Fachkräftemangel: Digitale Technologien im Versorgungsalltag

Studie Fachkräftemangel im Gesundheitswesen

Veröffentlicht 01.07.2022 08:30, Wolf-Dietrich Lorenz

Das Gesundheitswesen steuert auf einen Personalnotstand zu, der die Gesundheitsversorgung in Deutschland gefährdet: Im Jahr 2035 können knapp 1,8 Millionen offene Stellen nicht mehr besetzt werden, weil geeignete Kräfte fehlen. Das entspricht einem Engpass von 35 Prozent. Besonders betroffen vom Fachkräftemangel ist die Alten- und Krankenpflege. In diesen Bereichen droht 2035 ein Versorgungsengpass von 37 beziehungsweise 36 Prozent. Im ärztlichen Bereich liegt dieser Wert bei 29 Prozent.  Digitale Technologien können Entlastung bieten, sind aber noch nicht wirklich im Versorgungsalltag angekommen. Das sind zentrale Ergebnisse der Studie „Fachkräftemangel im Gesundheitswesen: Wenn die Pflege selbst zum Pflegefall wird“ von PwC Deutschland. 

„Wir brauchen dringend eine neue Pflege- und Gesundheitspolitik, damit wir die Weichen im Gesundheitswesen im Sinne des Patientenwohls anders stellen und der drohenden Versorgungslücke – bedingt vor allem durch den demografischen Wandel – entgegenwirken können“, sagt Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland. „Aus unserer Sicht ist es eher fünf nach als fünf vor zwölf. Bereits vor zehn Jahren haben wir auf den Fachkräftemangel hingewiesen. Seitdem ist wertvolle Zeit verstrichen, ohne dass sich an den Rahmenbedingungen etwas geändert hätte. Jetzt müssen wir an allen Stellschrauben drehen, und dazu gehört auch der Einsatz intelligenter Technologien.“

Fachkräfte leiden unter hoher körperlicher und psychischer Belastung

Digitale Technologien können zur Entlastung des Personals im Versorgungsalltag beitragen. Das ist dringend notwendig, denn gerade die körperliche Belastung ist in Gesundheitsberufen hoch, wie 72 Prozent der Ärzt:innen und Pflegekräfte mit leitender Tätigkeit bestätigen. Ebenso finden 59 Prozent der Befragten dieser Gruppe den Beruf auch psychisch fordernd. Die Menschen, die potenziell als Pflegekräfte in Frage kommen – 18- bis 29-Jährige mit Schulabschluss in den vergangenen drei Jahren, Arbeitslose und Wechselwillige – fürchten hingegen in erster Linie die hohe psychische Belastung des Pflegeberufs, wie 63 Prozent angeben. Erst an zweiter Stelle nennen sie mit 57 Prozent die körperliche Anstrengung. 

Digitale Technologien von Nachwuchskräften geschätzt

Wie bewerten die (potenziellen) Health Professionals den Beitrag der digitalen Transformation zur Weiterentwicklung der Pflege? Insgesamt ist eine große Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien spürbar, insbesondere in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen, der Arbeitslosen und Wechselwilligen. Unter ihnen sehen die Befragten den größten Mehrwert in einer Entlastung des Alltags und in der besseren Beobachtung von Gesundheitsdaten (jeweils 62 Prozent). Auch unter den erfahrenen Kräften gibt es Zustimmung, die aber etwas verhaltener ausfällt. „In diesem Punkt zeigt sich, dass digitale Technologien noch nicht wirklich im Versorgungsalltag angekommen sind und die Erfahrung einer echten Entlastung fehlt. Umso wichtiger ist es, dass sie jetzt Einzug in die Praxis halten, denn sie können gerade unter jungen Kräften ein starkes Argument pro Pflege sein“, bilanziert Michael Burkhart.

 



Foto: Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland: „Aus unserer Sicht ist es eher fünf nach als fünf vor zwölf.“



Foto: Adobe Stock / Torbz


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