gematik Thinktank für digitale Lösungen im Gesundheitssektor

Interview

Veröffentlicht 14.04.2022 07:10, Wolf-Dietrich Lorenz

Als Nationale Agentur für Digitale Medizin hat die gematik den Anspruch und den Auftrag, die Digitalisierung des Gesundheitswesens zu stärken und wichtige Weichen für die Zukunft zu stellen. Das gematik Zukunftslabor ist ein Thinktank für digitale Lösungen im Gesundheitssektor. Es befasst sich mit künftigen Technologien und ermittelt deren Potenziale für die digitale Gesundheitsversorgung. Dabei sucht es aktiv nach Lösungen, die dazu beitragen, die künftigen Bedarfe zu erfüllen. Darüber hinaus will es Prototypen entwickeln, um den Nutzen neuer Technologien aufzuzeigen und deren zukünftigen Einsatz vorzubereiten.

Lesen Sie hier die Pressemeldung

gematik Zukunftslabor nachgefragt

Im Zukunftslabor werden neue Technologien erforscht und vorangetrieben. Im Thinktank für digitale Lösungen im Gesundheitssektor sind verschiedenste Fachkräfte aktiv, Sicherheitssysteme sollen die Vertraulichkeit garantieren und  Methoden und Verfahren sollen und Interoperabilität sichern. Das Krankenhaus IT Journal hat dazu einige Punkte hinterfragt.


Welches sind mitwirkende Fachkräfte (intern/extern) im Zukunftslabor der gematik ? In welchem Verhältnis sind Industrievertreter, Healthcare-Anwender und Wissenschaft  eingebunden?

gematik Zukunftslabor: Die Projekte, an denen das Zukunftslabor arbeitet, sind unterschiedlich breit aufgestellt. Die beteiligten Partner variieren stark und sind von der Ausrichtung des Projektes abhängig. Am Projekt der Pilotierung der föderierten VersichertenID sind neben ausgewählten Krankenkassen deren IT-Dienstleister beteiligt. In anderen Forschungsprojekten arbeiten wir sowohl mit der Industrie als auch mit wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen zusammen. Wir sind derzeit außerdem am IDUnion Projekt beteiligt, welches sich das Ziel gesetzt hat, jedem Bürger eine selbstbestimmte digitale Identität zur Teilnahme an einer Vielzahl von Anwendungsfällen des öffentlichen Lebens in die Hand zu geben. Beteiligt sind hier eine große Anzahl verschiedenster Partnern. Die Palette reicht von Großunternehmen, Start-Ups, öffentlichen Institutionen, freien Forschungseinrichtungen , Universitäten bis hin zu Interessenvertretungen und Vereinen. Neben den direkten Partner gibt es außerdem Verbindungen zu den verschiedensten Standardisierungsgremien IETF, W3C, DIF, OpenID Foundation, usw.

Welche Sicherheitssysteme garantieren die Vertraulichkeit des übergreifenden medizinischen Informationsmodells?

gematik Zukunftslabor: Der Gesundheitsdatenraum basiert auf der verteilten Speicherung der Daten. Die bereits heute vorhandenen Schutzmaßnahmen bilden damit die Grundlage zum Schutz der gespeicherten Daten. Der Zugriff auf die verteilt gespeicherten Daten setzt eine föderierte eID für alle beteiligten Akteure voraus (OAUTH2/OIDC). Auf diese Identitätsschicht setzt eine Zugriffsschicht auf Basis von UMA2.0 auf, die dem Bürger die vollumfängliche Wahrnehmung seiner Rechte zur informationellen Selbstbestimmung  ermöglicht. Eine detailliertere Beschreibung des Konzepts finden sie in HL7-Mitteilungen Nr. 43/2019 Seite 15ff.

Welche Ausnahmen für einen Zugriff von Institutionen ohne Zustimmung sowie Wissen des Versicherten gibt es?

gematik Zukunftslabor: Das Zukunftslabor der gematik evaluiert neue Technologien und gibt technologische Impulse für die Weiterentwicklung der TI. Wir schaffen damit die technischen Grundlagen zur sicheren Umsetzung der angesprochenen Ausnahmen.  Die konkrete Festlegung der Ausnahmen ist ein rechtlicher und politischer Prozess und erfordert gesellschaftlichen Konsens. Dieser Prozess liegt nicht in der Verantwortung des Zukunftslabors.

Welche Methoden und Verfahren sollen Interoperabilität sichern?

gematik Zukunftslabor: Bei der Erarbeitung der Konzepte setzt das Zukunftslabor auf aktuelle Standards auf. Im Falle des Gesundheitsdatenraumes sind dies z.B. OAUTH2, OIDC, FHIR, UMA2.0, JOSE, …. Wenn möglich werden bei der prototypischen Umsetzung existierende, standardkonforme Produkte nachgenutzt und weiterentwickelt. Die bereitgestellten Prototypen sind damit hochgradig interoperabel. Bei der Überführung der Prototypen in konkrete Lösungen helfen wir mit technischer Expertise, um die Interoperabilität zu wahren. Wir ermöglichen so, interoperable Lösungen zu schaffen, fordern aber keine Einhaltung von Standards im Sinne einer Zulassung ein.

Foto: Ronald Koenig, Leiter des Zukunftslabors bei der gematik: „Das Zukunftslabor setzt auf einen breiten Ansatz von Recherche, Forschung und fachlichem Austausch.“


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