Digitale Disruption im Unternehmen Krankenhaus

Digital

Veröffentlicht 15.09.2023 07:10, Kim Wehrs

Disruption setzt das „Unternehmen Krankenhaus“ unter Druck, Leistungen digital zu optimieren, Verbesserung der organisatorischen Effizienz erzielen und durch disruptive Innovationen herbeizuführen und umzusetzen.  Dr. Patrick Heiler, Director Healthcare bei IG&H, skizziert einige Kernpunkte.

Eines lässt sich vorneweg sagen: Digitalisierung im „Unternehmen Krankenhaus” existiert, das ist die gute Nachricht. Es gibt kaum einen Bereich, der keine digitalen Prozesse beinhaltet. Angefangen bei der  Bettenreinigung, über das Gebäudemanagement und die dazugehörige Technik bis hin zu den klinischen Systemen selbst. Doch auch, wenn schon einiges passiert ist – Digitalisierung im Gesundheitswesen kann und sollte noch viel mehr. Disruptive Innovationen sind auch dringend notwendig. Nicht erst seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie vor drei Jahren ist klar, dass unser Gesundheitssystem an einigen Stellen überholt werden muss.


Die eigene digitale Strategie kennen

Eine weitere gute Nachricht lautet: Es existieren bereits viele Innovationen an unterschiedlichen Stellen. Unterschiedlichen Schätzungen zufolge sind in einem Krankenhaus rund 100 bis 400 verschiedene Softwarelösungen im Einsatz. Das Problem liegt darin, dass viele dieser nicht miteinander kommunizieren, sodass viel Potential verschenkt wird. Es benötigt daher dringend Innovationen auf Basis digitaler Transformation. Eine Technologie, die dabei eine große Rolle spielt, ist Künstliche Intelligenz (KI). KI braucht Daten, um wiederum aus diesen zu lernen. Sie erkennt Strukturen und Prozesse, die in vielen Bereichen ines Krankenhauses – von der Abrechnung bis zur zentralen Notaufnahme – helfen können, zu besseren Entscheidungen zu kommen.  

Ziel des Ganzen sollte eine hohe Interoperabilität sein. Dafür braucht es eine offene Haltung gegenüber der Implementierung und Nutzung neuer Systeme. Voraussetzung für eine Weiterentwicklung ist allerdings, dass Infrastruktur und Projektvorhaben zusammenpassen. Dabei sollten wichtige Fragen vorab geklärt werden: Cloud ja oder nein? Passt das Vorhaben zur digitalen Strategie des Krankenhauses? Wie sehr wird IoT (Internet of Things) eine Rolle spielen? Fakt ist: Es bringt nichts, eine pauschale IT-Lösung zu implementieren. Stattdessen empfiehlt sich ein Schritt-für-Schritt-Vorgehen, das die oben angeführten Fragestellungen individuell berücksichtigt.

Innovation muss beim Anwender

Spricht man von disruptiver Innovation im Gesundheitswesen, muss vor allen Dingen eines klar sein: Nämlich, dass es in erster Linie um den Mehrwert für den Anwender, sprich das Krankenhauspersonal sowie für den Patienten selbst, gehen muss. Denn eine Lösung kann noch so innovativ und zukunftsweisend sein – wenn sie keinen konkreten Nutzen hat und nicht in die gesamte Strategie passt, ist sie fehl am Platz. Ein Beispiel aus der Praxis: Über einen Telemedizinroboter könnten sich Ärzte mancherorts von einem anderen Krankenhaus zur Visite dazuschalten. Jedoch beobachten wir, dass diese Technologie oft nicht genutzt, da sich das Personal – so wie in der Vergangenheit – per Telefon zusammenruft. Hier stoßen also Tradition und Möglichkeiten aufeinander. Daher sollte immer der konkrete Prozess berücksichtigt werden: Welche Herausforderungen haben die Anwender? Welche Probleme müssen gelöst werden? Idealerweise arbeiten Anwender und Projektverantwortliche – sei es intern oder mit externen Partnern – zusammen. Dies wird nach wie vor zu wenig praktiziert, stellt aber einen wichtigen Katalysator für mehr anwenderorientierte Innovation dar.


Transformation braucht Use Cases und das Gesetz

Weichen für mehr disruptive Innovation im deutschen Gesundheitswesen können nur dann gestellt werden, wenn auch ein Bewusstseinswandel bereits im Gange ist. Dann setzt Transformation ein, sprich der Anwender beziehungsweise ein konkreter Prozess rückt in den Mittelpunkt der Betrachtung. Werden daraus gezielt Use Cases generiert, nimmt das Ganze seinen natürlichen Lauf. Eine wichtige Rolle nimmt hier der Staat ein. Denn gerade um Systemoffenheit zu erreichen, braucht es Standards, die definiert werden müssen. Und das kann mittels Gesetzgebung in die richtige Richtung gelenkt werden, um noch anwenderorientierter zu agieren und Innovation damit voranzutreiben.  


Patrick Heiler

Dr. Patrick Heiler ist Director Healthcare bei der Beratungs- und Technologiefirma IG&H.

 
Quelle: Krankenhaus-IT Journal 03/2023
Foto: Adobe Stock / wladimir1804 


Lesen Sie mehr zum Thema "Digitalisierung"

Verirrt im digitalen Wunderland
Digitalisierung
Tech
Nutzererfahrung bei DiGAs
Digitalisierung
Diga

Lesen Sie hier die neuesten Beiträge

Diese Webseite verwendet Cookies.   Mehr Info.      oder