Digitalisierung der Universitätsmedizin Mainz im Highspeed-Modus

KI

Veröffentlicht 22.11.2023 12:00, Dagmar Finlayson

Das Institut für Pathologie der Universitätsmedizin Mainz hat heute neue Hochleistungsscanner in Betrieb genommen. Diese erkennen mittels einer auf künstlicher Intelligenz-basierten Software bereits winzige Veränderungen und Muster, wodurch sich pathologische Befunde wesentlich differenzierter erheben lassen. Für die Beschaffung dieser hochmodernen Geräte hat die Universitätsmedizin Mainz auf Basis des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) rund 1,6 Millionen Euro investiert. Die offizielle Inbetriebnahme erfolgte heute im Beisein von Ministerialdirektor Daniel Stich.

„Diese Investition bedeutet einen weiteren Schritt auf dem Weg zur digitalen Medizin in der für Wissenschaft und Gesundheit so bedeutenden Universitätsmedizin Mainz. Ich freue mich, dass das Krankenhauszukunftsgesetz hierfür zusätzliche Möglichkeiten eröffnet, und wir im Rahmen der Fördermaßnahme ‚Vollautomatisierte klinische Entscheidungsunterstützungssysteme‘ einen weiteren Beitrag zur Nutzung von innovativer und leistungsstarker Medizintechnik leisten“, so Daniel Stich, Ministerialdirektor des Ministeriums für Wissenschaft und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz.

Der Vorstandsvorsitzende und Medizinische Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer, betont: „Diese Investition ist neben der langfristigen baulichen Neu- und Umgestaltung der Universitätsmedizin Mainz eine weitere Maßnahme, um den Patientinnen und Patienten eine optimale Versorgung zu bieten und gleichzeitig für die Menschen, die bei uns arbeiten ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.“ Er ergänzt: „Die Zukunft der Medizin liegt in der kombinierten Expertise von Mensch und digitalen Prozessen, nicht zuletzt der Nutzung künstlicher Intelligenz. Zum Wohle der Patient:innen nutzen wir die Chancen, die sich aus der Digitalisierung ergeben. Digitale Entscheidungs- und Unterstützungssysteme wie diese Hochleistungsscanner setzen hoch qualifizierte Fachkräfte voraus, machen deren Tätigkeiten zugleich jedoch noch interessanter und erfolgreicher.“

Die Pathologie beschäftigt sich mit Krankheiten, die mit veränderten Strukturen des Gewebes und/oder der Zellen einhergehen und sich durch spezielle Untersuchungen von Gewebeproben diagnostizieren lassen. Dabei werden Gewebeproben zur mikroskopischen Untersuchung auf Objektträger aufgebracht. Heutzutage ist es möglich digitale Objektträger zu erstellen, indem Glasobjektträger über automatisierte Scanner erfasst werden. In vielen Fällen bildet die pathologische Diagnose die Grundlage, um im Sinne der Präzisionsmedizin zielgerichtet behandeln zu können. In einer digitalen Umgebung lassen sich pathologische Informationen erfassen, verwalten, weitergeben und interpretieren. Damit ist die moderne digitale Pathologie für den gesamten histopathologischen Prozess nutzbar.

Genau das tut das Institut für Pathologie der Universitätsmedizin Mainz mit seinen neuen Hochleistungsscannern vom Typ Aperio GT 450 DX. Das Modell ist mit einem bildgebenden System der nächsten Generation sowie mit spezieller Unterstützungs-Software ausgestattet und zeichnet sich durch seine hohe Kapazität aus. Dadurch kann das Institut für Pathologie der Universitätsmedizin Mainz seine Arbeitsabläufe sicherer und effizienter gestalten. So verfügen die neuen Geräte über eine leistungsstarke, speziell gefertigte Optik, die das Verfahren der Gewebeaufbereitung für die lichtmikroskopische Untersuchung in der Pathologie verbessert und eine sofortige Diagnose auf dem Bildschirm ermöglicht. Mittels einer innovativen Farbkalibrierungs-Technologie lassen sich hochauflösende digitale Bilder von Hellfeld- oder fluoreszenzmikroskopische Aufnahmen in gleichbleibend hoher Qualität erzeugen. Zudem lässt sich eine sehr hohe Genauigkeit bei der Gewebeerkennung erreichen, weil das Gewebe von beiden Seiten des Objektträgers beleuchtet wird.

„Der neue, speziell für uns Pathologen entwickelte automatische Objektträger-Scanner dient uns sowohl in der Primärdiagnose als auch für multidisziplinäre Konsultationen sowie bei der Archivierung von Fällen. Zudem können wir über die virtuelle Mikroskopie histologische Befunde in klinisch-pathologischen Konferenzen und Tumorboards direkt präsentieren und diskutieren, und somit dazu beitragen, personalisierte Medizin anzubieten“, erläutert Univ.-Prof. Wilfried Roth, Direktor des Instituts für Pathologie. „Die Vorteile der digitalen Pathologie liegen unter anderem in der Option, die Bilddaten auch mit molekularen Datenbanken zu verbinden und damit die Tumorbefunde noch umfassender charakterisieren zu können. Zudem lässt sich ein erheblicher medizinischer Mehrwert erzielen, indem die digitalen pathologischen Befunde mit anderen klinischen Daten wie beispielsweise radiologischen Befunden verglichen werden.“

Eine solche integrierte Diagnostik ist vor allem für Patient:innen mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen wichtig, deren weitere Behandlung dann in einem multidisziplinären molekularen Tumorboard diskutiert und festgelegt wird. Die durch die Digitalisierung ermöglichte Präzisionsdiagnostik und das daran anschließende „personalisierte“ Behandlungskonzept stellen gerade in der Krebsmedizin einen großen Fortschritt dar.

Die für die neuen Hochleistungscanner beantragten und bewilligten Fördermittel basieren auf dem im September 2020 beschlossenem Zukunftsprogramm Krankenhäuser (Krankenhauszukunftsgesetz – KHZG), in dessen Rahmen der Krankenhauszukunftsfonds eingerichtet wurde. Dabei handelt es sich um ein Investitionsprogramm für Krankenhäuser des Bundes und der Länder zwecks Förderung der Digitalisierung der Krankenhäuser. Die mit dem Krankenhauszukunftsfonds bereitgestellten Fördermittel sollen durch die Europäische Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF) refinanziert werden. Daher stammen die Mittel für die neuen Hochleistungsscanner im Institut für Pathologie der Universitätsmedizin Mainz zu 70 Prozent von der Europäischen Union und zu 30 Prozent vom Land Rheinland-Pfalz.

Neben der Investition für die neuen Geräte der innovativen, digitalen Pathologie beinhaltet das Digitalisierungsportfolio der Universitätsmedizin Mainz unter anderem KHZG-Projekte für die digitale Pflege- und Behandlungsdokumentation, das digitale Medikationsmanagement und digitale Prozesse zur Anforderung von diagnostischen Laborleistungen. Hierzu zählen beispielsweise mobile Vitaldatenmonitore und Visitenwagen in verschiedenen Kliniken, zwei neue Vollautomaten zur Arzneimittelzubereitung in der Klinik-Apotheke und auch neue Softwaremodule für das digitale Bildmanagementsystem, um Lungenerkrankungen, Multiple Sklerose oder auch das Knochenalter schneller und präziser diagnostizieren zu können.

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten und jährlich mehr als 345.000 Menschen stationär und ambulant versorgen. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin sowie mehr als 700 Fachkräfte in den verschiedensten Gesundheitsfachberufen, kaufmännischen und technischen Berufen werden hier ausgebildet. Mit rund 8.700 Mitarbeitenden ist die Universitätsmedizin Mainz zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de.

Foto(v.l.n.r.): Univ.-Prof. Dr. Wilfried Roth (Direktor des Instituts für Pathologie der Universitätsmedizin Mainz) und Dr. Jörg Jäkel (Oberarzt und ärztl. Leitung IT, Institut für Pathologie der Universitätsmedizin Mainz) erläutern Daniel Stich (Ministerialdirektor, Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz) und Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer (Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz) die Nutzung des neuen Hochleistungsscanners in der Universitätsmedizin Mainz; ©Universitätsmedizin Mainz/Peter Pulkowski;

Quelle: Universitätsmedizin Mainz

 


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