Studie zu Cloud-Nutzung: Wie die richtige Cloud-Strategie die Gesundheitsversorgung voranbringt

Krankenhaus-IT Journal Blog

Veröffentlicht 22.05.2023 15:30, Kim Wehrs

Die digitale Vernetzung ist in vielen Teilen des Gesundheitswesens noch ausbaufähig. Ein Bereich, in dem sie viel bewirken könnte, ist die intersektorale Versorgung. Damit ist die regional übergreifende Zusammenarbeit von Akteuren wie Haus- und Fachärzten, Pflege, Krankenhäusern, Apotheken, Krankenversicherungen und dem sozialen Umfeld gemeint. Sie zielt darauf ab, die Patientenversorgung zu verbessern und zugleich die Kosten für das Gesundheitswesen zu senken. 

Da viele Parteien von unterschiedlichen Orten zusammenarbeiten müssen, damit das Konzept funktioniert, liegt der Einsatz von Cloud-Lösungen nahe. Gemeinsam mit Eviden (Atos) hat VMware daher eine Studie bei FlyingHealth in Auftrag gegeben, die das Potenzial von Cloud-Technologien für die intersektorale Versorgung im Gesundheitsbereich untersucht hat. Dafür wurden zehn Experten aus den Bereichen stationäre und ambulante Versorgung sowie von Krankenkassen interviewt. Zusätzlich wurden mehr als 100 Akteure der Gesundheitswirtschaft im Rahmen einer Online-Befragung befragt.

 

Skepsis weicht Aufbruchstimmung

Die Erhebung zeigt, dass viele Akteure bereits Cloud-Dienste nutzen und die diesbezügliche Skepsis allmählich einer Aufbruchstimmung weicht. So stimmen denn auch 94% der Befragten zu, dass Cloud-Lösungen die intersektorale Versorgung verbessern können. Basierend auf ihren Antworten identifiziert die Studie fünf Erfolgsfaktoren, mithilfe derer dies gelingen könnte: 

  • Dazu gehört erstens der ortsunabhängige Zugriff auf relevante Gesundheits- und Patientendaten. Gerade, wenn zur Versorgung eines Patienten viele Akteure zusammenarbeiten müssen, kann dies die Abstimmung erleichtern. 
  • Eine Cloud-basierte Infrastruktur vereinfacht zweitens die Einhaltung hoher IT-Sicherheitsstandards, da die Akteure die Zuständigkeit an den Cloud-Dienstleister abgeben. Dieser kümmert sich auch um Wartung und Aktualisierung der Cloud-basierten IT-Services, was vor allem kleine Praxen und Krankenhäuser zusätzlich entlasten dürfte. 
  • Drittens könnte die von den Cloud-basierten Strukturen ermöglichte Transparenz Vertrauen hinsichtlich Datenschutz schaffen. Darin besteht in den Augen von 55% der Befragten momentan noch die größte Hürde bei der Implementierung. Insgesamt sind sich die Befragten jedoch einig, dass Datenschutz nicht zulasten der Versorgungsqualität gehen darf und eine Lösung daher in der Umsetzung standortunabhängiger regulatorischer Vorgaben liegen sollte. 
  • Darüber hinaus lassen sich Cloud-basierte Kapazitäten viertens flexibler beschaffen und skalieren, wenngleich sich das As-a-Service-Modell nur schwer mit der klassischen Budgetplanung im Krankenhaus oder der Verplanung von Fördermitteln durch das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) in Einklang bringen lässt. Hier wird ggf. ein Umdenken notwendig sein. 
  • Fünftens erhöht eine moderne IT-Infrastruktur die Attraktivität einer Organisation als potenzieller Arbeitgeber im Wettbewerb um (vor allem junge) Fachkräfte.

 

Die richtige Cloud-Strategie finden

Um diese Potenziale für sich zu nutzen, brauchen Organisationen zunächst eine Cloud-Strategie. Eine solche existiert laut Studie jedoch erst in der Einrichtung jedes dritten Befragten. Organisationen, die sich dazu noch keine Gedanken gemacht haben, sollten damit beginnen, bevor sie von der gelebten Praxis überholt werden. Um die Cloud-Nutzung strategisch auszurichten, gilt es zu evaluieren, welche Ansprüche die eigene Organisation aufgrund von Faktoren wie Größe, Struktur oder Prozessen an eine IT-Infrastruktur stellt. Entsprechend bieten sich bei der Wahl der passenden Strategie verschiedene Optionen: 

  • Bei einer Private-Cloud-Strategie stellt der Provider einer Organisation Cloud-Dienste über eine Infrastruktur zur Verfügung, auf die nur sie Zugriff hat. Dabei kann es sich auch um ein eigenes Rechenzentrum handeln, sodass die Cloud on-premise betrieben wird. So profitiert die Organisation von Skalierbarkeit, Flexibilität sowie Kosteneffizienz und behält gleichzeitig die volle Kontrolle über Daten und Anwendungen. 
  • Ähnlich ist es bei einer Hybrid-Cloud-Strategie, die sowohl auf lokale On-Premise- als auch auf öffentliche Cloud-Ressourcen setzt. Auch hier hat der Anwender die Möglichkeit, sowohl flexibel zu skalieren als auch gleichzeitig kritische Daten eigenverantwortlich abzusichern. Im Gegensatz zur Private-Cloud-Strategie kann er hier auch Cloud-native Services, wie z. B. Datenanalyse-Dienste, bei Bedarf ergänzend nutzen und seine Infrastruktur so schnell an neue Anforderungen anpassen. 
  • Bei einer Public-Cloud-Strategie stellt ein Drittanbieter die Cloud-Dienste online bereit. Diese ermöglicht, die Cloud-Vorteile voll auszuschöpfen, während Sicherheit, Datenschutz und Verfügbarkeit von Anwendungen und Daten komplett an den Anbieter ausgelagert werden. 
  • Eine Multi-Cloud Strategie wiederum kombiniert die zuvor genannten Ansätze individuell zu einem Cloud-Ökosystem, das es entsprechend zu orchestrieren gilt. Hierfür bietet es sich an, auf die Unterstützung erfahrener Lösungsanbieter zurückzugreifen.

 

Multi-Cloud Strategie birgt das größte Potenzial

Es zeigt sich: Bei der Cloud-Strategie gibt es keine Einheitslösung. Während kleine Physiotherapiepraxen z. B. mit einer einzelnen, spezifischen Cloud-Anwendung gut aufgestellt sind, brauchen Gemeinschaftspraxen oder medizinische Versorgungszentren eine umfangreichere Strategie, um sich intersektoral zu vernetzen. Für den Betrieb kritischer Systeme, z. B. auf Intensivstationen oder in OPs, bietet es sich für Kliniken wiederum an, auf hybride Lösungen zu setzen. Was der jeweils beste Ansatz ist, variiert somit je nach Anwendungsfall und Anforderungen. 

Insgesamt lässt sich dem Anforderungsprofil vieler Organisationen im Gesundheitssektor am besten mit einer Multi-Cloud Strategie begegnen. Sie greift bedarfsorientiert auf die Leistungen unterschiedlicher Anbieter zurück. Dabei nutzt sie je nach Anwendungsfall die Möglichkeiten von Public-, Private- und Hybrid-Cloud. Die Studie offenbart, dass gerade Organisationen mit fortgeschrittener Cloud-Nutzung eine solche Strategie favorisieren. Dies dürfte daran liegen, dass dieser Ansatz Anwendern die größtmögliche Flexibilität bietet, Infrastruktur und Anwendungen bedarfsgerecht anzupassen – und zwar sowohl mit Blick auf Anforderungen an Regulatorik, Kosten und Leistung, als auch hinsichtlich der Absicherung kritischer Bereiche. So kann eine weitsichtige Multi-Cloud Strategie ein Schlüsselelement auf dem Weg zu einer besseren intersektoralen Versorgung sein, von der am Ende der Patient profitiert.


Autor: Jens Kögler, Healthcare Industry Director EMEA, VMware


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