Pflegeprävention und Telemedizin in ländlichen Regionen

G-BA

Veröffentlicht 25.07.2025 08:30, Kai Wehrs

Neue Versorgungsmodelle unter Leitung der Charité im Praxistest. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) fördert regelmäßig mit Mitteln des Innovationsfonds die Erprobung neuer Konzepte, um die gesundheitliche Versorgung in Deutschland weiter zu verbessern. Jetzt starten unter Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin zwei Projekte aus dem Bereich Neue Versorgungsformen. Sie nehmen die Prävention von Pflegebedürftigkeit und die neurologische Versorgung im ländlichen Raum in den Blick. In den kommenden drei bis vier Jahren werden die neuen Konzepte in der Versorgung eingesetzt und wissenschaftlich begleitet. Sind sie erfolgreich, können sie in die Regelversorgung übernommen werden.

Die zu erprobenden Konzepte tragen insbesondere demografischen Veränderungen Rechnung, knapperen Personal- und Finanzressourcen und fehlenden Angeboten in ländlichen Regionen. „Der erneute Erfolg der Charité in der aktuellen Förderrunde zu neuen Versorgungsmodellen zeigt, wie forschungsstark die Charité auf diesem Gebiet ist. Die neuen Projekte werden einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems leisten“, sagt Prof. Wolfram Herrmann, Sprecher der Plattform – Charité Versorgungsforschung.

Möglichst lang im Alter selbständig sein
Die Zahl der Pflegbedürftigen in Deutschland wird nach aktuellen Schätzungen voraussichtlich bis 2030 auf mehr als sechs Millionen Menschen steigen. Das stellt bereits heute alle Beteiligten im Gesundheits- und Pflegesystem sowie Betroffene und Angehörige vor große Herausforderungen. Es ist daher dringend nötig, die Pflegeprävention zu stärken, um die Nachfrage nach Pflegeleistungen zu reduzieren oder so weit wie möglich hinauszuzögern. Das Projekt PrävPfleg startet in diesem Herbst mit dem Ziel, die Selbständigkeit von Menschen mit beginnenden Einschränkungen der geistigen Fähigkeiten, allerdings noch ohne Einstufung in einen Pflegegrad, so lange wie möglich zu erhalten. Im Rahmen des sogenannten Prevention Nursing werden geschulte Pflegekräfte Menschen ab dem 65. Lebensjahr unter anderem in ihrer Mobilität, kognitiven Leistungsfähigkeit und sozialen Teilhabe fördern. Dies soll dem Erhalt der Selbstständigkeit dienen und nach Möglichkeit auch Angehörige entlasten. Technische Assistenzsysteme werden das Prevention Nursing unterstützen.

Projekt: Prävention von Pflegebedürftigkeit durch Prevention Nursing (PrävPfleg)
Leitung: PD Dr. Andrea Budnick und Prof. Adelheid Kuhlmey, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft
Fördersumme: rund 6,8 Millionen Euro für 42 Monate, Start: November 2025

Telemedizin: neurologische Versorgung im ländlichen Raum
Die zeitnahe Diagnostik und Therapie von neurologischen Erkrankungen stellen insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels eine Herausforderung dar. Betroffen sind vor allem ländliche Regionen, in denen die demografische Entwicklung einen zusätzlichen Versorgungsbedarf bewirkt. Um die Qualität der Versorgung zu verbessern, kann Telemedizin eine wichtige Rolle spielen. Im Projekt TENEAM werden Patient:innen mit neurologischen Auffälligkeiten von Hausärzt:innen in eine teleneurologische Spezialsprechstunde überwiesen. Wohnortunabhängig ermöglicht diese eine schnelle diagnostische Abklärung und die weitere fachärztliche Behandlung. Das neue Konzept wird mit der bestehenden Regelversorgung verglichen, wobei unter anderem die Effekte auf die Versorgungssituation und die Lebensqualität der Patient:innen, aber auch gesundheitsökonomische Aspekte untersucht werden.

Projekt: TeleNeurologisch ambulante Versorgung in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern (TENEAM)
Leitung: PD Dr. Christiana Franke und Prof. Heinrich Audebert, Klinik für Neurologie
Förderung: rund 8,4 Millionen Euro für 45 Monate, Start: Juli 2025

Quelle: Charité – Universitätsmedizin Berlin

Bild: Plattform – Charité Versorgungsforschung © Charité


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