering, Google Cloud

Digitalisierung von Pflegeprozessen

Prof. Dr. Martina Hasseler, Professorin Klinische Pflege, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

 

Digitale Kompetenzen – Die Menschen hinter der digitalen Transformation

Dr. Jana Aulenkamp, Ärztin, Co-Founderin, Autorin

 

Blick über den Tellerrand – Das Smart Hospital in Dänemark am Beispiel des Universitätskrankenhauses in Aarhus

Lars Ganzhorn Knudsen, Chief Innovation Officer, Aarhus University Hospital, Denmark Prof. Dr. Wolfgang Deiters, Professor für Gesundheitstechnologien, HSG Bochum

 

Der Untergang des Radiologen!? – Wenn Radiologie auf Künstliche Intelligenz trifft

Dr. Thomas Görlitz, Oberarzt Radiologe, Facharzt für diagnostische Radiologie, SRH Kliniken

 

Die Forums-Teilnehmer erwartet ein intensiver Wissenstransfer. Dazu tragen Vortragsformate und Beteiligungsmöglichkeiten bei wie interaktive Round Tables, spannende Keynotes, aufschlussreiche Best-Practice-Cases, Workshops und kontroverse Diskussionen sowie Vier-Augen-Gespräche mit Lösungsanbietern.

Das Konferenzangebot umfasst u.a. Zugang zum interaktiven Excellence Portal zur Auswahl der persönlichen Agenda, selbstgewählte und individuelle Vier-Augen-Gespräche mit Lösungsanbietern, Teilnehmern und Referenten. Die Durchführung der Veranstaltung findet unter Einhaltung der Hygienestandards (geprüftes Anti-Corona-Konzept) statt.

 

Informationen:

www.smarthospital-excellenceforum.com 

 

 


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